Agrarökologie zur Selbstversorgung 

Zwei Zyklone haben 2022 auf Madagaskar gewütet. Trotz Verwüstung haben diese auch Regen gebracht – und damit einen Funken Hoffnung. Denn die Dürre ist ein lang anhaltendes Problem im Land. Auch gestiegene Preise durch den Krieg in der Ukraine machen den Menschen auf dem Inselstaat zu schaffen. Das Hauptproblem ist und bleibt aber der Klimawandel. Parany Rasamimanana spricht über Probleme, Lösungsansätze und Hoffnung. Er ist Programmkoordinator von Fastenaktion in Madagaskar.

Wie ist die aktuelle Situation im Land?
Nebst dem Zyklon und seinen Auswirkungen auf die Bevölkerung ist unser grösstes Problem das Fehlen von Saatgut. Dies aufgrund der lang anhaltenden Dürre. Die Leute haben zu wenig Saatgut, um wie gewohnt anzupflanzen. Regnet es nicht, wird diese Situation anhalten. Wir hoffen alle nur auf Regen! Die zwei Zyklone Anfang Jahr haben den Menschen zwar erlaubt, etwas zu pflanzen, aber die Dürreperioden hatten schon zu viel Schaden angerichtet: Es fehlt Saatgut und folglich dann die Ernte.

Hat der Krieg in der Ukraine einen direkten oder einen indirekten Einfluss auf die Nahrungsmittelproduktion?
Ich glaube, es ist nicht der Krieg in der Ukraine. Es sind eher der Klimawandel und seine Konsequenzen wie die Zyklone, welche teils Überschwemmungen auslösen und teils ganz ohne Regen sind. Oder die Dürre – ebenfalls eine Folge des Klimawandels. Natürlich gibt es auch eine Preiserhöhung bei den Importprodukten. Madagaskar importiert viele Nahrungsmittel; sogar Reis, welchen wir eigentlich hier anpflanzen, importieren wir heutzutage. Dies hat natürlich einen grossen Einfluss auf die Bevölkerung.

Die meisten Menschen im Land arbeiten als Landwirt*innen und Viehzüchter*innen. Inwiefern ist dies problematisch im Hinblick auf die Klimaveränderung?
Früher hatten die Menschen einen Erntekalender – jetzt nicht mehr. Sie können sich nicht mehr auf diesen Kalender verlassen, weil es immer wieder klimatische Veränderungen gibt. Diese Veränderungen überfordern die Menschen. Sie produzieren und ernten weniger, und somit ist auch die Ernährungssicherheit in Madagaskar bedroht. Dies ist überdies auch ein Grund, weshalb wir Reis importieren: Es gibt Zeiten, in denen die grossen Reisflächen nicht bewässert sind. Die Folge ist, dass wir nicht genügend ernten, um die Madagass*innen zu ernähren.

Madagaskar ist stark vom Klimawandel betroffen. Wie gehen Sie mit dieser Situation um, und was ist Ihre Strategie im Landesprogramm?
Wir haben uns dazu entschieden, Agrarökologie zu betreiben, um die Produktion für die Familien aufrechtzuerhalten. Wir fördern die familiäre Landwirtschaft, damit die Menschen sich selbst ernähren können und keine Nahrungsmittel kaufen müssen. Somit sind sie nicht von den fluktuierenden Preisen der Importware oder anderen Auswirkungen von aussen beeinflusst. Agrarökologie, wie wir sie betreiben, ist ein bisschen wie Gärtnern: Du produzierst, was du zum Leben brauchst, auf kleinen Flächen, die schon existieren. Wir fördern dadurch eine Vielfalt von Nahrungsmitteln, eine diversifizierte Produktion und wollen durch die Verbesserung des Bodens die Ernteerträge erhöhen.

Hat die Bevölkerung trotz der anhaltenden Dürre, dem Hunger und all den Veränderungen noch Hoffnung?
Die Menschen in unserem Programm haben Hoffnung bekommen. Sie haben eine Solidaritätskasse als Versicherung und können dank Agrarökologie genügend für ihren Eigenbedarf produzieren.

Wie sieht für Sie das Madagaskar Ihrer Träume aus?
Ich träume von einem Madagaskar, welches seine Bevölkerung ernähren kann und welches mehr Sicherheit hat. Alle Unsicherheiten hängen natürlich auch mit der Armut zusammen. Wenn alle genügend zu essen haben, sollte sich die allgemeine Situation beruhigen.

Interview: Tiziana Conti, Olivier Cajeux; Übersetzung: Selina Stadler, 16.02.2023


Ökumenische Kampagne 2023
Die Ökumenische Kampagne dauert vom 22. Februar bis zum 9. April und verlangt zum dritten Mal «Klimagerechtigkeit – jetzt!». Als wichtigen Lösungsansatz im Bereich Klimakrise und Hunger sehen Fastenaktion und HEKS die Agrarökologie. Diese setzt auf eine kleinräumige Landwirtschaft, einen standortangepassten, vielfältigen und pestizidfreien Anbau, eine gesicherte, gesunde Ernährung, die lokale Vermarktung sowie die politische Partizipation von Kleinbäuerinnen und Kleinbauern. Mit ihren Projekten fördern HEKS und Fastenaktion die Agrarökologie in verschiedenen Ländern des Südens.
 

Parany Rasamimanana, Programmkoordinator von Fastenaktion auf Madagaskar
Quelle: © Fastenaktion
Parany Rasamimanana, Programmkoordinator von Fastenaktion auf Madagaskar

 

 

Eine Madagassin auf ausgetrocknetem Feld mit Überresten eines Mangobaumes
Quelle: M. Randrianarivelo/Fairpictures
Eine Madagassin auf ausgetrocknetem Feld mit Überresten eines Mangobaumes

Kommentare

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Megert Franziska

17.02.2023, 18:59

Ich kenne Madagaskar und seine Situation sehr gut. Wo sind Ihre Projekte?
Würde auch gerne etwas spenden.
Werde im Mai wieder rüber fliegen.
Es freut mich immer, wenn ich von
zuverlässigen Projekten höre.

Veloma
Franziska Megert
Béatrice Eigenmann

21.02.2023, 12:12

Sehr geehrte Frau Megert
Wenden Sie sich doch an Matthias Dörnenburg, Leiter Ökumenische Kampagne, um zu erfahren, wie Sie spezifische madagassische Projekte unterstützen können.
Tel: 041 227 59 21
E-Mail: doernenburg@fastenaktion.ch
Freundliche Grüsse
Béatrice Eigenmann
Redaktion "forumKirche"

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