Deutsche Theologin äussert sich zum Frauenpriestertum

In der Debatte um das Frauenpriestertum in der katholischen Kirche geht es nach Einschätzung der emeritierten Theologin Marie-Theres Wacker «nicht so sehr um Jesus und die Bibel». Sie findet in der Bibel durchaus Argumente dafür, sagte sie in einem Interview mit dem Portal katholisch.de.

Für die römisch-katholische feministische Theologin Marie-Theres Wacker hinkt der Verweis auf Jesu Handeln in Sachen Priesterweihe. Weil er nur Männer zu Aposteln berufen habe, könne man daraus noch lange kein Nein zur Priesterweihe für Frauen ableiten, erklärte sie in einem Interview auf katholisch.de. «Der Begriff Apostel ist eng mit dem Zwölfer-Kreis verbunden. Und das ist zumindest im Lukas-Evangelium auch so gewollt. Die Symbolik der Zahl 12 bezieht sich auf die zwölf Stämme Israels, die aus den Söhnen Jakobs hervorgegangen sind. Damit nahm sich Jesus eine patriarchalische Gesellschaftsordnung zum Vorbild, die davon ausging, dass nur Männer Oberhaupt von Stämmen und Familien sein können. Die Frage ist, ob wir diese patriarchalische Tradition noch heute fortsetzen müssen – ich meine, dafür gibt es keinen Grund mehr.» Der Messias sei «eben auch ein Sohn seiner Zeit» gewesen: «Und für die Frage der Weihe von Frauen trägt das Verhalten Jesu, so meine ich, wenig bei.» Argumente gegen die Priesterweihe für Frauen würden erst formuliert, erklärte sie weiter, seitdem die Frauenordination ab 1976 ins Gespräch gekommen sei. «Anhand der Bibel könnte man jedenfalls auch gut einen Argumentationsblumenstrauss für die Priesterweihe von Frauen zusammenstellen.» Man müsse dafür nur an den erweiterten Apostelbegriff oder an Maria Magdalena denken.

Äbtissinenweihe seit Mittelalter üblich

Wacker verwies zudem auf eine seit dem Mittelalter übliche Äbtissinnenweihe, die in manchem «frappierend» an die Bischofsweihe erinnere. «Einige Äbtissinnen setzten sogar Pfarrer ein und hörten die Beichte. Das zeigt, wie weit es mit geistlichen Vollmachten für Frauen in dieser Kirche gehen kann.» Heute übernähmen Ordensfrauen in aller Welt ähnliche Aufgaben wie ständige Diakone, etwa den Besuch bei kranken Menschen, Katechismus-Unterricht und Gottesdienst-Predigten, «wenn keine Priester da sind». Für ein emanzipiertes Frauenbild spreche aus ihrer Sicht ein einfaches theologisches Argument, erklärte die Wissenschaftlerin: «Der Schöpfergott hat den Frauen doch sicher ihre Talente gegeben, damit sie sie entfalten können – und nicht, damit sie in verengten Rollenmustern verkümmern.» Man könne auch von der Gottesebenbildlichkeit des Menschen her denken, wie sie in der Bibel beschrieben sei: Demnach habe Gott sich die Menschen «als Partner» geschaffen, «die das Leben auf der Erde gestalten». Demnach wäre die Geschlechtlichkeit «ein Element des Menschseins, aber nicht das Grundlegende, Tragende», so Wacker.

KNA/kath.ch/katholisch.de/Red. (20.8.19)

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Demonstration der Initiative «Maria 2.0». Sie kämpft dafür, dass Frauen alle Ämter in der römisch-katholischen Kirche bekleiden können.

Bild: Andreas Schwarzkopf/Wikimedia Commons

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