Ökologische Massnahmen bei den Schaffhauser Kirchen

Die Schaffhauser Kirchgemeinden St. Maria, St. Peter und St. Konrad sind seit mehr als sieben Jahren auf dem ökologischen Weg. Der neue Baureferent Sepp Baumann setzt sich durch das Konzept «Schwammstadt» für ein besseres Stadtklima ein und fördert erneuerbare Energien.

Anstelle einer Neuasphaltierung des Parkplatzes vor der Kirche St. Peter entschied sich die Kirchgemeinde für einen runden Begegnungsplatz mit versickerungsfähiger Oberfläche. Der Zweck dieser Neugestaltung ist, möglichst viel Regenwasser nicht in die überlastete Kanalisation abzuleiten, sondern vor Ort aufzunehmen und zu speichern. Während versiegelte Oberflächen das Stadtklima im Sommer aufheizen, sorgt das langsam verdunstende Wasser bei offenen Böden und vielen Pflanzen für Kühlung. Sepp Baumann macht sich mit seiner Kommission, die aus aktiven Pfarreimitgliedern und einem Landschaftsarchitekten besteht, für ein ausgeklügeltes Ökosystem stark. 

Versickern, fliessen und speichern
«Die Idee ist, einen schönen Naturstein wie Granit mit speziellen Versickerungsfugen für den Kreisplatz auszuwählen», berichtet der Baureferent. «Die übrigen Flächen sollen Wege mit wasserdurchlässigem Belag und viel mehr Grünfläche erhalten.» Die neuen schrägen Parkplätze am Rande des Kirchenareals werden durch Rasengittersteine und versickerungsfähige Flächen das Mikroklima verbessern. Bei überschüssigem Wasser dienen die tiefer liegenden Grünzonen mit den hohen Bäumen als Notüberlauf. Angedacht ist auch eine kleine Mulde als Zwischenspeicher, die bei einem Starkregen das Wasser vom Platz aufnehmen kann. Das anfallende Dachwasser der Kirchengebäude soll auch nicht der Kanalisation, sondern einer Versickerungsanlage im Bereich des neuen Platzes zugeführt werden. Die Herausforderung für das Planungsteam besteht darin, dass für St. Peter ein System von Versickern, Fliessen und Speichern des Regenwassers erforderlich ist.

Erneuerbare Energien 
Bereits vor acht Jahren finanzierte die Kirchgemeinde St. Konrad auf dem Flachdach ihrer Pfarrei eine Fotovoltaik-Anlage. Die 280 Quadratmeter grosse Modulfläche leistet 50 Kilowatt-Peak und einen Jahresertrag von mehr als 45'000 Kilowattstunden. «Es ist eine der grösseren Anlagen im Kanton», berichtet der Baureferent stolz. «Den meisten Strom können wir gar nicht selbst verbrauchen und leisten damit einen sehr grossen Ökobeitrag auch für Nichtkirchensteuerzahlende.» Spätestens in zwei Jahren möchte sich St. Konrad einem geplanten Fernwärmeverbund anschliessen. In St. Peter hingegen ist bereits die alte Ölheizung demontiert, um in den nächsten Wochen für den Anschluss an eine Holz-Fernwärme bereit zu sein. In den nächsten paar Jahren sollen die Nebengebäude der Kirche St. Maria mit einer Fassadendämmung und einer Fotovoltaik-Anlage versehen werden.

37 Jahre Ökogärtnern
Der pensionierte Mesmer Peter De Ventura, der 37 Jahre lang den riesengrossen Umschwung von St. Konrad und teilweise auch die Gärten in St. Peter und St. Maria gepflegt hatte, besitzt viel Wissen über ökologisches Gärtnern. Hier bleiben auch mal Brennnessel oder Fenchel für die Schmetterlingsraupen stehen. Er schätzt die Biodiversität der heimischen Wildhecke von St. Konrad und weiss die begehrte Bienenweide von Kolkwitzia und Kornelkirsche zu würdigen. «Regelmässig habe ich die Hecken am steilen Hang geschnitten», erzählt der jetzige Hilfsmesmer. «Das war schon sehr mühsam, aber es musste gemacht werden.» Lange Zeit hat der gelernte Bauer mit einer Hilfsperson in schweisstreibender Handarbeit die Hangwiese darunter gemäht. Während dies zwei Mal im Jahr geschieht, wird die sogenannte Koni-Wiese fast alle zwei Wochen mit einem Rasenmäher geschnitten, damit Jungwacht und Blauring darauf auch spielen kann. Auf der insgesamt 4'000 Quadratmeter grossen Magerwiese blüht und wächst alles, was der Wind hinträgt. Peter De Ventura hatte immer darauf geachtet, dass er Blumeninseln wie Wiesen-Margeriten stehen liess. Der faszinierte Umweltschützer zeigt gerne die schützenswerten Sandbienen im Hang, die ihre Eier mit Futter in Höhlengängen ablegen. Erst im nächsten Frühling schlüpft die neue Generation, um wieder auf der Koni-Wiese herumzufliegen und zu summen. «Der Grüne Güggel ist sicher etwas Gutes,» versucht Sepp Baumann zu erklären, «aber durch Peter De Venturas ökologisches Gärtnern und unsere Ökobaumassnahmen sind wir schon lange ohne Zertifizierung gut unterwegs.»

Judith Keller, 30.08.2023
 

Die artenreiche Koni-Wiese und die einheimischen Hecken am Hang von St. Konrad in Schaffhausen
Quelle: Judith Keller
Die artenreiche Koni-Wiese und die einheimischen Hecken am Hang von St. Konrad in Schaffhausen

 

 

Sepp Baumann mit Schwammstadt-Konzept für St. Peter in Schaffhausen
Quelle: Judith Keller
Sepp Baumann mit «Schwammstadt»-Konzept für St. Peter in Schaffhausen

Kommentare

+

Neuen Kommentar hinzufügen

Der Inhalt dieses Feldes wird nicht öffentlich zugänglich angezeigt.

Klartext

  • Keine HTML-Tags erlaubt.
  • Zeilenumbrüche und Absätze werden automatisch erzeugt.
  • Website- und E-Mail-Adressen werden automatisch in Links umgewandelt.
CAPTCHA
Diese Sicherheitsfrage überprüft, ob Sie ein menschlicher Besucher sind und verhindert automatisches Spamming.
Bild-CAPTCHA
Geben Sie die Zeichen ein, die im Bild gezeigt werden.