Das beeindruckende Beispiel des Vinzenz von Paul

Vinzenz von Paul hat sich mit aller Kraft und Kompetenz für die Armen eingesetzt. Sein Beispiel wirkt bis heute weiter.

Vinzenz wurde 1581 in Frankreich geboren und stammte aus einer armen Bauern - familie. Er sollte Priester werden. Mit 14 Jahren begann er seine Ausbildung und war mit 19 Jahren bereits Priester. Sein Ziel war eigentlich eine Karriere mit einem entsprechenden Einkommen! Vinzenz fand aber keine Stelle. Er litt an Geldmangel, machte Schulden und musste vor seinen Gläubigern fliehen. Dabei soll er von Seeräubern gefangen und als Sklave nach Tunis verkauft worden sein. Von dort gelang ihm die Flucht. Dabei traf er einen Bauer, der bei ihm die Lebensbeichte ablegte. Vinzenz war erschüttert über die seelische und geistliche Verarmung der Landbevölkerung.
1617 weihte Vinzenz sein ganzes Leben den Armen mit dem Motto «Lieben wir Gott – aber auf Kosten unserer Arme und im Schweisse unseres Angesichts». Mitgefühl und Erbarmen waren für ihn das innerste Geheimnis Gottes; und diese wollte er wirksam werden lassen. Um der Landbevölkerung beizustehen gründete er 1625 die Congregatio Missionis (Lazaristen). Der Orden engagierte sich in der Seelsorge. Danach kam die Priesterausbildung hinzu. Weiter dehnte man die Arbeit auf die Galeerensträflinge und an - dere Gefangene aus. Dabei war neben der Seelsorge auch die Erleichterung der Haftbedingungen wichtig. Vinzenz besuchte auch viele Gefangene persönlich.

Nächstenliebe mit Kompetenz

Vinzenz gründete viele soziale Einrichtungen. Louise de Marillac war ihm eine Partnerin auf Augenhöhe. Gemeinsam gründeten sie die Töchter der christlichen Liebe (Vinzentinerinnen). Diese waren etwas Neues: Die jungen Frauen gingen in einer einfachen Landfrauentracht von Haus zu Haus und pflegten kranke und alte Menschen. Sie verpflichteten sich jeweils für ein Jahr. Das Versprechen konnte immer wieder erneuert werden, oder eben auch nicht. Die Gemeinschaft lebte nicht in Klöstern. Vinzenz sagte: «Ihr habt als Kloster die Häuser der Kranken, als Zelle eine Mietkammer, als Kapelle die Pfarrkirche». Louise de Marillac reiste unermüdlich umher, auch um Geld für die vielen Werke aufzutreiben! Ausserdem baute Vinzenz Einrichtungen für Waisenkinder auf, denn allein in Paris wurden jedes Jahr mehr als 400 Kinder aus - gesetzt. Er stand Flüchtlingen und Verwundeten bei. Immer ging es auch um kompetente Hilfe. Er reiste in Frankreich, von Algier bis Tunis, sogar nach Madagaskar, organisierte und unterstützte unermüdlich!
Die Armen waren das Wichtigste in seinem Glaubens-Leben: «Wenn ihr also das Gebet um eines Armen willen verlasst, dann bedenkt, dass gerade das Gottesdienst ist. Die Liebe, auf die alles ausgerichtet sein muss, steht über den Regeln. Sie ist die Herrin. Also muss man alles tun, was sie befiehlt». Und: «Gott lieben heisst für die Mitmenschen schwitzen.» Er scheute sich nicht, auch die Mächtigen um Hilfe anzugehen und handfest mitzuwirken. Als Vinzenz am 27. September 1660 mit 79 Jahren starb, hatte er ein fast übermenschliches Lebenswerk vollbracht. Für Hunderttausende von Menschen hatte er Hilfe und Unterstützung organisiert, vielen war er persönlich beigestanden und viele verdankten ihm ihr Leben.

Ungebrochene Wirkung

Er wurde 1729 selig und 1737 heiliggesprochen. Papst Leo XIII. erhob ihn 1855 zum Patron der Nächstenliebe und Schutzpatron aller karitativen Vereine. Sein Grab befindet sich in der Kapelle des Mutterhauses der Vinzentiner in der Rue de Sérves in Paris. Die Ausstrahlung von Vinzenz von Paul hält an. Die verschiedenen Zweige des Werks – wie Priester, Brüder, Schwestern und Laien – arbeiten bis heute nach seinem Vorbild für und mit den Armen. Frédéric Ozanam wählte ihn 1833 zum Patron für sein Werk der Nächstenliebe; den Zusammenkünften der Studenten, bei denen die Hilfe für die Armen geplant wurde, gab er den Namen «Vinzenzkonferenz». Diese gibt es bis heute weltweit. Sie hören Einsamen zu, kochen für Bedürftige, veranstalten Kinder- und Jugendlager, engagieren sich für Asylsuchende oder organisieren Lesegruppen in Heimen, aber auch Körperpflege- Möglichkeiten für Menschen in Not (Duschen, Haarschnitte, Massagen). In der Schweiz wirken über 100 Vinzenzgemeinschaften mit etwa 1'000 Mitgliedern. Sie helfen in Notlagen mit Finanzhilfen, Beratung (etwa bei Schulden etc.) oder Behördengängen. Sie besuchen alte und kranke Menschen, sammeln Lebensmittel, Schutz- und Hygieneartikel und geben sie an Bedürftige ab – gerade in der Corona-Krise eine wichtige Hilfe. Immer soll dabei die Würde des Anderen gewahrt, Gott in ihm geehrt werden.

Christiane Faschon, forumKirche, 20.10.20
 

Vinzenz von Paul auf einem Gemälde von Simon François de Tours.
Quelle: Allposters/Wikimedia Commons
Vinzenz von Paul auf einem Gemälde von Simon François de Tours.

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