Redewendungen aus der Bibel

Diese Redewendung meint, dass ein Mensch so handelt, dass er die zukünftigen Folgen für sein Handeln nicht im Blick hat, bzw. sie ihm gleichgültig sind.

Am 26. Dezember 2004 erreichte ein Tsunami die Küsten des Indischen Ozeans, und seine Wasser drangen sintflutartig bis ins Landesinnere vor und forderten viele Opfer. Die Erinnerung an die biblische Sintfluterzählung (Gen 6,5-9,17) drängt sich auf, in der Gott es regnen lässt und die gewaltigen Wassermassen fast das gesamte Leben auf Erden auslöschen. Das Leben spendende Wasser wird zum todbringenden Unheil für Mensch und Tier. In der Erzählung wird die Sintflut mit der Verdorbenheit und Gewalttätigkeit der Menschen begründet (Gen 6,11). Bis auf wenige Ausnahmen vernichtet Gott Leben. Nach der Flut gibt er die Zusage, kein solches Unglück mehr zuzulassen und erteilt Noah den Auftrag, die Erde von neuem zu bevölkern (Gen 8,21-9,1).

Der Tsunami war die Folge eines Erdbebens von einer Stärke, wie es davor erst wenige gab. Doch die Bilder der hohen Wellen und die Menschen, die sich vor den gewaltigen Wassermassen zu retten versuchten, werden uns in Erinnerung bleiben. In den letzten Jahren stieg der Meeresspiegel durchschnittlich um 3 mm pro Jahr. Diese Zahl löst keine sichtbare Panik aus, es sind ja keine meterhohen Wellen, die über unseren Köpfen zusammenbrechen. Und doch sollten diese Millimeter jeden von uns beunruhigen. Unzählige Küstenabschnitte und kleine Inseln sind von dem jährlichen Anstieg des Meeresspiegels betroffen. Das Wasser steigt fast unbemerkt, nicht sintflutartig. Dieser Umstand kann den Eindruck erwecken, die Welt sei in Ordnung und doch handelt der Mensch entsprechend der Redewendung «nach mir die Sintflut». Dahinter steckt oft mehr Gedankenlosigkeit als böse Absicht. Das Wasser steigt dort, wo wir es nicht sehen, dort, wo es unseren Lebensraum nicht unmittelbar bedroht. Wir machen uns zu wenig Gedanken darüber, wie unser Handeln sich auf unsere Nächsten, auf die künftige Generation oder gerade auf jene Menschen auswirkt, die von unserem Umgang mit der Umwelt am stärksten betroffen sind.

Im ersten Kapitel des Buches Genesis übergibt Gott dem Menschen die Erde. Die Bewahrung der Schöpfung, unseres Lebensraumes, liegt in der Verantwortung jedes Einzelnen. Wenn wir in Gleichgültigkeit und Verantwortungslosigkeit handeln, dann haben wir Anteil an der Zerstörung der Erde und «nach mir die Sintflut» wird zur Realität.

Andrea Moresino-Zipper,
Theologin und Journalistin

Ausgabe Nr. 6/2018

Bild: pixabay.com

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