Das Kirchlein von Bernrain

Erste urkundliche Erwähnungen datieren ins 12. Jahrhundert, als Bernrain vermutlich als Wallfahrtsstätte entlang der alten Pilgerroute fungierte. Solche Wallfahrtskirchen waren für Jakobspilger Zwischenstationen, da man dort Segen, Schutz oder Ablass erbat, bevor man die lange Reise nach Santiago de Compostela antrat.

Tägliche Messe
Ausser an Sonn- und Feiertagen wird täglich von 7.30–8.00 Uhr die Heilige Messe gefeiert – schlicht, würdig und getragen von einer tiefen Verbundenheit mit der jahrhundertealten Liturgie. Abgesehen vom Donnerstag gibt es jeden Tag von 8–11 Uhr die Gelegenheit zur Beichte. Diese Kontinuität ist nicht zuletzt dem priesterlichen Leben im Priesterhaus Bernrain zu verdanken, das unmittelbar neben dem Kirchlein liegt und direkt mit ihm verbunden ist.

Missionarischer Geist
Seit der Mitte des 20. Jahrhunderts wird das Priesterhaus Bernrain von den Redemptoristen, einem katholischen Männerorden, bewohnt und geistlich belebt. Die Kongregation des Heiligsten Erlösers, wie der Orden offiziell heisst, wurde 1732 vom heiligen Alfons Maria von Liguori in Italien gegründet. Ihr Ziel war und ist es, den Armen und geistlich Bedürftigen das Evangelium zu verkünden – mit besonderem Augenmerk auf Seelsorge, Predigt und Beichte. Bernrain ist für die Redemptoristen ein idealer Ort : abseits vom Trubel, doch offen für Begegnung. Hier führen sie nicht nur ein gemeinschaftliches Ordensleben, sondern bieten Exerzitien, geistliche Begleitung und pastoralen Dienst in der Region an.

1. August : doppelte Feier
Der 1. August, Nationalfeiertag der Schweiz, ist für das Kirchlein Bernrain ein ganz besonderer Tag. Einerseits ist es der Geburtstag der Eidgenossenschaft – ein Grund zur Freude und zur Bitte um Frieden, Einheit und Segen für das Land. Andererseits gedenken die Redemptoristen an diesem Tag auch ihres Gründungsvaters, dessen Gedenktag liturgisch ebenfalls auf den 1. August fällt. In der Messe am Nationalfeiertag verschmelzen somit zivile und geistliche Dimensionen zu einer bewegenden Feier.

Ein weiteres wichtiges Datum ist der 14. September, das Patrozinium, das Kirchenfest der Heiligkreuz-Kapelle, die aufgrund eines Ereignisses, das in der Kapelle abgebildet und beschrieben ist, erbaut wurde : Die Legende besagt, dass ein Knabe das Gnadenkreuz berührt habe und darüber spottete. Er sei aber nicht mehr vom Kreuz losgekommen.

Ein Ort, der weiterlebt
Bernrain ist kein Museum. Es ist ein Ort des lebendigen Glaubens, getragen von der Treue der Redemptoristen, der täglichen Feier der Eucharistie und der Verbundenheit vieler Gläubiger aus Kreuzlingen und Umgebung.

Wer sich je an einem kühlen Sommermorgen auf die schlichten Holzbänke gesetzt hat, spürt sofort : Hier atmet Geschichte. Und hier lebt Christus – im Sakrament, im Wort, in der Stille.

Friedrich Kisters, 22.09.2025

Kirchlein Bernrain
Quelle: Mario Gaccioli
Die Wallfahrtskapelle Heiligkreuz in Bernrain ist die erste Kapelle auf dem Jakobsweg von Konstanz nach Einsiedeln.

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