Unterstützung eines Spitals in Haiti

Die Schaffhauser Bettagsaktion sammelt dieses Jahr für ein Spital in Nordhaiti. Es soll dank Fotovoltaikanlagen vollständig unabhängig werden von der unzuverlässigen Stromversorgung. 

«In unserem Spital kam es schon zu Todesfällen aufgrund von Stromausfällen», erzählt Albert Marti. Er ist die treibende Kraft hinter HaitiRehab Schweiz, dem Verein, der seit 2014 im Norden Haitis die Spitalinfrastruktur des Hôpital Convention Baptiste d'Haiti in Cap Haitien unterstützt. Auf dem Gelände des Spitals befindet sich auch ein Reha-Zentrum für Menschen mit neurologischen Problemen, beispielsweise mit Rückenmarkverletzungen oder Schlaganfällen. Das Zentrum wurde nach dem verheerenden Erdbeben von 2010 aufgrund einer Anfrage der World Health Organization mithilfe des Schweizer Paraplegiker-Zentrums in Nottwil aufgebaut. Seither finden regelmässig Schulungen durch das Zentrum statt. HaitiRehab Schweiz hilft Betroffenen durch Mikrokredite oder behindertengerechten Umbau von Häusern, nach dem Spitalaufenthalt wieder Fuss zu fassen. Im angrenzenden Kinderheim finden Kinder mit Beeinträchtigung eine angemessene Betreuung. Nicht selbstverständlich in einem Land, in dem Behinderungen als Strafe Gottes angesehen und Betroffene belästigt und ausgestossen werden. 

Schwacher Staat
Haiti ist das ärmste Land der westlichen Hemisphäre. Vom Erdbeben, dem schätzungsweise 316'000 Menschen zum Opfer gefallen sind und das als heftigstes des 21. Jahrhunderts gilt, hat sich die Insel noch immer nicht erholt. Die instabile politische Lage trägt nicht dazu bei, dass sich die Versorgungslage verbessert. Seit der Ermordung des Präsidenten 2021 kommt es immer wieder zu Protesten und gewalttätigen Auseinandersetzungen. Korruption ist weit verbreitet. 40 Prozent der Bevölkerung sind vom Hunger bedroht. Deshalb hat die Migration in den letzten Jahren massiv zugenommen. «Im Norden der Insel ist die bewaffnete Bandengewalt glücklicherweise kaum zu spüren. Sie beschränkt sich vor allem auf das Gebiet der Hauptstadt Port-au-Prince. Deshalb ist die Versorgungslage etwas besser», erzählt Marti, der im Februar wie praktisch jedes Jahr die Insel besucht hat. 

Treibstoff grosser Kostenfaktor
Die Stromversorgung auf Haiti ist sehr unzuverlässig, weshalb viele Institutionen Dieselgeneratoren zur Stromproduktion betreiben. Die ständigen Gewaltausbrüche haben die Treibstoffknappheit verschärft. Bis zu 40 Spitäler mussten schliessen. HaitiRehab Schweiz und zwei weitere Organisationen haben deshalb in den letzten Jahren das Hôpital Convention Baptiste d'Haiti mit einer Solarinfrastruktur ausgestattet, die etwa 50 Prozent des Strombedarfes deckt. Treibstoff ist der drittgrösste Kostenfaktor nach Personal und Medikamenten. Deshalb konnte die finanzielle Situation des Spitals stark verbessert werden. Die Spenden der Schaffhauser Bettagsaktion sollen in weitere Solarinfrastruktur fliessen, damit das Spital zu 100 Prozent unabhängig und mit erneuerbarer Energie versorgt werden kann. Der Dieselgenerator dient als Ausweichmöglichkeit im Falle einer Regenperiode, damit Todesfälle aufgrund von Stromausfällen nicht mehr vorkommen.

Perspektive wichtig
Zeitweilig musste allerdings die Bäckerei, die ebenfalls auf dem Spitalgelände durch HaitiRehab Schweiz aufgebaut worden ist, schliessen. Die Kundschaft blieb aus. Heute läuft sie aber wieder bestens. Mittlerweile ist ihr die Spitalkantine angegliedert. Es werden Brote, vor allem aber Kuchen gebacken, Sandwiches und auch warme Mahlzeiten hergestellt und Getränke verkauft. Die Bäckerei bietet Arbeitsplätze für Menschen mit Behinderung. Ebenso die Rollstuhlwerkstatt, die dank HaitiRehab Schweiz erstellt werden konnte und in der Rollstühle zusammengesetzt werden. 
Auf die Frage, wie es zur Gründung des Vereins gekommen ist, erzählt Albert Marti: «Ich arbeitete 2011 bereits bei der Schweizer Paraplegiker-Forschung. Es war bekannt, dass ich den Sport Handbike betreibe - Velo für Rollstuhlfahrer. Ich wurde angefragt, ob ich helfen würde, Menschen im Reha-Zentrum von Cap Haitien mit Handbike-Training eine soziale Perspektive aufzuzeigen. Medizinisch sind sie dort gut versorgt, aber es fehlte eine weitergehende Betreuung zur Eingliederung. Tatsächlich konnte ein Mann im Handbike an den Paralympics teilnehmen. Er bewies, dass es andere Möglichkeiten gibt mit einer Behinderung, als zu betteln und irgendwann zu sterben.»

Béatrice Eigenmann, forumKirche, 16.08.2023

Weitere Infos im Gedanke am Wuchenend
 

Hôpital Convention Baptiste d'Haiti in Cap Haitien
Quelle: zVg
Bereits einige Dächer des Hôpital Convention Baptiste d'Haiti in Cap Haitien sind mit einer Fotovoltaikanlage bestückt.

 

 

 

Albert Marti
Quelle: Béatrice Eigenmann
Albert Marti, Präsident von HaitiRehab Schweiz

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