Lancierung neuer Events für Jugendliche 

Jugendliche für die Kirche zu begeistern, ist oft kein leichtes Unterfangen. Hierbei ist die kirchliche Jugendarbeit ein wichtiger Eckpfeiler, um den Jugendlichen aufzuzeigen, wie das Miteinander sie für ihren späteren Lebensweg stärken kann. Auch in der Region bemühen sich die Seelsorger*innen, neue Anreize für die Jugendlichen zu schaffen. Beispielsweise in Form von zwei grossen Jugendanlässen, die demnächst in Neuhausen und Romanshorn stattfinden.

Zum ersten Mal findet am 4. und 5. Juni in Neuhausen ein Pfingstfest statt (forumKirche 09/22), das nach dem Vorbild des Jugendfests zu Pfingsten in Österreich gestaltet wird. Zu diesem pilgern jedes Jahr Tausende junge Besucher*innen in den Salzburger Dom. In diesem Jahr will sich der traditionelle Anlass öffnen – auch aus Platzgründen, denn 2019 musste die Veranstaltung auf den Domplatz ausweichen – und soll in verschiedenen Ländern und Orten ausgerichtet werden. Neben Österreich und der Schweiz, werden ebenfalls Pfingstfeste in Deutschland, Italien sowie England organisiert und neben Neuhausen wird es hierzulande Anlässe in St. Gallen und Solothurn geben. Dadurch verteilen sich die Besucher*innen auf verschiedene Veranstaltungsorte. Wie viele aber genau in die Kirche Heilig Kreuz in Neuhausen kommen, sei schwer abzuschätzen, meint Natalie De Lisa, Pfarrei- und Jugendseelsorgerin. «Es bleibt spannend, wie viele Jugendliche der verschiedenen Konfessionen unserer Einladung folgen werden. Ich weiss von den Jugendlichen, die ich treffe und persönlich zum Pfingstfest einlade, dass sich bereits einige angemeldet haben und sich sehr auf das Fest freuen. Ob es nun 10 oder 100 sind, ist für mich nicht primär wichtig. Wichtiger scheint mir, dass diejenigen, die teilnehmen, Spass haben.» 

Zusammensein unter Gleichaltrigen
In Salzburg wurde das Pfingstfest von der katholischen Erneuerungsbewegung Loretto vor über zwanzig Jahren ins Leben gerufen. Der Kontakt zu dieser österreichischen Gemeinschaft entstand, so Natalie De Lisa, durch lokale, engagierte Mitglieder verschiedener Konfessionen, von denen einige auch schon in Salzburg einen Anlass besuchten. «Daraus entwickelte sich die Idee, ein solches Pfingstfest auch im Kanton Schaffhausen anzubieten. Dass wir dieses ökumenisch begehen können, freut uns umso mehr.» Das Programm des Pfingstfestes beinhaltet Lobpreise, Gottesdienste, heilige Messen und Predigten – mitunter live aus Salzburg. Auf die Frage, was der Event für die eigene Jugendarbeit bedeute, erklärt Natalie De Lisa: «Die Jugendlichen in unserem Pastoralraum haben kritische Fragen, suchen nach glaubwürdigen Antworten und geniessen das Zusammensein unter Gleichaltrigen, die sich ebenfalls für den Glauben interessieren. Das diesjährige Pfingstfest in Neuhausen gibt ihnen die Möglichkeit, in «ihrer» Kirche Teil von etwas Grossem zu sein und nicht nur von Gott und dem Glauben an ihn zu sprechen, sondern in verschiedenen Momenten persönlich zu erfahren.»

