Lied einer 19-Jährigen im ökumenischen Kirchengesangbuch

Vor vier Jahren veröffentlichte die damals 19-jährige Ester Deck aus Sedrun mit «Mia Speronza» eines ihrer eigenen Lieder. Nachdem sie es auf YouTube gestellt hatte, wurde es zum Selbstläufer. Dadurch wurde das Projektteam des neuen rätoromanischen, ökumenischen Kirchengesangbuches des Bündner Oberlandes auf den Song aufmerksam. Ester Deck erzählt Kirche ohne Grenzen die Entstehungsgeschichte ihres Liedes. 

Worum geht es in diesem Lied? 
Als ich dieses Lied im Jahr 2019 schrieb, befand ich mich in einer Phase der Trauer, da mein Vater ein Jahr zuvor tödlich verunglückt war. Es fiel mir schwer, ein fröhliches Loblied zu schreiben und zu singen. Das Lied handelt davon, wie die Welt aussieht. Dass darin auch viel Schlimmes geschieht – so auch in meinem Leben. Im Refrain geht es darum, dass trotz all dem Schlimmen, was auf der Welt passiert und mir persönlich widerfahren ist, es etwas gibt, was mir niemand nehmen kann: die Hoffnung, die ich in Gott habe, und die Gewissheit, dass er über allem steht und auf uns schaut. Diese Hoffnung ist Gott selbst.

Wie kam es dazu, dass du einen Song auf Rätoromanisch geschrieben hast?
In der Vergangenheit hatte ich bereits 15 Lieder geschrieben. Einige sind bereits auf YouTube und überall, wo man sonst noch Musik hören kann, hochgeladen. Mein Wunsch war jedoch immer, dass diese Lieder nicht nur gehört, sondern vor allem auch gesungen werden. Die Verwendung der romanischen Sprache war mir zu diesem Zeitpunkt besonders wichtig. Denn ich hatte viele Freunde im Unterland, also in der Deutschschweiz, die gerne Anbetungsmusik hören und machen, aber mit der romanischen Sprache nicht vertraut sind. Ich wollte ihnen zeigen, wie eine meiner Anbetungssprachen klingt. In diesem Wunsch gründet zudem das Anliegen, dass meine Lieder nahbar sein sollen. Ich glaube, dass ein Lied nahbar ist, wenn man es selbst singen kann. Gemeinsam mit dem Musiker und Produzenten Simon Vogel, mit dem ich befreundet bin, wollte ich ein Lied schreiben. Um mich inspirieren zu lassen, hörte ich seine Melodie immer wieder und liess meine Gedanken auf Schweizerdeutsch fliessen. Schliesslich begann ich, Sätze auf Romanisch zu übersetzen. So entstand das Lied «Mia Speronza».

Was bedeutet dir dieses Lied heute? 
Der Songtext ist für mich sehr authentisch, da er zeigt, wie die Dinge wirklich sind, und nichts beschönigt wird. Ich mag es nicht immer, wenn nur über das Gute gesprochen wird. Dadurch wird viel Leid übersehen oder gar übergangen. Dennoch finde ich, dass man die Hoffnung in den Text hineinbringen darf. Ich singe dieses Lied immer wieder gerne, auch wenn es mir nicht gut geht. Denn durch die Worte in der Strophe werde ich ernst genommen und meine Gefühle werden anerkannt, während im Refrain die Hoffnung zum Ausdruck kommt. 

Fürs Bündner Oberland erscheint 2024 ein ökumenisches Gesangbuch auf Rätoromanisch. Du wurdest gefragt, ob dein Lied auch darin veröffentlicht werden darf. Wie kam es dazu? 
Nachdem ich das Lied gepostet hatte, wurden viele Leute aus dem Oberland darauf aufmerksam. Irgendwann durfte ich sogar ein Interview im rätoromanischen Radio geben. Das Lied lief dort mehrmals. Es wurde schliesslich auch an Beerdigungen gespielt. Dadurch kam alles ins Rollen. Eines Tages fragte mich eine Person, die auch am Projekt des neuen Kirchengesangbuches beteiligt war, ob ich mir vorstellen könnte, dass mein Lied darin veröffentlicht wird, und ob ich ein weiteres Lied dafür schreiben könnte. Dieses habe ich mittlerweile eingereicht und zwei Titel dafür vorgeschlagen «Tia carezzia» (Deine Liebe) oder «Miu cor giubilescha» (Mein Herz jubelt). Welcher Titel gewählt worden ist, weiss ich noch nicht. Ich bin jetzt schon auf das Endprodukt gespannt und freue mich, wenn auch dieses Lied künftig an verschiedenen Orten und in unterschiedlichsten Lebenslagen gesungen wird. 

Interview & Übersetzung: Romina Monferrini, 12.12.2023


Hier finden Sie das Lied.

 


Una canzone sul dolore e sulla speranza

A 19 anni nel libro dei canti della chiesa

Quattro anni fa, la diciannovenne Ester Deck di Sedrun ha pubblicato una delle sue canzoni «Mia Speronza». Dopo averla caricata su YouTube, è diventata vi-rale e il team del nuovo libro dei canti ecumenico retoromanzo dell'Oberland grigionese ha notato la canzone. Oggi, a 23 anni, Ester Deck racconta a Kirche ohne Grenzen le origini e la storia della sua canzone. 

Di cosa parla questa canzone?
Quando ho scritto questa canzone nel 2019, mi trovavo in una fase di lutto, poiché mio padre era morto tragicamente un anno prima. Mi è stato difficile scrivere e canta-re un inno gioioso. La canzone parla di come appare il mondo e di quanto di brutto accade anche nella mia vita. Nel ritornello si tratta del fatto che nonostante tutto il male che accade nel mondo e che mi è successo personalmente, c'è qualcosa che nessuno può togliermi: la speranza che ho in Dio e la certezza che lui sta sopra tut-to e ci guarda. Questa speranza è Dio stesso.

Nel 2024 verrà pubblicato un libro di canti ecumenico in romancio per l'Oberland dei Grigioni. Ti è stato chiesto se la tua canzone può essere inclusa. Come è successo? 
Dopo aver pubblicato la canzone, molte persone dell'Bündnerland ne hanno preso nota. Alla fine ho persino avuto l'opportunità di dare un'intervista alla radio roman-cia. Alla fine è stata suonata anche durante i funerali. Da lì tutto ha cominciato a prendere forma. Un giorno una persona coinvolta nel progetto del nuovo libro di canti della chiesa mi ha chiesto se potevo immaginare che la mia canzone fosse inclusa e se potevo scrivere un'altra canzone più facile da cantare insieme. Poi ho ricevuto una richiesta ufficiale di scrivere un'altra canzone.
 

Ester Deck
Quelle: zVg
Ihr Lied «Mia Speronza» wurde ins ökumenische Kirchengesangbuch aufgenommen: Ester Deck

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