Internationale Messe auf Englisch in St. Gallen

Seit vier Jahren, an jedem zweiten Samstag im Monat um 18.30 Uhr, treffen sich Gläubige verschiedenster Nationen in der Kirche St. Otmar in St. Gallen, um zusammen Eucharistie zu feiern. Etwas haben sie gemeinsam: sie alle kommunizieren auf Englisch, auch wenn es nicht ihre Muttersprache ist – Ein Novum in der Ostschweiz. Kirche ohne Grenzen war dabei und berichtet von diesem interkulturellen Projekt.

Ursprünglich wollte der in St. Gallen für Migranten und Flüchtlinge verantwortliche Chika Uzor zusammen mit zwei Helferinnen eine Messe in der verbindenden Sprache für mehrere afrikanische Nationen organisieren. «Meistens gehören Afrikaner aufgrund unterschiedlicher Dialekte und Sprachen zu jenen katholischen Minderheiten, die keine eigene fremdsprachige Mission in der Schweiz aufsuchen können», so der aus Nigeria stammende Leiter. Es stellte sich jedoch schnell heraus, dass es auch viele andere Menschen gibt, für die solche englischen Messen ein echter Segen sind.

Eine nationenübergreifende Messe

«Eine in Flawil lebende Frau aus Singapur hatte den Bischof angefragt, ob es irgendwo in der Nähe eine Möglichkeit gibt, die Eucharistiefeier auf Englisch zu besuchen», erinnert sich Chika Uzor. «Damals fuhr sie jeden Sonntag nach Zürich, um den Gottesdienst in einer für sie verständlichen Sprache feiern zu können», erzählt er weiter. Erfreut sei sie zur neuen englischen Messe in St. Gallen gekommen und schon bei ihrem nächsten Besuch habe sie jemanden aus Irland mitgebracht. Durch Mund-zu-Mund Propaganda entwickelte sich das Ganze rasch in eine interkulturelle Richtung. Englisch ist weltweit die meistgesprochene Sprache. Daher ist es keine Überraschung, dass die Messe in St. Gallen ein internationales Publikum gewonnen hat. Zur Messe kommen Teilnehmer aus zahlreichen Ländern, doch auch viele Schweizer sind jeweils darunter.

Besondere Gestaltung

«Einen Priester zu finden, der gut Englisch spricht und auch noch über die benötigten Kapazitäten verfügt, war herausfordernd» – bestätigt Chika Uzor. Momentan unterstützt Joseph Antipasado, ein Pater philippinischer Abstammung, sowie der Schweizer Erich Guntli aus Buchs, die englischsprachige Gemeinschaft häufig. Ab und zu kommen weitere Priester, die auch selbst zur bereichernden Diversität beitragen; beispielsweise ein indischer Diakon aus Gossau. Der Ablauf des Gottesdienstes wird aufwendig mit dem Helfer-Team vorbereitet, generell werden die Gläubigen sehr gut einbezogen. Die Besucher sitzen vorne im Chor, ganz nah am Altar. Anabel Borg, die mit ihrer Familie aus Malta zu den Stammgästen gehört, lobt die besondere Gestaltung: «Ich mag es, dass wir individuelle Gebetsanliegen einbringen dürfen».

Kinder eines Gottes

Überall leben Christen in ähnlicher Situation – sie sprechen (noch) wenig Deutsch und «sehnen sich danach, die Heilige Messe noch tiefer in einer ihnen verständlicheren Sprache erleben zu dürfen. Eine bewegende und herzergreifende Predigt kann schliesslich nur dann erfahren werden, wenn man sie versteht», sagte eine Besucherin asiatischer Herkunft. Und die Gemeinschaft baut sich natürlich schneller auf, wenn man sich nach der Kirche miteinander unterhalten kann. Die kunterbunte Gesellschaft geniesst nach der Feier auch interkontinentales Essen, das von Freiwilligen mitgebracht und serviert wird. Es gibt nicht nur die Möglichkeit, feine (manchmal exotische) Speisen zu kosten, sondern ins Gespräch einzutreten und sich den unterschiedlichen Kulturen anzunähern. Eine Kroatin, Jelena Gasic, die zum ersten Mal mit ihrem Mann und Sohn dabei war, sagt: «Wir fühlen uns wohl wie bei einem Familientreff». Eine Filipina, Tess Grawehr, teilte mit: «Die spürbare Nächstenliebe, Einheit und Gleichheit untereinander verleihen dieser Messe einen besonderen Charakter».

Text & Übersetzung: Monika Freund Schoch (25.3.19)


Experiencing true brotherhood through diversity

International Mass in English

For four years believers of all kinds of origins are meeting in St. Otmar's Church in St. Gallen on every second Saturday of the month at 6:30 pm to celebrate the Eucharist together. They all have something in common: they communicate in English, though not all as mother tongue. Kirche ohne Grenzen was there to report on this intercultural project..

Background

«Originally, together with two helpers we wanted to organize a Mass in English for several African nations as it’s their common language», says the leader, Chika Uzor. However, it quickly turned out that there are many other people for whom such English Mass is a real blessing. There are a lot of Christians who speak little German (yet) and «yearn to experience the Holy Mass deeper in a more understandable language (…)», shared one of the churchgoers. That is why the whole project quickly developed in an intercultural direction. Participants from numerous countries go there, but it is worth mentioning that there are also many Swiss among them.

Together as children of one God

One of the regulars, Anabel Borg from Malta, pointed: «I like it, that we can bring here our personal prayer requests, and the sense of belonging to such multinational community of believers is priceless». The English community in St. Otmar enjoys each time a wonderful intercontinental food, which is brought and served by volunteers. That provides an opportunity to taste fine (sometimes exotic) meals and to enter a fellowship with different cultures. A Croatian woman, Jelena Gasic, who was there for the first time with her husband and son, says: «We felt welcome, like a part of a big extended family». A Filipina, Tess Grawehr adds: «The brotherly love, unity and equality among each other give this Mass a special character».


Ausgabe Nr. 06/2019


 

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Leute verschiedener Nationen und Altersgruppen hören gemeinsam jeden zweiten Samstag des Monats dem Wort Gottes zu.

Bild: Chika Uzor

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