Auf Römer- und Pilgerwegen durch den Solothurner und Baselbieter Jura
Die zweite Wanderung der Sommerserie führt in den nordwestlichen Teil der Schweiz : Das Team des Pfarrblatts Lichtblick hat den Blauenpass erklommen, der direkt auf der Grenze der Kantone Basel-Landschaft und Solothurn liegt.
Der Aufstieg von Mariastein zu einem bekannten Wallfahrtsort begann vor über 600 Jahren mit einem tiefen Fall. Während eine Mutter beim Schafehüten einschlief, stürzte ihr Bub vom Felsen, der am Nordfuss des Hügelzugs Blauen fünfzig Meter aus dem Tal ragt. Was für ein Wunder, dass die Mutter den Buben heil am Fuss des Felsens fand ! Eine Frau – die Gottesmutter Maria – habe ihn aufgefangen, berichtete der Bub. Heute pilgern jährlich 250'000 Menschen zur Marienfigur in der Felsgrotte von Mariastein.
Höhen und Tiefen prägen unsere Wanderung von Anfang an. Auf der Anreise geht es zuerst einmal bergauf. Von Flüh her erklimmen wir mit dem Postauto die Strasse zum Kloster Mariastein. Nach einem Spaziergang durch den Klostergarten steigen wir ein erstes Mal steil ab, hinunter in die Felskapelle. Der Blick in den Abgrund ist schwindelerregend. Zum Glück wacht Maria im Stein.
Durchs verwunschene Tobel zum Pass
Nach einem Gang durch die pastellfarbene barocke Basilika ziehen wir hinaus ins Grüne. Bald beginnt der Weg zu steigen. Auf den Jurahöhen rundum entdecken wir immer wieder Burgen, eine davon lädt zum Übernachten ein, die Jugendherberge von Mariastein.
Bevor wir den höchsten Punkt unserer Wanderung, den Blauenpass, erreichen, mäandern wir im Chälegraben dem Bach entlang. In diesem Tobel hat etwa auf halber Höhe einst eine Familie von Riesen Rast gemacht. Wie das so ist mit Kindern, konnten auch die Riesenkinder nicht still sitzen : Sie wollten sich messen und einander in die Schlucht ziehen. Im Eifer des Gefechts traten sie mit ihren Armen und Beinen um sich, gruben ihre Fersen in den Stein und schlugen Brocken aus der Felswand. Davon zeugen heute die vielen Felslöcher. Auch für uns Menschen gibt es inmitten dieser verwunschenen Schlucht mit ihren kleinen Wasserfällen und bemoosten Brüggli einen Rastplatz mit Feuerstelle.
Wer seinen Proviant vergessen hat, kann noch etwas weiter aufsteigen und im Restaurant Bergmatten bei phänomenaler Aussicht über das Dreiländereck schlemmen, allerdings nur von Donnerstag bis Sonntag. Gut gestärkt geht es für uns nun noch etwas weiter hinauf. Wir nehmen Kurs Richtung Blauenpass.
Im Grenzgebiet auf dem Blauen
Direkt hinter dem Restaurant müssen wir, um unserem Weg zu folgen, das Tor einer Kuhweide öffnen. Immer steiler stapfen wir durch das satte Grün, während die Kühe uns aus sicherer Entfernung beobachten. Nachdem wir die Kuhweide hinter uns gelassen haben, geht es an den steilsten Teil unserer Wanderung, den Aufstieg zum Blauenpass. Der Kontrast zur sonnigen Weide ist gross, der Aufstieg liegt im kühlenden Schatten des dichten Waldes.
Auf dem höchsten Punkt der Blauenkette angekommen, passieren wir alle paar Meter einen Grenzstein. Diese erinnern uns daran, dass wir auf der Grenze zwischen den Kantonen Solothurn und Basel-Landschaft unterwegs sind.
Wir erreichen den Chremerpass. Der Name des Passes zeugt von einem traurigen Ereignis : Vor langer Zeit haben an dieser Stelle Wegelagerer einen Krämer überfallen und ermordet. Zu seinem Gedenken wurde das Chremerkreuz, das etwas abseits des Weges im Wald steht, errichtet.
