«En Stern für alli»

Tradition mit Neuheiten

Eine Mutter erinnert sich ans Sternsingen 2022. Doch im neuen Jahr gibt es ein paar Änderungen rund um diese Aktion in Märstetten, Ottoberg und Weinfelden. forumKirche hat sich umgehört.

Lilli Römer aus Märstetten hat sich 2022 bereit erklärt, die Gruppe von Sternsingern, bei der ihre Tochter Sina mitgemacht hat, zu begleiten. In Märstetten, Ottoberg und Weinfelden findet dieser Brauch ökumenisch statt. Die Kinder wurden im Religionsunterricht gut darauf vorbereitet. Der katholische Religionspädagoge Ralf Wagner hatte die Leitung des Sternsingens inne. Die Kinder lernten das Lied «Das isch de Schtärn vo Bethlehem» und den Segensspruch, den alle miteinander sprachen. 

Eine Strophe statt zwei
Im Gespräch mit forumKirche erinnert sich Lilli Römer ans Sternsingen am Dreikönigstag: «Die Kinder, die sich angemeldet hatten, durften sich ein Kleid aussuchen. Die Anprobe dauerte etwa eine halbe Stunde. Danach wählten die Gruppen ein Gebiet für ihren Einsatz aus. Herr Wagner hatte die Gruppen im Vorfeld ökumenisch zusammengestellt.» Zusätzlich wurden die Kinder mit Aufklebern und Kreide für den Haussegen über dem Türsturz ausgerüstet und mit Flyern über das Projekt, für das gesammelt wurde. Und schon waren sie auf ihrer Tour. «Alle Leute, die zu Hause waren, hatten Freude am Besuch. Aber die zwei Strophen des Liedes waren zu lang. Deshalb habe ich den Kindern gesagt, sie sollen nur noch eine Strophe singen», erzählt Lilli Römer. «Wir waren der Meinung, dass es sonst zu lange dauert und die Kinder nicht so vielen Menschen eine Freude machen könnten.» Nach eineinhalb Stunden war der Einsatz bereits wieder beendet. «Die Leute waren sehr grosszügig, sowohl mit Süssigkeiten als auch mit den Spenden. Die Kinder freuten sich sehr über den Betrag von 260 Franken», sagt die Mutter, die sich während der Tour im Hintergrund hielt. Wenn jemand nachgefragt habe, wofür das Geld gesammelt werde, hätten die Kinder kompetent Auskunft erteilt und einen Flyer abgegeben. Die ganze Schar traf sich im Anschluss in der reformierten Kirche zu einem kindergerechten Gottesdienst zum Thema Stern. Als Dankeschön durfte jedes Kind einen Gutschein für einen Dreikönigskuchen in Empfang nehmen. Sina Römer hat das Zusammensein und das Sammeln für einen guten Zweck Spass gemacht. Sie möchte auch 2023 wieder mitmachen.

Nacht der Sternsinger
Das Sternsingen 2023 sieht allerdings etwas anders aus: Neu ist Samuel Curau für die Gesamtleitung zuständig. Der rührige Sekundarlehrer, der bis anhin mit einem 5-Prozent-Pensum in der katholischen Kirchgemeinde Weinfelden als populärer Kirchenmusiker angestellt war, hat nach dem Abgang eines Mitarbeitenden im Sommer 2022 sein Pensum auf 20 Prozent erhöht – und sein Pensum als Lehrer auf 80 Prozent reduziert. Neu findet am Samstag, 7. Januar, eine Nacht der Sternsinger im katholischen Pfarreizentrum in Weinfelden statt. Curau erklärt: «Mit dem Anlass können wir die angemeldeten Kinder aus Märstetten, Ottoberg und Weinfelden auf ihren Einsatz vorbereiten. Sie erleben Gemeinschaft, üben das neue Lied und den Segensspruch ein und erhalten Informationen über das Projekt, für das sie sammeln.» Das Ganze wird als Workshop aufgezogen mit vier Stationen. Zwei davon können die Kinder besuchen. Zur Auswahl stehen Basteln, Informationen über die Sterne durch einen Vertreter der Sternwarte, das Anprobieren der Kleidung und der Film von Willi Wetzel über das Beispielprojekt ALIT-Stiftung (siehe forumKirche 24/2022, S. 6).

Begleiter-Café
Neu werden zur Nacht der Sternsinger auch die Begleitpersonen eingeladen. «Wir wollen diese am Begleiter-Café instruieren. Sie erhalten Tipps, wie sie mit ablehnender Haltung an den Türen umgehen und wie sie die Kinder gut begleiten können», so Curau. Um den Anlass durchzuführen, steht dem Verantwortlichen ein Team von sieben Personen zur Verfügung. Neu ist auch das Lied, das eingeübt wird: Statt des bekannten «Das isch de Schtärn vo Bethlehem» wird nun «En Stern für alli» gesungen. Es handelt sich um das Schlusslied des Weihnachtsmusicals, das Curau vor sechs Jahren geschrieben und komponiert hat. Erst im Nachhinein hat er bemerkt, dass es sich dabei ja um ein Sternsinger-Lied handelt. Wie gewohnt startet das Sternsingen 2023 mit einem Gottesdienst am Sonntag, 8. Januar um 10 Uhr in der katholischen Kirche Weinfelden und endet mit einem Abschlussgottesdienst am 12. Januar um 18.45 Uhr in der reformierten Kirche Märstetten. 

Béatrice Eigenmann, forumKirche, 28.12.2022