Kursleiterinnen-Schulung für Kurse über das Lebensende

Der Letzte-Hilfe-Kurs vermittelt interessierten Menschen Basiswissen über Sterbebegleitung. Wie man dieses Wissen fachgerecht weitergibt, haben angehende Kursleiterinnen und Kursleiter in der Ochsenschür in Schaffhausen gelernt.

Vier Stunden. Diese Zeitspanne reicht aus, um über vier wichtige Themenfelder zu sprechen, die mit dem Sterben zusammenhängen: Sterben als Teil des Lebens, Vorsorgen und Entscheiden, Leiden lindern, Abschied nehmen. Das sind die Inhalte des Letzte-Hilfe-Kurses
des deutschen Notfall- und Palliativmediziners Georg Bollig, der diesen Kurs gemeinsam
mit der «Fakultät für Interdisziplinäre Forschung und Fortbildung» in Wien entwickelt hat. Seit den ersten Kursen in Deutschland und Dänemark gibt es dieses Angebot auch in Österreich, Schottland, Litauen und Slowenien. 2017 wurde die evangelisch-reformierte Landeskirche des Kantons Zürich Kooperationspartnerin für den Letzte-Hilfe-Kurs Schweiz.
Sie bietet eine Schulung an, die angehende Kursleiterinnen und Kursleiter dazu befähigt, den Letzte-Hilfe-Kurs durchzuführen. Das Angebot richtet sich an Fachpersonen und ehrenamtlich Mitarbeitende aus den Berufsfeldern, die im Palliativbereich mitarbeiten: Ärzte, Pflegefachpersonen, Seelsorgende, Therapeutinnen und Sozialarbeiter. Am Ende der Schulung erhalten die Teilnehmenden ein Zertifikat, das sie zur Durchführung des Kurses befähigt.

Basiswissen über das Sterben

Beat Frefel, Beauftragter Palliative Care der Schaffhauser Kirche, hat die Kursleiterinnen-Schulung für den Letzte-Hilfe-Kurs nach Schaffhausen geholt: «Es ist wichtig, über das Sterben zu reden, aber oft passiert das nicht, weil es einen zu stark bewegt, oder weil man zu ungeübt ist. Dieser Kurs bringt die Menschen darüber ins Gespräch.» Auch die angehenden Kursleitenden nehmen teil, weil sie Worte finden möchten für das Sterben: «Ich finde das Thema ‹Letzte Hilfe› gleichermassen spannend wie beängstigend. Dem wollte ich mich stellen», so Nyree Heckmann, Kursteilnehmerin und Pfarrerin der Kirchgemeinde Steig in Schaffhausen.

«Der Letzte-Hilfe-Kurs ist ein niederschwelliges Angebot, um Menschen jeden Alters Basiswissen über das Sterben zu vermitteln», sagt Eva Niedermann, Kursleiterin und Fachmitarbeiterin Alter und Generationen der Zürcher Landeskirche. Der Kurs folgt einer Folienpräsentation, die Themen zu Tod und Sterben beinhalten. Die angehenden Kursleiterinnen und Kursleiter haben jeweils die Aufgabe, die Themen auf den Folien zu zweit zu präsentieren. Es geht um die Bedürfnisse eines sterbenden Menschen auf psychischer, physischer und sozialer Ebene, um Vorsorgefragen sowie um praktische Hilfestellungen am Sterbebett. Um das Lindern von Leiden, um die Phase des Abschieds und um die Trauer.

Komprimierte Ausbildung

Bei den Präsentationen ist ein Zeitrahmen von wenigen Minuten einzuhalten: «Der Kurs arbeitet bewusst mit Reduktion, wir tippen die Themen nur an. Wir machen immer wieder die Erfahrung, dass die Kursteilnehmer enorm viel Wissen haben, an das sie anknüpfen können», erklärt Eva Niedermann. «Der Kurs gibt Anstösse, um den Themen weiter nachzugehen.» Nyree Heckmann ist vom Kursformat überzeugt: «Ich habe am Kurstag erfahren, dass man auch vermeintlich schwierige Themen kurz streifen kann, um dann wunderbar darüber ins Gespräch zu kommen, schliesslich sind die Betroffenen oft die grösseren Experten.» Die Zeit einhalten zu müssen, sei sogar hilfreich: «Das zwingt
einen, sich auf das Allerwichtigste zu beschränken. Reden könnte man immer viel mehr, aber ob man dann auch mehr sagt, bezweifle ich.» Mit den frisch gebackenen Kursleiterinnen und Kursleitern entsteht ein Angebot von Letzte-Hilfe-Kursen in Schaffhausen, das Beat Frefel koordinieren wird: «Dadurch, dass man den Kurs immer zu zweit anbieten muss, entsteht ein neues Zusammenwirken von Fachleuten aus verschiedenen Bereichen. So können wir vernetzt weiterarbeiten.»

Adriana Schneider/Red. 3.3.2020


Letzte-Hilfe-Kurs

«Uraltes Wissen zum Sterbegeleit ist mit der Industrialisierung schleichend verloren gegangen. In den Letzte-Hilfe-Kursen lernen interessierte Bürgerinnen und Bürger, was sie für die ihnen Nahestehenden am Ende des Lebens tun können. Sterbebegleitung ist keine Wissenschaft, die nicht auch in der Familie und der Nachbarschaft möglich ist. Wir möchten Grundwissen an die Hand geben und ermutigen, sich Sterbenden zuzuwenden. Denn Zuwendung ist das, was wir alle am Ende des Lebens am meisten brauchen. Wir vermitteln Basiswissen und Orientierungen und einfache Handgriffe.»
Zitat aus  


 

 
Eva Niedermann führt in die Inhalte und Abläufe des Letzte-Hilfe-Kurses ein.
Bild: Adriana Schneider

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