Hier haben die Römer Platten verlegt
Langsam geht es immer steiler bergab. Wir befinden uns nun auf dem Plattenpass. Als die Römer im Jura lebten, war der Pass die wichtigste Verbindung zwischen Aventicum (heute Avenches) und Augusta Raurica (Kaiseraugst). Doch der Übergang hatte seine Tücken, denn das Gelände war zum Grossteil sumpfig. Die Römer liessen sich dadurch nicht entmutigen und legten kilometerweit Steinplatten aus, mit denen sie den Pass auch mit Karren bequem befahren konnten. Die Überreste dieser Platten sind noch heute zu sehen und beim Wandern auch zu spüren.
Wandern zwischen Reben und Ruinen
Wir verlassen den bewaldeten Pass und steigen weiter hinab ins Tal. Nun wandern wir durch Rebberge. Ob wir nach links oder rechts schauen : Rebstöcke, so weit das Auge reicht. In der Nähe liegt die Ruine der Burg Tschäpperli (Frohberg). Ob in der Nacht zuvor wohl die Prinzessin der Burg – die sogenannte weisse Jungfrau – genau auf diesem Weg mit ihrem Hund entlang spaziert ist ? Die Menschen in der Gegend pflegen zu sagen, dass die beiden besonders in der Dunkelheit gern hier unterwegs sind und diejenigen Wanderer, die sich zu später Stunde zwischen den Reben herumtreiben, erschrecken. Wie sie das machen ? Durch ihre schiere Grösse ! Die beiden sind nämlich riesig. Das glauben wir spätestens, als wir die Bank entdecken, auf der sich die Prinzessin bei ihren nächtlichen Ausflügen ausruht. Statt der Prinzessin begegnen wir jedoch nur einigen Winzern oder ihren Mitarbeitern, die ihre Reben hegen und pflegen.
Ankommen in der blühenden Oase
Und dann kommen wir im Tal an. Wir können bereits die Dächer von Aesch erkennen und wandern am Chlusbach entlang, vorbei an alten Weiden und anderen grossen Bäumen, bis wir unsere schon etwas müden Füsse wieder auf die Strassen und Trottoirs in der Zivilisation setzen. Aesch kommt von Asche. Im Jahr 58 v. Chr. verliessen die Menschen, wohl auf der Flucht vor den Römern, ihre Dörfer und brannten sie wahrscheinlich selbst nieder. Es blieb nichts als Asche, auf der eine neue Siedlung entstand. Sie trägt in ihrem Namen bis heute die Erinnerung an das Geschehene.
Ein Kloster lag am Anfang unserer Wanderung – ein anderes empfängt uns am Ziel. Der Garten des Klosters Dornach wartet mit seinen vielen verschiedenen Pflanzen und bunten Farben auf uns. Im Schatten eines Baumes setzen wir uns und geniessen den Blick auf das sonnenbeschienene und bienensummende Fleckchen Grün.
Text und Bilder: Lichtblick, 30.06.2025
Vom Kloster Mariastein über den Blauenpass zum Kloster Dornach
Dauer : 4 Stunden 25 Minuten
Länge : 17 km
Körperliche Anstrengung : mittel
Höhendifferenz : aufwärts 440 m / abwärts 660 m
Ganzjährig begehbar
Verkehrsmittel ab Basel SBB :
Tram Nr. 10 bis Flüh, Postauto B 69 bis Mariastein, Kloster ; Rückfahrt mit S 3 ab Dornach-Arlesheim
Abkürzung : nach Aufstieg durch den Chälegraben beim Restaurant Bergmatten auf der Strasse in 40 Minuten nach Hofstetten-Flüh spazieren und von dort zurückfahren oder Wanderung bereits am Bahnhof Aesch beenden und den 40-minütigen Spaziergang der Birs entlang zum Kloster Dornach weglassen oder mit dem ÖV zurück.
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