Don Fabio Amortegui geht in den Ruhestand

Nach 15 Jahren gibt Don Fabio Amortegui sein Amt als Seelsorger der spanischsprachigen Mission im Thurgau und in Schaffhausen altershalber weiter. Im Gespräch mit forumKirche gewährt der 75-Jährige Einblick in sein bewegtes und engagiertes Leben.

Don Fabio ist ein Seelsorger, der den Kontakt zu den Menschen aktiv sucht. Mitgebracht hat er dies aus seinem Geburtsland Kolumbien, wo er nach dem Gymnasium Philosophie und Theologie studierte. Als junger Priester besuchte er regelmässig Familien, hörte sich ihre Sorgen und Nöte an, half mit, Probleme zu lösen. «Nach einem Jahr hat man in einer neuen Kirchgemeinde keine anonymen Christ*innen mehr», lautet seine Devise. Während sieben Jahren war er in Kolumbien in verschiedenen Pfarreien tätig und an manch einer grundlegenden Entwicklung beteiligt. Die Lust an einem weiteren Studium zog ihn nach Deutschland, nach Berlin und München. Ihn interessierte die Lateinamerikanistik in Kombination mit Völkerrecht. «Ich wollte wissen, wie die Ideologie der Nazis nach Chile, Argentinien oder Brasilien gekommen ist», sagt Don Fabio. 

Gemeinde wieder zusammengefügt

Als er in München von Schweizern angefragt wurde, ob er in Savognin als Ferienvertretung für einen Priester arbeiten möchte, willigte er ein. Er merkte schnell, dass er in den Schweizer Pfarreien viel bewirken könnte und blieb. 2006 übernahm er die spanischsprachige Mission der Kantone Thurgau und Schaffhausen. Sechs Monate sei die spanischsprachige Mission verwaist gewesen, was sich auf den Zusammenhalt der Gemeinde negativ ausgewirkt habe, so Don Fabio. Weinfelden schien ihm als Mittelpunkt des Thurgaus der ideale Ort seiner pastoralen Arbeit zu sein. So begann er, mit verschiedenen Aktionen die Menschen mit spanischem oder südamerikanischem Hintergrund für das kirchliche Leben neu zu begeistern. Dazu zählen etwa Tischgemeinschaften oder eine neue Art des Gottesdienstes, in dem etwa ein Bild interpretiert wird. Dass die Leute während eines Gottesdienstes reden und aktiv mitmachen können, war für einige ein neues Erlebnis. «Diese Momente zähle ich zu meinen Höhepunkten. Durch diese Dynamik konnte die Gemeinschaft wieder gebildet werden», sagt Don Fabio.

Keine Langeweile in Sicht

Obwohl die Menschen aus Spanien und Südamerika vieles gemeinsam haben, gibt es in Bezug auf den Glauben und die Kirche Unterschiede. Don Fabio sagt dazu: «Die Katholik*innen in Spanien schienen wegen des Franco-Regimes wie eingeschlafen, eingeschüchtert von der Armee. Die Christ*innen in Südamerika hingegen leisteten Widerstand.» Don Fabio weiss um die damalige Unterdrückung in Spanien. Seine Eltern wanderten deswegen mit den älteren Geschwistern von Nordspanien nach Kolumbien aus. Nun kann Don Fabio eine kompakte Gemeinde an seinen Nachfolger weitergeben. Ihm selber wird es nicht langweilig: Er wird für Aushilfen zur Verfügung stehen. Dazu warten gegen 200 Zeitschriften im Internet darauf, gelesen zu werden. Don Fabio sagt lachend: «Die Energie bleibt, wenn man etwas zu tun hat.»

Claudia Koch, forumKirche, 30.9.21
 

Don Fabio Amortegui war 15 Jahre lang Seelsorger der spanischsprachigen Mission im Thurgau und in Schaffhausen.
Quelle: Claudia Koch
Don Fabio Amortegui war 15 Jahre lang Seelsorger der spanischsprachigen Mission im Thurgau und in Schaffhausen.

Kommentare

+

Neuen Kommentar hinzufügen

Der Inhalt dieses Feldes wird nicht öffentlich zugänglich angezeigt.

Klartext

  • Keine HTML-Tags erlaubt.
  • Zeilenumbrüche und Absätze werden automatisch erzeugt.
  • Website- und E-Mail-Adressen werden automatisch in Links umgewandelt.
CAPTCHA
Diese Sicherheitsfrage überprüft, ob Sie ein menschlicher Besucher sind und verhindert automatisches Spamming.
Bild-CAPTCHA
Geben Sie die Zeichen ein, die im Bild gezeigt werden.