Ein Verein will die Kunstschätze der Kirchen bewahren
Mit der Zeit wandeln sich auch die Religion und die Art und Weise, wie sie zelebriert wird. Kultgüter und wahre historische und monetäre Schätze verlieren ihre Aufgabe und landen auf dem Estrich oder im Keller. Diese Schätze sollen gehoben, gepflegt und für die Nachwelt erhalten bleiben.
Die Dachböden und Abstellkammern der Kirchen sind ein wahres Eldorado für Schatzsucher. Zu ihnen gehört der ehemalige Direktor des Kunstmuseums Thurgau, Markus Landert. Allerdings nicht, um sich persönlich zu bereichern. Vielmehr sollen die Schätze gehoben und für die Nachwelt erhalten bleiben. Zu diesem Zweck gründete er – zusammen mit anderen, denen der Erhalt christlicher Devotionalien ein Anliegen ist – vor einem Jahr den Verein Kompetenzzentrum für sakrale Kunst. « Wir hoffen, dass wir das Projekt zum Fliegen bringen », sagt Landert.
Viele Kirchgemeinden und das Thurgauer Amt für Denkmalpflege beschäftigen sich schon seit Jahren mit dem Thema. « Oft geraten Gegenstände, die irgendwo abgestellt wurden, in Vergessenheit », meint Landert. Leider werden sie dabei nicht immer sachgerecht aufbewahrt. « Da möchte ich niemandem einen Vorwurf machen. Oft ist man sich nicht bewusst, welchen Wert ein Objekt hat, das aus irgendeinem Grund weggeräumt werden musste », erklärt er und zeigt einen ganzen Katalog mit Bildern von verstaubten Fundorten. Diese beschränken sich nicht nur auf katholische Kirchen oder Klöster. « Das Projekt ist durchaus ein ökumenisches. » Betty Sonnberger von der Thurgauer Denkmalpflege gehört dem Verein ebenfalls an und hat als Hüterin des Inventars sakraler Objekte schon einige Fundorte fotografisch dokumentiert.
Zusammenarbeit mit Kloster Fischingen
Ziel dieses Vereins ist es, nicht nur einen Ort zu schaffen, an welchem die verschiedensten Objekte und Kultgegenstände aufbewahrt werden. « Darüber hinaus besteht die Idee, Ateliers zu betreiben, in welchen Objekte geflickt oder restauriert werden können. » Mit zum Projekt gehören auch ein Schaulager und Beratungsangebote. Dafür wird einiges an Platz benötigt. Einen möglichen Platz dafür sehen die Initianten im Kloster Fischingen. Im Westflügel stünden rund 800 Quadratmeter zur Verfügung, die sich gemäss einer Machbarkeitsstudie eignen würden. Dies ist einem Entwurf des Betriebskonzepts zu entnehmen. In diesem ist auch der jährliche Betriebsaufwand von rund Fr. 700'000 veranschlagt. Die Realisierbarkeit wird derzeit in Zusammenarbeit mit dem Verein Kloster Fischingen und möglichen Geldgebern geprüft.
Breit abstützen
« Wir wollen das Projekt breit abstützen » , erklärt Markus Landert. Nicht nur aus finanziellen Gründen. « Ein Kompetenzzentrum für sakrale Kunst kann dann gelingen, wenn es von vielen getragen wird. » Deshalb sucht der Verein nach interessierten Mitgliedern. Bislang besteht er erst aus einem engagierten Vorstand und einigen wenigen Mitgliedern. Einzelpersonen können Mitglieder werden, aber die Initianten hoffen auch auf Kirchgemeinden, Firmen und Gönner. Im Entwurf des Betriebskonzepts ist vorgesehen, 2027 mit den baulichen Anpassungen zu beginnen. Den Betrieb aufnehmen sollte das Kompetenzzentrum dann drei Jahre später. Noch nicht bereit, aber in Planung ist eine Internetseite. Wer sich vorab informieren will, kann sich direkt an Markus Landert wenden.
Ralph Weibel, forumKirche, 08.09.2025
Kontakt : markus.landert@gmail.com
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