Klima-Schützerin spricht Klartext

Die «Greta der Schweiz» hat an der Tagung «Synode 22» in der Paulus Akademie Zürich zur Klimagerechtigkeit referiert. Dabei sprach Marie-Claire Graf (25) über sterbende Gletscher in der Schweiz. Diese haben ihr Klima-Engagement ausgelöst.  

Woher rührt Ihr Umwelt-Engagement?
Das Thema Klima war bei mir von Kind auf sehr zentral. Ich war jedes Wochenende in den Bergen. Der auslösende Moment war, als ich die abschmelzenden Gletscher sah. Vor allem den Morteratschgletscher. Ich sah dort Schilder mit den Markierungen, die anzeigen, wo der Gletscher bei einer Dekade jeweils stand. Ich habe irgendwann realisiert: Es geht nicht nur um die Natur, sondern auch um uns Menschen und unsere Gesellschaft. 

Sie waren eine der Hauptreferentinnen der «Synode 22». Wie ist Ihr Klima-Engagement und Synodalität verbunden?
Seit meinen Erfahrungen in meiner reformierten Kirchgemeinde begleitet mich das Thema Partizipation an Machtverhältnissen. Junge Leute unter 16 sind komplett ausgeschlossen vom Recht und können keine Partizipation betreiben. Sie können nicht entscheiden, wie die zukünftige Politik aussehen muss. Das darf nicht sein.

Eines Ihrer zentralen Themen ist die Klimagerechtigkeit. Was ist das eigentlich?
Die Klimakrise ist auch eine Frage der Gerechtigkeit. Von den Folgen der Klimakrise sind einzelne Bevölkerungsgruppen weltweit unterschiedlich betroffen. Beispielsweise sind landwirtschaftlich geprägte Länder stärker betroffen von Dürren, Waldbränden oder Fluchtbewegungen als andere Länder. Oft fehlen dort zudem die Mittel, um sich vor den Folgen der Klimakrise ausreichend schützen zu können.

Wo steht die Schweiz als Klimasünder? 
Im Juni 2021 hat eine knappe Mehrheit dagegen gestimmt, per Gesetz die CO2-Preise zu erhöhen. Dabei wollte unser Land seine Emissionen bis 2030 um die Hälfte reduzieren. Das hat mich erschüttert, denn gerade der Finanzplatz Schweiz stösst zwanzigmal so viele CO2-Emissionen aus wie die gesamte Schweizer Bevölkerung. Die meisten Emissionen kommen nicht von Privatpersonen, sondern von Unternehmen.

Wo steht die Kirche als Akteur in der Klimadebatte?
Beim Thema Klimagerechtigkeit sind alle Akteure von enormer Wichtigkeit. So natürlich auch die Kirche und ihre Institutionen. Die «Klima-Allianz», wo ich mich engagiere, arbeitet schon länger mit kirchlichen Organisationen zusammen – etwa mit Fastenaktion, Oeku oder Caritas. Wir tauschen uns regelmässig aus. Wohlwollend nehmen wir auch Aktionen wie das Label «Grüner Güggel» zur Kenntnis, das besonders nachhaltig ausgerichteten Pfarreien verliehen wird. 

Unternimmt die Kirche genug?
Die Kirche muss, wie alle Akteure, noch viel mehr tun. Denn die Auswirkungen der Klimakrise werden immer grösser und spürbarer. Und sie sind messbar! Wenn einer heute sagt, man spüre die Klima-Krise hier in der Schweiz nicht, dann ist er für mich schlicht ignorant. Auch in der Kirche stosse ich manchmal auf diese Ignoranz, wenn bei gewissen Personen das Wissen über die Auswirkungen der Klima-Krise nicht vorhanden ist. 

Interview: Vera Rüttimann/Red., 21.06.2022
 

Marie-Claire Graf
Quelle: Vera Rüttimann/kath.ch
Setzt sich für Klimagerechtigkeit ein: Die Schweizerin Marie-Claire Graf.

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