Bruder Leo wird zum Priester geweiht

Nach rund drei Jahrzehnten im Kloster Fischingen beginnt für Bruder Leo am letzten Septemberwochenende ein neuer Lebensabschnitt: Er empfängt die Priesterweihe und feiert zum ersten Mal die Messe als Hauptzelebrant.

Ein Geschenk. So benennt Bruder Leo die Tatsache, dass er die Priesterweihe empfangen darf. Die Dankbarkeit ist bei seinem Erzählen hörbar. Man denkt an: «Gut Ding will Weile haben». Denn Bruder Leo arbeitete rund drei Jahrzehnte im Kloster Fischingen, bevor ihn sein Weg nach Deutschland zum vierjährigen Theologiestudium führte. Schon als Teenager zog es ihn an den Wochenenden oft ins Kloster Fischingen. Aufgewachsen ist er in Frauenfeld und Uesslingen mit einem älteren und einem jüngeren Bruder. In einer Familie, die für damalige Verhältnisse «normal katholisch» war, wie er es ausdrückt. Was bedeutet: Religionsunterricht, Erstkommunion, Firmung und höchstens fünf Mal im Jahr in die Kirche.

Guter Handwerker
Mit 21 Jahren, anno 1985, trat er in den Orden der Benediktiner ein. Fünf Jahre später legte er das Ordensgelübde ab. Wieso hat er sich mit über 50 Jahren entschieden, den Weg zum Priester einzuschlagen? «Schon früh spürte ich, dass dies mein Weg sein könnte. Als Legastheniker in den 80er-Jahren, besuchte ich die Realschule und es hiess, ich sei ein guter Handwerker. Theologie zu studieren war nicht möglich.» In seiner Stimme schwingt eine Nüchternheit mit, null Bitterkeit. Bruder Leo absolvierte eine Lehre als technischer Modellbauer. Im Kloster sei er die ersten sechzehn Jahre in der Schreinerei gebraucht worden, danach von 2002 bis 2018 als Gästebetreuer.

Respekt vor dem Anspruch
Diesen Sommer hat er das Theologiestudium abgeschlossen und wird wieder im Kloster Fischingen wohnen. Die zweijährige Berufseinführung macht er in der Pfarrei Wil. Anschliessend wird er im Pastoralraum Tannzapfenland tätig sein. «Ich freue mich darauf, als Seelsorger unterschiedliche Menschen auf ihrem Lebens- und Glaubensweg zu begleiten», sagt Bruder Leo, «und ich habe einen gewissen Respekt, ob ich diesem Anspruch gerecht werden kann.» Bescheiden und dienend – diese Haltung ist hinter diesen Worten und in seinem Leben spürbar.

Ein Du
Stichwort Gott. Was findet Bruder Leo an ihm faszinierend? «Dass er nicht eine göttliche Macht oder eine Energie ist, sondern eine drei-faltige Person. Ein Gegenüber. Ein Du. Mit ihm ist eine Beziehung in Liebe möglich. Und weil diese Liebe so gross ist, kann ich sie auch weitergeben.» Da ist es wieder, dieses Für-andere-da-Sein. Nach der Priesterweihe dürfte sich Bruder Leo «Pater Leo» nennen. Das will er jedoch nicht. «Seit 1985 bin ich Bruder Leo und das bleibe ich. So verstehe ich meinen Dienst. Ich möchte nahbar bleiben und auf Augenhöhe sein.» Da schimmert die Haltung Jesu durch.

Martina Seger-Bertschi, 13.09.2022


Priesterweihe und Primiz
Die Priesterweihe mit Bischof Felix Gmür findet am Samstag, 24. September, um 15 Uhr in der Klosterkirche Fischingen statt. Einen Tag später, am Bruder-Klausen-Tag, feiert Bruder Leo um 10.30 Uhr seine Primiz in der Klosterkirche. Anschliessend gibt es ein Fest der Begegnung.
 

Bruder Leo
Quelle: zVg
Bruder Leo vom Benediktinerkloster Fischingen freut sich auf seine Priesterweihe.

 

Radbild von Bruder Klaus
Quelle: zVg
Bruder Leo lädt mit dem Radbild von Bruder Klaus zur Priesterweihe ein, das er selber gemalt hat.

 

«Mein Herr und mein Gott, 
o nimm mich mir 
und gib mich ganz zu eigen dir.»

Hl. Bruder Klaus
 

Kommentare

+

Neuen Kommentar hinzufügen

Der Inhalt dieses Feldes wird nicht öffentlich zugänglich angezeigt.

Klartext

  • Keine HTML-Tags erlaubt.
  • Zeilenumbrüche und Absätze werden automatisch erzeugt.
  • Website- und E-Mail-Adressen werden automatisch in Links umgewandelt.
CAPTCHA
Diese Sicherheitsfrage überprüft, ob Sie ein menschlicher Besucher sind und verhindert automatisches Spamming.
Bild-CAPTCHA
Geben Sie die Zeichen ein, die im Bild gezeigt werden.