Eine Messe zum Jubiläum

Der Katholische Kirchenmusikverband Thurgau (KKVT) feiert dieses Jahr sein 150-jähriges Bestehen. Präsident Roberto Alfarè erzählt forumKirche Historisches, wie das Jubiläum gefeiert wird und wie er die Zukunft der Verbandsarbeit sieht.

Der KKVT wurde am 7. November 1872 in Frauenfeld gegründet. Damals hiess er noch Thurgauischer Cäcilienverein. Was war der Anlass?
Die Gründung hatte zum Ziel, der Musik im Gottesdienst entgegenzutreten, die als der Liturgie unwürdig empfunden wurde. Die sogenannte cäcilianische Bewegung, die 1868 von Bamberg ausging, wollte eine Kirchenmusik nahe an der Liturgie schaffen. Es war eher ein pädagogisches als ein musikalisches Konzept. Heute gilt vermehrt: Die Musik muss die Herzen berühren und die Leute sollen mitgerissen werden. 

Weshalb wird das Jubiläum erst dieses Jahr begangen? 
Schon 2019 haben wir uns Gedanken gemacht, dann kam die Pandemie – und das Jubiläum rückte in den Hintergrund. Die Idee zu einer Neukomposition kam uns an einer Sitzung im Januar 2021. Im Juni desselben Jahres wurde diese konkretisiert, und es fiel der Entscheid: Wir machen an Ostern 2023 eine Uraufführung. Dies in der Hoffnung, dann seien die Bedingungen besser. An der Delegiertenversammlung im November 2021 – mit dem frisch unterzeichneten Vertrag für die Komposition im Sack – konnten wir dann die Chöre darüber informieren.

Um was für ein Werk handelt es sich, und wie sieht die Uraufführung aus?
Es handelt sich um eine Komposition mit dem Titel «Thurgauer Jubiläumsmesse». Es ist ein Werk für drei- oder vierstimmigen Chor und Orgel oder sogar für Orgel und Orchester. Das heisst: Je nach Grösse und Möglichkeiten des Chores kann ein Streichquintett hinzugezogen oder können sogar noch Trompeten und Pauken eingesetzt werden. Bald ist es nun so weit und 14 Thurgauer Kirchenchöre werden die Messe an Ostern jeweils in ihren Kirchen uraufführen - sozusagen eine dezentrale Uraufführung. 
Uns war ganz wichtig, den Sänger*innen mit der Komposition einen Impuls zu geben. Es soll Musik sein, die sie gerne und mit Begeisterung singen, mit dem die Chöre aber auch ein Extraprojekt für Ostern starten können. Zudem bestanden wir beim Komponisten darauf, das «Halleluja» als Coda und den Fürbittruf mit derselben Besetzung wie den Rest der Messe zu vertonen. Das muss zusammen mit der Gemeinde tönen – wie musikalischer Weihrauch – und zu noch grösserer Festlichkeit beitragen! 

Wie sind Sie auf Heinrich Walder gekommen? Er war bis 2021 Domkapellmeister in Brixen (IT) und Dozent am Konservatorium Claudio Monteverdi in Bozen (IT). 
Wir haben im Anschluss an die Delegiertenversammlung 2019 wie immer einen Gottesdienst gefeiert. Der Kirchenchor Emmishofen sang Heinrich Walders «Deutsche Messe in B-Dur» mit solcher Begeisterung, dass wir es in den Kirchenbänken förmlich spürten. Deshalb haben wir Heinrich Walder beauftragt, eine ähnlich geartete Messe zu komponieren. Wie geplant konnten wir im September 2022 die Noten ausliefern, damit die Chorleiter*innen noch vor Weihnachten Zeit hatten, das Werk zu studieren. Damit möglichst viele Sänger*innen mitmachen können, stellt der Verband auch Übungsdateien zur Verfügung. 

Wie viele Mitglieder hat der KKVT aktuell? 
Zurzeit sind 17 Chöre Mitglied mit insgesamt etwa 450 Sänger*innen. 

Wofür setzt sich der KKVT heute ein? Wie sehen Sie dessen künftige Aufgaben?
Mit der Kirchenmusikkonferenz im Mai möchten wir unsere Chorleiter*innen und Organist*innen vernetzen und mögliche gemeinsame Projekte aufspüren. Für die Zukunft kann ich mir durchaus vorstellen, Noten zur Verfügung zu stellen – adaptiert auf die Bedürfnisse der Chöre. Vielleicht auch Übungsdateien zu produzieren, um das Proben flexibler zu gestalten. Warum nicht zwei gleiche Proben in einer Woche anbieten, aber dafür nicht im Wochenrhythmus? Es ist mir wichtig, dass die Leute singen, denn das ist erwiesenermassen gut für die Psyche.

Interview: Béatrice Eigenmann, forumKirche, 15.02.2023


Jubiläums-Chöre
Folgende Kirchenchöre singen an Ostern die «Thurgauer Jubiläumsmesse»:
Aadorf-Tänikon, Amriswil, Arbon, Emmishofen, Eschenz, Fischingen, Hagenwil, Kreuzlingen mit dem Gemischten Chor Wäldi, Romanshorn, Steinebrunn, Sulgen, Weinfelden, ökumenischer Kirchenchor Hüttwilen-Herdern, Pastoralraumchor Nollen-Lauchetal-Thur
 

Vorstandsmitglieder des KKVT
Quelle: Detlef Kissner
Vorstandsmitglieder des KKVT mit den Noten der «Thurgauer Jubiläumsmesse» (v. l.): Ivan Trajkov, Dieter Hubov, Roberto Alfarè, Marie Antoinette Klevenz, Marie-Anne Rutishauser

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