Gegen das Verdunsten des christlichen Glaubens

Neuer Pastoralraum-Pfarrer in Schaffhausen-Reiat

1964 in Bognau, Mauensee/LU als sechstes von sieben Kindern geboren, studierte Pius Troxler in Fribourg Theologie und wurde 1991 in Lenzburg/AG zum Priester geweiht. Zuletzt war er Pastoralraum-Pfarrer im Pastoralraum «Unteres Entlebuch», der unter seiner Projektleitung 2016 errichtet wurde. Ebenso war er nicht residierender Domherr des Standes Luzern. Seine aufgeschlossene und authentische Art öffnet ihm viele Türen und Herzen.

Anfang der 1970er-Jahre war Pius Troxler Ministrant und erlebte nach der Reform des Zweiten Vatikanischen Konzils die Liturgie bereits auf Deutsch anstatt wie früher auf Latein. «Trotzdem sagt man, die Sprache ist veraltet und niemand versteht sie in der Kirche», stellt er verwundert fest. Daher baut er hin und wieder einen erklärenden Satz in die Liturgie ein. «Es ist wichtig, dass vieles von mir authentisch herüberkommt.» 

Wer viel fragt, bekommt auch Antworten
Um sich mit dem Gläubigenwandel – oder wie Bischof Kurt Koch sagte: «Der Glaube verdunstet» – zu beschäftigen, nutzte Troxler in Entlebuch die Gelegenheit, Erstkommunikanten und ihre Eltern zu drei Kirchen-Lektionen einzuladen. Vom Anschauen des Kirchgebäudes über liturgische Bewegungen wie Verbeugen oder Kniebeuge bis zu Gemeinde-Antworten hat der Pfarrer die Familien in die Kirche und ihre Liturgie eingeführt. «Die Kinder und auch viele Eltern waren fasziniert», resümiert der Priester. «Und wenn Fragen kommen, noch besser. Dann kann ich auch Antworten geben!» Das Schaffhauser Projekt Gemeindekatechese findet der neue Pastoralraum-Pfarrer gut. «Wenn man erwachsen wird, muss man einen neuen Zugang zum Glauben finden.» 

Christliche Werte
Im Hinblick auf den Sinnverlust von Feiertagen – davon gibt es in Entlebuch einige mehr als hier – und das Begehren von Brückentagen in der Gesellschaft reagiert Pius Troxler ganz gelassen: «Ich würde mich nicht dafür einsetzen, dass die gesetzlichen Feiertage bestehen bleiben.» Mit den weniger werdenden Kirchenbesuchern kann er auch in einer Abendmesse oder am folgenden Wochenende den Feiertag feiern. Der 59-Jährige zweifelt nicht daran, dass unsere Gesellschaft die christlichen Werte anerkennt. Es ist klar, dass sich das Weltbild zur Zeit Jesu heute durch Wissenschaften geändert hat. Trotzdem existieren noch immer viele unbeantwortete Fragen über Gott, das Leiden und Unrecht in der Welt. «Ich habe noch nichts Besseres gefunden als den christlichen Glauben», resümiert er in Bezug auf den friedensstiftenden und aufopfernden Jesus. Wenn westliche Staaten unter «christlicher Flagge» einen Krieg führen, wie beispielsweise den Afghanistan-Krieg, geht es ihnen letztendlich nur um Einfluss, Geld und Macht, ist Troxler überzeugt. «Wenn wir unsere eigenen Werte wirklich ausleben, auch in der Geschäftswelt», meint der Theologe, «dann können wir viel Gutes erreichen.» Es lohne sich, nach dem Evangelium zu leben, fasst Pius Troxler zusammen. Es gäbe schon viele Menschen, die das Gute umsetzen würden, auch wenn dies nicht in den Medien erscheinen würde.

Judith Keller, 28.11.2023