Umtriebiger Pfarrer und Missionar

Am 4. September feiert die Pfarrei Wängi-Matzingen-Stettfurt das 50-Jahre-Jubiläum der Filialkirche Matzingen. 

Die katholische Kirche St. Josef in Matzingen liegt nicht weit vom Bahnhof entfernt, aber etwas versteckt. Sie ist ein moderner Betonbau mit einem neckisch aufgesetzten Türmchen. An ihr scheint das grosse Kreuz zu schweben, so zierlich ist es angebracht. Ende Juli sind die Malerarbeiten abgeschlossen worden. Die Kirchgemeindeversammlung vom 23. März hatte die Renovierung im Hinblick aufs Jubiläum genehmigt. 

Behelfskirche
Gabi Suhner ist seit 1996 für die Kirchgemeinde Wängi tätig, seit 2007 als Gemeindeleiterin. Gefragt nach den Anfängen der Filialkirche Matzingen, erzählt sie: «Pfarrer Josef Isenegger hatte die Seelsorge für die Pfarrei Wängi mit Stettfurt und Matzingen inne. Das war ihm zu viel. Deshalb sprach er mit Don Carlo Malgeroli von der italienischsprachigen Mission. Dieser betreute eine grosse Gemeinde von Italiener*innen, die in den Webereien in Matzingen und Wängi arbeiteten. Am 1. Advent 1957 feierte Don Carlo den ersten katholischen Gottesdienst in Matzingen seit der Reformationszeit. Und zwar in einem Gebäude auf dem Areal des heutigen Bahnhofs.» Bereits 1961 sei eine Kapellenstiftung entstanden, deren Zweck der Bau einer Kirche in Matzingen gewesen sei. Pfarrer Isenegger sowie Don Carlo setzten sich mit voller Energie dafür ein und trieben Geld auf. Der Pfarrer hielt gar Bettelpredigten. Diese hatte der Bischof zuvor bewilligt und ihm die Pfarrgemeinden zugewiesen. So war Isenegger im Thurgau, im Kanton Schaffhausen und auch in Winterthur zu hören. 

St. Galler Architekt
Die Baukommission der Stiftung verfolgte drei konkrete Projekte und entschied sich 1970 für den Entwurf des St. Galler Architekten Alfons Weisser. Dieser hatte bereits mehrere katholische Kirchen gebaut, z.B. in Sulgen (1961) und Roggwil (1963). Dann ging alles Schlag auf Schlag: Am 11. März 1971 wurde die Kapellenstiftung von der Kirchgemeinde Wängi übernommen. An der ausserordentlichen Kirchgemeindeversammlung vom April desselben Jahres wurde das Projekt angenommen, der Spatenstich erfolgte am 7. Juni. Am Bettag, 19. September, fand die Grundsteinlegung statt, und am 9. Juli 1972 weihte Anton Hänggi, der damalige Bischof von Basel, die Kirche ein. Der Taufstein war ein Geschenk der reformierten Kirchgemeinde. Don Carlo hatte einen sehr guten Draht zu ihr. Am 6. Februar 1973 fand die Glockenweihe statt. «Die Glocken waren ebenfalls ein Geschenk. Allerdings tönt das Geläute schrill», erzählt Gabi Suhner und lacht. «Viele Gottesdienstbesucher*innen halten sich die Ohren zu. Vermutlich müsste man den Turm mit Holz auskleiden. Ach ja, auf eine Orgel mussten die Kirchgänger*innen bis 1987 warten.» 

Baldachindecke
Das Innere der Kirche ist sehr schlicht gehalten. Einen Farbtupfer gibt die bemalte Decke, die der Kunstmaler Alfred Kobel als Baldachin gestaltet hat. Einen weiteren Akzent setzt der gekreuzigte Jesus, der ohne Kreuz an der Wand hängt. Die Statuen von Maria und Josef hat Gabi Suhner besorgt. Sie stammen von einem Allgäuer Holzschnitzer. Zuvor gab es nur eine Marienstatue in der Kirche. Die Gemeindeleiterin fand, in einer Josefkirche brauche es eine Josefstatue. Im Beichtzimmer befindet sich das einzige farbige Fenster. Es ist im Vergleich zu anderen winzig. Alfred Kobel hat es zusammen mit seiner Frau Ida gestaltet. Die Arbeiten ausgeführt hat die Kunstglaserei Engeler in Andwil (SG). Das Fenster ist ein Geschenk des Architekten und zeigt in abstrakter Darstellung das Gleichnis vom verborgenen Schatz im Acker. 

Zwei Mal feiern
«Bereits im Jahr 894 wird eine Kirche in Matzingen erwähnt, die schon damals im Filialverhältnis zu Wängi stand», erzählt Gabi Suhner. «Dass die Pfarrei nach Fertigstellung der katholischen Kirche in Wängi im Jahr 1958 bereits 1972 eine zweite Kirche bauen liess, muss ein grosser Hosenlupf gewesen sein», sagt sie bewundernd. Das Jubiläum werde – passend zur Kirche – schlicht gefeiert: Am 4. September findet um 10 Uhr ein Festgottesdienst statt. Danach verschiebt sich die Festgemeinde zur Turnhalle Mühli für einen Apéro und ein einfaches Mittagessen. Bei schönem Wetter findet der Apéro draussen statt. Am Nachmittag spielt die Kapelle Alpstää-Nixe auf. «Ich werde wohl eine der wenigen sein, die von sich sagen können, als Seelsorgerin das 25- sowie das 50-Jahre-Jubiläum der gleichen Kirche gefeiert zu haben», sagt Gabi Suhner mit einem Schmunzeln.

Béatrice Eigenmann, forumKirche, 17.08.2022


 

Kirche in Matzingen
Quelle: Béatrice Eigenmann
Bereit für den Festgottesdienst: die frisch gestrichene Kirche in Matzingen.

 

Innenraum der Kirche Matzingen
Quelle: Béatrice Eigenmann
Der schlicht gehaltene Innenraum der Kirche Matzingen mit Baldachindecke.

 

Fenster im Beichtraum
Quelle: Béatrice Eigenmann
Geschenk des Architekten: Das Fenster im Beichtraum stellt abstrakt das Gleichnis vom Schatz im Acker dar.

 

Marienstatue
Quelle: Béatrice Eigenmann
Die Marienstatue stammt von einem Holzschnitzer im Allgäu.

 

Josefstatue
Quelle: Béatrice Eigenmann
Für die Kirche St. Josef braucht es eine Josefstatue: das Pendant zur Maria vom Holzschnitzer aus dem Allgäu.

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