Jesuiten fördern weltweit höhere Bildung

Seit 2010 bauen die Jesuiten weltweit ein Netz von Zentren höherer Bildung in den unwirklichsten Regionen der Welt aus. Auch in afrikanischen Flüchtlingscamps. Mittendrin ist Pascal Meyer (36). 

Das Pilotprojekt startete in Flüchtlingscamps in Afrika und im Nahen Osten und wurde rasch ausgeweitet auf weitere benachteiligte Regionen. Das Jesuit Worldwide Learning (JWL) – Higher Education at the Margins ist ein Online-Lernprojekt, das an die Ränder der Gesellschaft geht und Begabte fördert. Erst gab es ein Diplom in «Liberal Studies», das auf ein späteres Studium vorbereitet. Hinzu kamen Kurse in Lehrmittel- und Sportpädagogik, in Englisch sowie in Mediation. Später auch Bachelor- Lehrgänge in nachhaltiger Entwicklung, in Betriebsadministration und Betriebsmanagement sowie in der Kunst der Führung. Daran wirken Universitäten mit, mehrheitlich von Jesuiten geführte, etwa in Indien, den USA oder Schweden. 

Praktikum im JWL-Projekt

Ein Foto zeigt eine Lerngruppe in Kakuma, einem Flüchtlingslager in Kenia. Ein paar schwarze Männer und eine Frau sitzen mit Laptops um einen Tisch herum. Ein Mann steht – der Lehrer der Gruppe. Das Lernen im JWL-Projekt geschieht vor Ort in Lerngruppen, aber mit digitalen Mitteln – inklusive Tools zur Interaktion unter Studierenden. «Blended Online Learning » heisst diese Variante. Seit Herbst 2018 arbeitet Pascal Meyer für das internationale Bildungsprojekt. Sein «Herz für Menschen am Rand der Gesellschaft» sowie die weltweite Dimension des Projekts motivieren ihn dazu. Das zweijährige Praktikum sei Teil der jesuitischen Ausbildung, sagt der junge Mann aus Langnau am Albis bei Zürich. In seinem Orden trägt es den lateinischen Namen Magisterium. Meyers Arbeitsplatz liegt in Genf, in einer der beiden Jesuiten-Gemeinschaften. Das Umfeld spricht französisch, sein Vorgesetzter deutsch und alle übrigen Kontakte laufen auf Englisch. Eine babylonische Situation, die dem Jesuiten durchaus gefällt. 

Kontakt halten zu Studierenden

Pascal Meyer füllt seine Stelle mit Sinn für moderne Kommunikation aus. So hat er YouTube-Videos gepostet mit Stimmen von Studierenden, die das Lernprogramm loben und für das geschenkte Tablet danken. Doch Werbung zu machen sei nicht seine wichtigste Aufgabe, betont Meyer. Vielmehr versteht er sich als «internationaler Hochschulseelsorger». Dabei führt der junge Jesuit nicht geistlich-religiöse Gespräche im engsten Sinn. Er pflegt Beziehungen zu den Studierenden, die an den verschiedensten Standorten der Welt einen Kurs oder einen Bachelor-Studiengang des JWL absolvieren. Zu Lerngruppen im nördlichen Afghanistan, in Nordirak und in den afrikanischen Flüchtlingscamps Dzaleka in Malawi und Kakuma in Kenya ist Pascal Meyer bereits gereist. Vor Ort hat er gesehen, wie die Projekte laufen, hat fotografiert und gefilmt. Nun ist ihm wegen der Pandemie das Reisen verwehrt. Die Flüchtlingscamps sind für Aussenstehende geschlossen. Den Kontakt hält Meyer nun per WhatsApp und E-Mail. Und er begleitet neu einen Kurs in Online-Learning für Lehrpersonen in Europa, den JWL kurzfristig lanciert hat. 

Feedbacks weiterleiten

Der Jesuit kümmert sich um die Anliegen der Studierenden und um eine gute Stimmung zwischen Lehrenden und Lernenden. Die Feedbacks seien wichtig, um das An - gebot anzupassen, sagt er. Er spiegelt es zurück an die involvierten Stellen – ins administrative Zentrum des Projekts in Genf und zu jener Universität, die Partner für das jeweilige Bildungsangebot ist. Jesuit Worldwide Learning haben die Jesuiten an einer Konferenz von 2010 aus der Taufe gehoben. Dabei vereinbarten die Jesuiten- Universität Regis in Colorado (USA), das digitale Jesuiten-Netzwerk Jesuit Commons und der Jesuiten-Flüchtlingsdienst (Jesuit Refugee Service), höhere Bildung für Flüchtlinge anzubieten. Heute gibt es laut JWL-Webseite über 30 Jesuiten-Lern-Gemeinschaften in 14 Ländern weltweit. Rund 4'000 Personen sind in Ausbildung, 57 Prozent davon Frauen. «Wir wollen nicht missionarisch rüberkommen », sagt Pascal Meyer und präzisiert: Unsere Zuwendung zu den Ärmsten ist aber doch eine Art Mission. Wir wollen so Zeugnis ablegen für das Evangelium.» 

Regula Pfeifer, kath.ch/Red. (21.6.20)
 

Studenten im Flüchtlingslager
Quelle: © JWL
Hoffnung durch Bildung: Eine Lerngruppe in einem Flüchtlingslager im kenianischen Kakuma.

 

 

 

Pascal Meyer
Quelle: © JWL
Pascal Meyer (r) im Gespräch mit Student*innen aus Afghanistan

 

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