Jugendliche ernst nehmen
Die Jugendseelsorgerin fügt hinzu: «Die Highlights des Pfingstfestes werden die gemeinsamen Gottesdienste in einer Kirche voller Jugendlicher sein, wie auch das gemeinsame Gebet, der Gesang, das Tanken von Kraft in den Impulsen und einfach das «Sein». So ist genug Zeit eingeplant für das gemeinsame Essen und den Austausch untereinander. Die Jugendlichen können, wenn sie möchten, zur Ruhe kommen, in Seelsorgegesprächen über die Dinge sprechen, die sie beschäftigen, und das heilige Sakrament der Versöhnung empfangen. Das Pfingstfest passt daher sehr gut zu unserer Jugendarbeit, weil wir die Jugendlichen als junge Gläubige nicht nur willkommen heissen, sondern sie ernst nehmen.» In den Anlass eingebunden würden die Jugendlichen auch damit, dass sie nicht nur daran teilnehmen, sondern auch aktiv mithelfen könnten. «Es gibt immer etwas zu tun – das ist in der Kirche nicht anders als anderswo. Und so schafft auch das Mithelfen eine ganz eigene Form der Zusammengehörigkeit, da man sich ehrenamtlich und freiwillig für etwas engagiert, das einem wichtig ist», so Natalie De Lisa.

Ob das Pfingstfest eine einmalige Veranstaltung in Neuhausen bleiben wird oder sich die Idee hier etabliert, wird sich zeigen. «Eine Prognose für die Zukunft möchte ich nicht machen, sondern dem Heiligen Geist die Möglichkeit geben, zu wehen, wo er will und uns die Richtung zu weisen. Ich erhoffe mir aber vom diesjährigen Pfingstfest, dass es zumindest Lust auf «Mehr» macht!», sagt Natalie De Lisa.


Weitere Infos: www.pfingstfest.ch


Erstmals Projektwoche
In Romanshorn setzt man auf ein anderes Konzept: Dort sind Kinder und Jugendliche nicht zu Gebet und Gesang eingeladen, sondern zu Spiel und Sport. Elfride Zefi, Jugendarbeiterin der Pfarrei Romanshorn, organisiert dieses Jahr erstmals eine «Projektwoche», die vom 30. Mai bis zum 1. Juni stattfinden wird. Hinter diesem Namen verbergen sich Camps, in denen sich Kinder und Jugendliche von 6 bis 16 Jahren in Fussball, Unihockey, Basketball, Tanz, Selbstverteidigung und Minigolf einen halben oder ganzen Tag lang ausprobieren können. Das Besondere an diesen sportlichen Aktivitäten ist, dass sie von Frauen und Männern geleitet werden, denen der christliche Glaube wichtig ist und die bereit sind, auch darüber zu reden. Es ist vom Programm her vorgesehen, dass jedes Camp mit einem «Timeout» beginnt, d.h. dass die Trainer*innen davon erzählen, wie der Glaube ihren Alltag bestimmt und ihnen geholfen hat, ihr Leben zu meistern. Darüber hinaus sollen die Teilnehmenden ein Miteinander erleben, das von christlichen Werten wie Achtsamkeit, Solidarität, Fairness usw. geprägt ist. Die Idee für die Projektwochen wurde 1999 in der St. Galler Baptistengemeinde geboren.

Glaube im Alltag
Elfride Zefi hörte von der Projektwoche erstmals im Arbeitskreis christlicher Kirchen Romanshorn. Sie fand die Idee spannend: «Wenn ich als kirchliche Mitarbeiterin vom Glauben rede, wirkt das auf Jugendliche anders, als wenn dies ein Profisportler tut.» Sie nimmt wahr, dass viele junge Menschen offen sind für den Glauben, ihn aber oft reduzieren auf Gottesdienste oder Aktionen im kirchlichen Rahmen. Es ist ihr ein Anliegen, dass die jungen Menschen ihn auch in ihrem Alltag entdecken: «Der Glaube soll für sie alltagstauglich werden.» Wenn sich Superstars wie Cristiano Ronaldo nach einem Tor bekreuzigten, sei das für alle normal. Wenn hingegen jemand vor einer Prüfung ein Gebet spreche, werde das als spiessig und uncool empfunden. Begegnungen bei einer Projektwoche könnten da etwas bewegen, meint Elfride Zefi. So entschloss sie sich, einen Versuch zu wagen und in den Pfingstferien erstmals zu solchen Sporttagen einzuladen.
Bei den Vorbereitungen stiess die Jugendarbeiterin auf viele offene Türen. Sie hatte keine Mühe, Vereine und Trainer*innen zu finden, die mitmachen. Schulen und private Einrichtungen erklärten sich zudem bereit, ihre Räumlichkeiten kostenlos zur Verfügung zu stellen. Für die Jugendarbeiterin ein gutes Zeichen: «Da zeigt sich die Kraft, die hinter diesem Projekt steckt.»

