Workshop für Jugendarbeitende

Die Fachstelle Jugend der katholischen Landeskirche Thurgau hat Ende Februar einen Workshop zum Thema «Krisenkommunikation» organisiert. Dieser Workshop fand auf Wunsch der Teilnehmenden statt als Ergänzung zum bereits absolvierten Workshop über Krisenmanagement. 

«Jede Krise hat von Beginn weg eine kommunikative Komponente», erklärt Thomas Boutellier. Er ist Informationsbeauftragter des Generalvikariats der katholischen Kirche in den Kantonen Zürich und Glarus. Er leitet den Workshop zum Thema «Krisenkommunikation». Seit 15 Jahren befasst er sich mit Krisen und hat sich in Kommunikation, Risiko- und Krisenmanagement aus- und weitergebildet. 

Vorab Aufgaben lösen
Vor dem Workshop haben die Teilnehmenden die freiwillige Aufgabe erhalten, drei Fragen eines Regionalradios zu beantworten – und zwar mit einer Sprachnachricht. Thomas Boutellier gibt zu jeder verschickten Nachricht ein schriftliches Feedback ab. Die im Workshop behandelten Beispiele stammen alle aus Thomas Boutelliers Praxis und betreffen Missbrauch oder Unfälle in Lagern und dergleichen. Vielen dürfte Thomas Boutellier bekannt sein als ehemaliger Präses des Verbandes Katholischer Pfadi und Krisenverantwortlicher der Pfadibewegung Schweiz. Er weiss also ganz genau, womit die Scharleiter*innen und Jugendsozialarbeiter*innen konfrontiert sind im Falle einer Krise.

Theorie und Praxis
Zu Beginn des Abends erläutert Thomas Boutellier, weshalb es Krisenkommunikation geben muss – gerade im Hinblick auf die aktuelle Kirchensituation. Dann erklärt er, wie Kommunikation in guten Zeiten funktioniert: Da dürfen Kinder herumtollen während eines Interviews oder einer Stellungnahme, denn diese unterstreichen die positive Botschaft und Emotionalität. Im Gegensatz dazu steht Kommunikation in schlechten Zeiten. «Da geht es darum, Fakten so langweilig wie möglich zu präsentieren, damit die Medien nicht besonders motiviert sind, diese Fakten zu übernehmen», sagt Thomas Boutellier und schmunzelt. Ganz wichtig dabei ist es, sich zu überlegen, was und wie man etwas sagt, wo man ein Statement abgibt, was man anzieht etc. Kinder gehören in dieser Situation nicht ins Blickfeld der Medien. Ebenso ist es keine gute Idee, am Ort des Geschehens ein Interview zu geben. Sinnvoller ist es, die Medien an einen neutralen Ort zu führen. Je nach Situation besteht auch die Möglichkeit, den Medien eine Medienmitteilung zukommen zu lassen. Eine eiserne Regel in der Kommunikation lautet: intern vor extern. Boutellier legt seinen Zuhörenden ans Herz, in ihrem Fall die Leitungspersonen, Kinder sowie die Eltern zu benachrichtigen, bevor eine Krisensituation an die Medien gelangt. 

Auf der Suche nach Geschichten
Danach zeigt Thomas Boutellier auf, wie Medien funktionieren: Diese brauchen Geschichten. Deshalb ist es ratsam, ihnen solche selbst zu liefern. Im Krisenfall, beispielsweise bei einem Missbrauch, kann man Journalist*innen fragen, was sie brauchen und was allenfalls sonst noch Thema sein könnte. Letzteres könnten beispielsweise Hinweise darauf sein, wie die Präventionsmassnahmen aussehen. Damit kann die Jugendarbeit zeigen: Es sind sehr wohl Mechanismen zur Verhinderung vorhanden, auch wenn damit keine Garantie besteht, dass nichts mehr passieren kann. «Journalist*innen sind keine Feinde. Sie sind froh, wenn sie einen Artikel ohne grossen Schreibaufwand erhalten», bringt es Thomas Boutellier auf den Punkt. 

Sache des Profis
Die Teilnehmenden müssen ein Statement vorbereiten, das 30 Sekunden dauert und gefilmt wird. Sie erhalten danach ein Feedback, wie sie sich geschlagen haben und was sie besser machen können. Diese Krisenkommunikation ist gar nicht so einfach. Jeremias Schärz von der Kantonsleitung von Jungwacht Blauring Thurgau fasst es so zusammen: «Ich bin froh, erfahren zu haben, was alles in einem Krisenfall zu beachten ist. Mir ist bewusst, wie wichtig das Thema Sicherheit in unseren jährlichen Ausbildungskursen für neue Leitungspersonen ist. Weiterhin werden wir dort neue Leitende ausbilden und ihnen aufzeigen, was die ersten Schritte sind. Nämlich: die Leitungspersonen, Eltern und Kinder zu informieren – dann die Nummer des Krisentelefons zu wählen, um Hilfe durch Fachpersonen zu erhalten.» Genau diese Erfahrungen will Thomas Boutellier die Workshop-Teilnehmenden machen lassen. Sie sollen merken, dass es nicht die Verantwortung von Scharleitenden ist, hinzustehen und Auskunft zu erteilen. Das ist Chefsache oder diejenige eines Profis. Und trotzdem sollen sie sensibilisiert werden für das, was in einem Krisenfall in Sachen Kommunikation zu tun ist. 

Béatrice Eigenmann, forumKirche, 28.02.2024
 

Workshop-Teilnehmende
Quelle: Fachstelle Jugend
Durch Theorie und praktische Beispiele werden die Teilnehmenden mit der Krisenkommunikation vertraut gemacht.

Kommentare

+

Neuen Kommentar hinzufügen

Der Inhalt dieses Feldes wird nicht öffentlich zugänglich angezeigt.

Klartext

  • Keine HTML-Tags erlaubt.
  • Zeilenumbrüche und Absätze werden automatisch erzeugt.
  • Website- und E-Mail-Adressen werden automatisch in Links umgewandelt.
CAPTCHA
Diese Sicherheitsfrage überprüft, ob Sie ein menschlicher Besucher sind und verhindert automatisches Spamming.
Bild-CAPTCHA
Geben Sie die Zeichen ein, die im Bild gezeigt werden.