Stimmen von Religionsführern in Online-Projekt

Bischöfe, Imame, Rabbiner und Swamis denken über Herausforderungen für die Menschheit in der Pandemie nach. Eine Erkenntnis: Die Welt braucht nicht nur Schutzmasken, sondern auch Orientierung und Hoffnung. Spirituelle Impulse zum Umgang mit der Corona- Krise geben rund 40 Spitzenvertreter*innen aus allen Weltreligionen in dem neuen Online-Projekt Coronaspection des internationalen Elijah Interfaith Institute. Sie äussern sich in Video-Interviews zu ihren Einsichten in Glaube und Gesellschaft während der Pandemiezeit.

Auch für Rassismus gültig

«Die Welt braucht derzeit mehr als nur Schutzmasken. Sie braucht Sinn, Orientierung und Hoffnung», betont Alon Goshen-Gottstein, Gründer und Direktor des Elijah Interfaith Institute in Jerusalem, zu den zahlreichen religiösen Stimmen. Eine der Schlüsselbotschaften der Religionsvertreter liege in der Betonung der Solidarität und der Verbundenheit der Menschheit in der Pandemie, so Goshen-Gottstein. Die im Glauben fundierten Worte, etwa von Anglikanerprimas Justin Welby oder auch von Yahya Cholil Staquf als Generalsekretär der weltweit grössten muslimischen Organisation Nahdlatul Ulama, hätten dabei nicht nur für die Covid-19-Krise, sondern auch angesichts der weltweit verbreiteten «Geissel des Rassismus» Gültigkeit. Der globale Informationsfluss und die digitale Kommunikation ermöglichten auch die «Verbreitung des Bösen, der Sünde und der Angst voreinander», sagt Primas Welby, «Die Herausforderung ist: Wie können wir diese Interkonnektivität in eine Verbindung des Mitgefühls, der Grosszügigkeit und der Liebe umwandeln?»

Angst vor dem Tod überwinden

Menschen weltweit müssten aus den Erfahrungen der Corona-Krise wieder lernen, wie verletzlich das persönliche und das gesamte gesellschaftliche Leben ist, sagt der österreichische Kardinal Schönborn in seinem 45- minütigen Gespräch mit Goshen-Gottstein. «Diese Krise sagt mir: Nimm nie etwas als selbstverständlich hin.» Das Leben sei eine Pilgerreise auf Erden und in Gottes Hand, so Schönborn. Das wirklich zu akzeptieren, sei eine grosse Herausforderung. Gleiches gelte für das Nachdenken über die eigene Einstellung zum Tod. Der Kardinal zitiert dazu aus dem Hebräerbrief, der be - sage, «dass der Teufel uns durch die Furcht vor dem Tod gefangen hält.» Deshalb, so Schönborn «ist die Befreiung von der Angst vor dem Tod eine Voraussetzung dafür, in diesem Leben glücklich zu sein.»

Grusswort des Papstes

Goshen-Gottstein hat nach eigenen Angaben auch Papst Franziskus über dessen Vertrauten Rabbi Abraham Skorka von dem Projekt informiert. Ein Interview kam nicht zustande, auf der Coronaspection-Plattform findet sich aber ein 20-minütiger Zusammenschnitt aus Predigten und Ansprachen des Papstes in den vergangenen Monaten, darunter auch weite Teile seiner Worte beim vielbeachteten Sondergebet auf dem Petersplatz. In einem dem Video vorangestellten Grusswort dankt Franziskus für das Coronaspection-Projekt: «Mein Bestreben ist es, dass diese Worte Gutes bewirken und dass sie den Menschen helfen, das Gefühl der weltweiten Brüderlichkeit zu vertiefen, das die gegenwärtige Krise erfordert.»

kath.ch/Red. (23.6.20)


www.elijah-interfaith.org/addressingtheworld/coronaspection
 

Coronaspection
Quelle: screenshot von www.elijah-interfaith.org
Die Webseite des Elijah Interfaith Institutes mit Zugang zum Coronaspection-Projekt

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