Der erste Gottesdienst in Aadorf

Am 20. Mai gab der Bundesrat auch den Gottesdiensten grünes Licht und erlaubte diese wieder ab dem 28. Mai. Das bedeutete auch, dass das Kirchenfest Pfingsten stattfinden konnte – wenn auch unter Einhaltung eines Schutzkonzeptes. Ein Augenschein in der Kirche Aadorf zeigte, wie dieses umgesetzt wurde und wie sich dort der erste Gottesdienst nach der langen Pause gestaltete. 

Die Pfarrei St. Alexander am Samstag vor Pfingsten. Es ist 17.15 Uhr und somit noch eine Dreiviertelstunde bis zur ersten offiziellen Eucharistiefeier nach 77 Tagen Lockdown. Wie viele Kirchgänger kommen wohl zu diesem besonderen Gottesdienst und wie nehmen sie das Schutzkonzept auf? An einer der Flügeltüren der Kirche ist ein Hinweiszettel angebracht mit der Bitte, für den Gottesdienst nur den Haupteingang zu benutzen. Im Eingangsbereich tritt man an einen Behälter mit Desinfektionsmittel heran, um sich vor dem Betreten der Kirche die Hände zu säubern. Links davon fällt der Blick auf das Schutzkonzept, das für die Kirchen Aadorf und Tänikon ausgearbeitet wurde. Dort ist zu lesen, dass die Zahl der Kirchenbesucher auf den vorhandenen Platzgemäss den Abstandsregeln beschränkt ist und dass die Weihwasserbecken nach wie vor nicht gefüllt sind.  

Kein Gesang und kein Hinknien

Während im Inneren der Kirche Pfarrer Daniel Bachmann und Mesmer Markus Jud die letzten Vorbereitungen für die anstehende Eucharistiefeier treffen, sind die Bänke schon alle gekennzeichnet. Jede zweite Bankreihe ist mit einem Band gesperrt, in den einzelnen Reihen geben gelbe Klebestreifen den nötigen Abstand von zwei Metern vor. Pro Bankreihe finden sich jeweils drei dieser Zettel – für Einzelpersonen, Paare und Familien. Wobei letztere zusammensitzen dürfen.
Die Gesangsbücher fehlen, da man das Singen bis auf Weiteres unterlassen will. Ebenso wurden die Bankkissen entfernt, um hinterher nicht jedes einzelne desinfizieren zu müssen. Aus demselben Grund werden die Kirchgänger später auch gebeten, während des ganzen Hochgebets zu stehen und sich nicht hinzuknien. Die Stelle, in der sich Längs- und Quergang zwischen den Bänken treffen und von der aus der Pfarrer und andere Mitglieder des Seelsorgeteams normalerweise die Kommunion austeilen, ist mit zwei gelben Streifen im Zwei-Meterabstand am Boden markiert. Damit bleibt bei der Entgegennahme der Hostien genügend Platz zwischen Kirchenleuten und Gemeindemitgliedern. Ebenfalls zum Schutzzweck steht auf dem Altar ein zusätzliches Fläschchen mit Desinfektionsmittel für den Pfarrer bereit. 

Neue Wege gehen

Vor der Kirche haben sich inzwischen schon einige Gläubige eingefunden, deren Zahl in den Minuten bis zum Gottesdienst auf rund 53 ansteigt. Sie werden von Daniel Bachmann, nun im roten Pfingstmessgewand, persönlich begrüsst. Danach führt er sie in die Kirche und übernimmt das Amt des Platzanweisers. Der Lockdown, sagt Bachmann dann während der Messe, habe auch unsere Eigenverantwortung gestärkt, davon sollten wir im Alltag zehren. Auch für die Kirche sei dies letztlich eine Chance, den herausfordernden Weg weiterzugehen und neue Möglichkeiten des gelebten Glaubens aufzuzeigen. Nachdem der Empfang der Kommunion sowie auch das Verlassen der Kirche sehr geordnet passiert, zeigt sich Daniel Bachmann nach der Messe zufrieden und gelöst. Ihm, der seit 34 Jahren Priester ist, sei vor allem wichtig gewesen, dass man die Gottesdienste wieder in einem würdigen Rahmen – also ohne Plexiglasscheiben – könne stattfinden lassen. «Ich habe mich sehr auf heute Abend gefreut und war wohltuend aufgeregt. Ich bin froh, dass meine Kirchenmitglieder die Schutzmassnahmen problemlos angenommen haben», erklärt er. 

Vor gefüllten Bänken

Allgemein habe er die Stimmung als entspannt empfunden, weil alle dankbar und froh seien, wieder Messen feiern zu dürfen. «Ich habe den gemeinsamen Gottesdienst sehr vermisst, weil es einfach nicht dasselbe ist, vor leeren Bänken einen digitalen Wortgottesdienst abzuhalten, obwohl ich versucht habe, mir die Menschen vorzustellen», gibt er zu. Und während Mesmer Markus Jud mit den letzten Aufräumaktionen beschäftigt ist, was das Desinfizieren aller Sitzbänke, Handläufe und Türklinken miteinschliesst, meint Daniel Bachmann, dass jetzt auch der Pfarramtsbetrieb langsam wieder anfange.

Sarah Stutte (9.6.20)
 

Pfarrer Daniel Bachmann
Quelle: Sarah Stutte
Ein Präsent für den Aadorfer Pfarrer Daniel Bachmann zur ersten offiziellen Gottesdienstfeier am Samstag vor Pfingsten.

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