Stadt Bischofszell und katholische Kirche in Zusammenarbeit

Die katholische Religionspädagogin Marija Kunac (28) und der Leiter der Fachstelle Gesellschaft und Gesundheit, Daniel Bernet (39), sind für die Leitung des Jugendtreffs in Bischofszell verantwortlich. Die Stadt Bischofszell und die katholische Kirche wollen Ressourcen und Kräfte im Bereich Jugendarbeit künftig gemeinsam nutzen. Ausschlaggebend war der Austausch zwischen den Jugendarbeiter*innen der unterschiedlichen Institutionen, die seit mehreren Jahren in der Jugendkommission vereint sind.

Was sind Ihre Aufgaben im Jugendhaus?

Marija Kunac: Wir ermöglichen den Jugendlichen, sich hier zwei Mal pro Woche zu treffen, um zu plaudern, chillen, töggelen, gamen oder Billard zu spielen. Es gibt vielfältige Möglichkeiten, um hier gemeinsam Zeit zu verbringen. Es ist auch Beziehungsarbeit für uns. Jugendliche können mit uns darüber sprechen, was sie gerade beschäftigt. Ab August werden wir mittwochnachmittags für die 4. bis 6. Klasse noch einen Kindertreff anbieten können. Wir haben gemerkt, dass in der Stadt kein Angebot für diese Zielgruppe besteht.

Daniel Bernet: Von den konkreten Aufgaben her haben wir uns noch nicht spezifisch aufgeteilt, aber wir haben vor, den Kindertreff immer gemeinsam zu leiten. Die Kinder brauchen mehr strukturierte und aktive Zeitgestaltung als die Jugendlichen. Im Schnitt kommen wöchentlich ca. 20 Jugendliche ins Jugendhaus. Natürlich ist es auch wetterabhängig. An warmen Tagen gehen sie lieber in die Badi. Es gibt immer «Wellen» bei der Jugendarbeit: manchmal kommen mehr Leute, manchmal weniger. Man muss flexibel bleiben, um sich den wechselnden Bedürfnissen und Interessen anzupassen. Es ist uns äusserst wichtig, dass die Jugendlichen aus eigener Initiative zu uns kommen können. Wenn sie etwas brauchen und einen Wunsch betreffend Jugendhaus haben, dann sind wir für sie da, um bei der Organisation und der Finanzierung zu helfen.

Was ist der Vorteil der Zusammenarbeit zwischen Stadt und Kirche?

Marija Kunac: Ich kenne dieses Konzept aus Luzern, wo ich meine Ausbildung gemacht habe. Es ist sehr bereichernd für beide Seiten. Zusammen haben wir mehr Stellenprozente, wodurch wir flexiblere Öffnungszeiten anbieten können. Ausserdem ist es gut, wenn im Leitungsteam beide Geschlechter vertreten sind – das ermöglicht uns, geschlechterspezifische Angebote zu entwickeln. Aus Personalmangel war dies vorher unrealistisch. Das zur Verfügung gestellte Haus ist toll. An den meisten Orten gibt es für einen Jugendtreff nur einen Keller oder ähnliches. Wenn es diesen Ort nicht gäbe, dann würden sich die Jugendlichen ohne Aufsicht am Bahnhof oder sonst irgendwo in der Stadt aufhalten. Hier haben sie einen Platz, wo sie sich wohlfühlen. Für einige ist es wie ein zweites Zuhause.

Daniel Bernet: Dank dieser Kooperation haben wir auch mehr Kapazitäten, um anziehende Grossanlässe zu organisieren. Zwei bis drei Mal im Jahr wird es verschiedene Events, wie ein Fussballturnier oder das Open-Air-Kino, geben. Allerdings weiss ich aus meiner langjährigen Erfahrung, dass man Teenager nicht unbedingt mit organisatorischer Partizipation belasten soll. Sie haben ohnehin viele Verpflichtungen. 

Marija Kunac: Es ist eigentlich ein Spiegel der Gesellschaft: junge Menschen müssen täglich nach Plan funktionieren und Leistungen hervorbringen. Hier hingegen dürfen sie einfach sein. 

Viele Jugendlichen hier haben Migrationshintergrund und eine unterschiedliche Religionszugehörigkeit, darunter sind auch Muslime. Birgt dies kein Konfliktpotenzial?

Marija Kunac: Es ist ein Dienst für die Jugend, aber nicht nur für die katholische Jugend. Die Konfession spielt für uns keine Rolle. Und sie sind friedlich miteinander. Wir kommen häufig ins Gespräch über Religionen – wahrscheinlich durch meine Person, die sie vom Religionsunterricht her kennen. Es findet ein guter Austausch in offener Atmosphäre statt, aber ohne missionarischen Gedanken dahinter. Auch Jugendliche ohne Bezug zur Religion hören gerne zu. 

Daniel Bernet: Genau, junge Menschen stehen im Zentrum unserer Arbeit, weshalb bei uns alle herzlich willkommen sind.

Monika Freund-Schoch, forumKirche, 10.8.21


Kirchliche Jugendarbeit

Der Jugendtreff befindet sich am Bleicherweg 6 und ist mittwochs von 14 Uhr bis 18 Uhr und freitags von 15 Uhr bis 21 Uhr offen. Marija Kunac und Daniel Bernet sind in ihrer Leitungsfunktion mit einem Pensum von je 20 Prozent angestellt. Sowohl die Stadt als auch die Katholische Kirchgemeinde Bischofszell tragen die Kosten zu gleichen Teilen und stellen dafür ihre Räumlichkeiten zur Verfügung: die Stadt ihre Liegenschaft am Bleicherweg und die Kirchgemeinde – nach abgeschlossener Sanierung – die Stiftsamtei in der Schottengasse. Auf kantonaler Ebene unterstützt die Fachstelle Kinder und Jugend (KIJU) der Katholischen Landeskirche Thurgau die Jugendarbeit in den Pfarreien und Pastoralräumen. 
 

Das Leitungsteam Marija Kunac und Daniel Bernet: «Diese Bar ist einfach prädestiniert, um mit einer Cola in der Hand niederschwellige Gespräche über das Leben, Gott und die Welt zu führen».
Quelle: Monika Freund-Schoch
Das Leitungsteam Marija Kunac und Daniel Bernet: «Diese Bar ist einfach prädestiniert, um mit einer Cola in der Hand niederschwellige Gespräche über das Leben, Gott und die Welt zu führen».

Kommentare

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Huber renate

01.05.2023, 9:29

Ich hätte ein tolles palett sofa zu verschenken für die gelegenheit

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