Leserbrief zum Artikel "Gelebte Willkommenskultur oder starre Prinzipien?" in der Ausgabe 13/2022.

Die Konvertitin Yvonne Reichlin sagt: «Das Frauenpriestertum wird nie eingeführt, weil es nicht dem Willen ihres Stifters entspricht.» Man müsste zwischen dem Sünder und Sünde unterscheiden. Die katholische Kirche ist auf Ewigkeit ausgelegt und bleibt die wichtigste Verkünderin des Evangeliums. Es sind starke Worte, man spürt, Yvonne Reichlin sagt, was sie lebt. Auch der grosse Konvertit John Henry Newmann (1801-1890) hat das erkannt und versucht, diese Lehre in sein Leben zu integrieren. Mit Recht weist Reichlin auch darauf hin, dass die Kirche unterscheidet zwischen dem Sünder und Sünde. Wir wissen oft, aber vergessen oder verdrängen, dass Jesus die Sünder liebte, sie oft auch heilte, doch nachher sie ermahnte nicht mehr zu sündigen. Als Religionspsychologin werde ich immer wieder gefragt, wie ich über Homosexualität bei Katholiken denke. Beim diesem Thema möchte ich auf Aschi Rutz, Sprecher der Landeskirche Zürich hinweisen, der sagt: «Ganz sicher wird und muss die kirchliche Lehre auch die wissenschaftlichen Erkenntnisse der letzten Jahrzehnte berücksichtigen.» (NZZ,  5. Mai 2022)

Das kann sie tun. Nichtsdestotrotz bleibt praktizierende Homosexualität eine Sünde. Wir wissen zwar nicht immer, was Gott will. Aber wir wissen ziemlich genau aus dem Alten und Neuen Testament, was Gott nicht will. 

Dr. phil. Martha von Jesensky, Matzingen