Mit einer knappen Mehrheit von 50.5 % haben die Katholik(inn)en im Kanton Schwyz dem Beitritt ihrer Kantonalkirche zur Römisch-Katholischen Zentralkonferenz (RKZ) zugestimmt.


Mit dieser Entscheidung wird voraussichtlich eine jahrelange Auseinandersetzung ihr Ende finden. Der Beitritt der Katholischen Kantonalkirche Schwyz zur RKZ wird die 1971 gegründete Dachorganisation der Katholik(innen) in der Schweiz komplettieren. Mit dem Beitritt von Schwyz werden alle Kantone der Schweiz in der RKZ vertreten sein: 

•    22 Kantone mit ihren öffentlich-rechtlichen Körperschaften, d. h. mit Landeskirchen oder mit Verbänden von Kirchgemeinden, 
•    Genf und Neuenburg mit privatrechtlichen Vereinen,
•    Wallis und Tessin mit den Bistümern Sitten und Lugano.

Der Weg der Schwyzer in die RKZ war steinig. Vorausgegangen ist eine gescheiterte Abstimmung über eine Verfassung der Kantonalkirche. Nachdem die Verfassung im zweiten Anlauf angenommen wurde, schien der Weg für den Beitritt zur RKZ frei. Das Parlament der Kantonalkirche hat vor einem Jahr mit 91 zu 11 Stimmen den RKZ-Beitritt beschlossen. Dagegen wurde jedoch von fünf Kirchgemeindebehörden das Kirchgemeinde-Referendum ergriffen; die Behörde der Kirchgemeinde Lachen zog ihr Referendum später zurück, der Rückzug wurde allerdings in einem Beschwerdeverfahren von der Rekurskommission für ungültig erklärt. So kam es zur Volksabstimmung. 

Das Abstimmungsergebnis fiel mit 50.5 % für einen RKZ-Beitritt ausgesprochen knapp aus: Hätten sich nur 64 Stimmende für ein Nein statt ein Ja entschieden, wäre die Mehrheit gekippt. Weshalb ist der Weg der Schwyzer Katholikinnen und Katholiken in eine gesamtschweizerische Organisation so mühevoll?

Das nun offiziell angeführte Argument, wonach das Volk nicht wisse, was die RKZ sei und weshalb man da mittun müsse, überzeugt nicht ganz. Auch ohne Detailkenntnis kann man verstehen, dass die RKZ verschiedene kirchliche Aufgaben auf der gesamtschweizerischen und sprachregionalen Ebene mitfinanziert, angefangen von der Schweizer Bischofskonferenz über verschiedene Einrichtungen der kirchlichen Bildungs- und Medienarbeit, hin zur Bundesleitung von Jungwacht Blauring, dem Schweizerischen Katholischen Frauenbund und einigen anderen Einrichtungen.

Der Widerstand gegen die RKZ hat im Kanton Schwyz zwei Quellen. Gesellschaftspolitisch ist die Meinung stärker als anderswo verbreitet, dass ein Alleingang grundsätzlich sinnvoller und günstiger sei als ein Zusammenwirken mit anderen. «Das da oben braucht es alles gar nicht.» Kirchenpolitisch finden die konservativen und bischofstreuen Kreise Gehör, die gegen jegliche Verstärkung der staatskirchenrechtlichen Organisation sind. Die RKZ ist nämlich nicht nur ein Instrument, um kirchliches Geld auf die Bundesebene zu hieven, sondern auch eine wichtige Stimme für eine demokratischere und frauenfreundlichere Kirche.

Interessanterweise haben gerade die reichen Kirchgemeinden an den schönen Seegestaden, die den Hauptteil an die Schwyzer Kantonalkirche und damit in Zukunft auch an die RKZ bezahlen, dem RKZ-Beitritt mehrheitlich zugestimmt, z. B. Wollerau und Freienbach mit je 55 %, Gersau mit 57 %, Morschach-Stoss mit 58 %, Arth mit 60 % und Küssnacht mit 63 %. Den RKZ-Beitritt abgelehnt haben nur das reiche Lachen (46 %) und Feusisberg (43 %).

Urs Brosi, Generalsekretär der katholischen Landeskirche Thurgau

Teaserbild: pixabay.com

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