Werte vermitteln
Einen grossen Pluspunkt sieht sie in der Breite des Events. Die Teilnehmenden könnten auf ganz unterschiedlichen Ebenen Erfahrungen machen: mit ihrem Körper, mit Bewegung, mit Ernährung, in der Begegnung mit anderen Jugendlichen und den Trainer*innen. «So erfahren sie den Glauben als etwas Ganzheitliches, was sie umfassend stärkt.»
Ziel der Projektwoche sei es nicht, die Teilnehmenden zu missionieren oder für eine bestimmte Glaubenshaltung zu gewinnen, sondern vielmehr, sie in ihrem eigenen Glauben zu bestärken. Das gelte auch für muslimische Jugendliche, die an anderen Orten schon teilgenommen hätten. Ebenso sollen Werte und Verhaltensweisen unterstützt werden, die die Gemeinschaft fördern, z. B. dass man sich gegenseitig hilft, sich in ein Team einbringt, Nachsicht übt oder sich auch einmal entschuldigt.

Langsam wachsen
Bisher haben sich erst 20 Kinder und Jugendliche für die Projektwoche angemeldet. Elfride Zefi erzählt, dass es schon schwierig war, bei der Vielzahl von Angeboten einen geeigneten Termin dafür zu finden. Zudem würden nach den Corona-Einschränkungen viele Familien in den Ferien die Gelegenheit nutzen, ins Ausland zu reisen. «Dennoch sind viele Eltern froh um Freizeitangebote, bei denen die Kinder in den Ferien betreut sind», sagt Zefi. Sie sieht in solchen Angeboten auch eine wichtige Neuausrichtung der Kirche, die Bedürfnisse einzelner Gruppen wie Familien wahrnimmt und versucht, darauf einzugehen. 
Mit Blick auf die Projektwoche ist sie zuversichtlich. Diese soll dieses Jahr erst einmal klein starten. Elfride Zefi hofft, dass alle Beteiligten gute Erfahrungen damit machen und dass die Projektwoche in den kommenden Jahren wächst – auch über Gemeinde- und Pfarreigrenzen hinaus. 

Sarah Stutte und Detlef Kissner, forumKirche, 25.05.2022


Zur Geschichte
Die Projektwoche wurde von Andi Dubach im Jahr 1999 in St. Gallen initiiert. Als Jugendmitarbeiter der Kirche Bild suchte er nach einem attraktiven Freizeitangebot für Kinder und Jugendliche während ihrer Schulferien. So startete er mit einem Basketball- und einem Streetdance-Camp, für deren Leitung er einen Ex-NBA-Profi und eine Dance Crew aus der Ostschweiz engagierte. Die Projektwoche fand Anklang und in den folgenden Jahren kamen neue Camps dazu. Im Jahr 2014 kam es zum Zusammenschluss mit der Organisation Athletes in Action, welche die Aufgabe des nationalen Veranstalters übernahm. Im Jahr 2015 startete die Projektwoche Basel, 2016 folgte Züri Oberland und 2017 Bern.
 

 

 

Natalie De Lisa
Quelle: Detlef Kissner
Natalie De Lisa, Pfarrei- und Jugendseelsorgerin in Neuhausen, wirbt für das Pfingstfest.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Elfride Zefi
Quelle: Detlef Kissner
Elfride Zefi, Jugendseelsorgerin in Romanshorn, macht auf die Projektwoche aufmerksam.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

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