Über den Einsatz für Artenvielfalt rund um Frauenfeld

Die Idee, die Kirchgemeinde FrauenfeldPLUS könnte sich für den Umweltschutz engagieren, brachte vor einigen Jahren Markus Beerli in die damalige Kirchenvorsteherschaft ein. Im Jahr 2017 folgte die Verleihung des Zertifikates Grüner Güggel. Seither konnte das Team des Grünen Güggels einige Projekte realisieren. Ihren Schwerpunkt setzt die Kirchgemeinde FrauenfeldPLUS auf die Optimierung ihrer Liegenschaften zum Beispiel hinsichtlich der Elektrik und der Heizmöglichkeiten. Doch auch die Förderung der Biodiversität hat einen sehr hohen Stellenwert.

Der Umbau eines Gebäudes bringt oft grosse Veränderungen für Tiere und Pflanzen in der Umgebung mit sich. Bäume müssen weichen, Vogelnester werden entfernt und Grünflächen verschwinden. Um dies zu verhindern, baute die Kirchgemeinde FrauenfeldPLUS beim Umbau des ehemaligen Pfarrhauses in Herdern zum Beispiel keine oberirdischen Parkplätze, sondern eine Tiefgarage. «So konnte die Grösse des Gartens erhalten bleiben», erklärt Markus Beerli, Mitglied des Teams des Grünen Güggels und gelernter Elektroingenieur. «Wo möglich, wurden die alten Bäume stehen gelassen, und diejenigen, die gefällt werden mussten, wurden durch neue einheimische Bäume ersetzt, die optimal an den Standort passen.» Dass das Projekt erfolgreich war, zeigt sich auch daran, dass die tierischen Bewohner des Pfarrhauses bereits zurückgekehrt sind: Die Fledermäuse, die während der Bauphase in Übergangsquartieren gewohnt haben, sind bereits wieder eingezogen. Und auch die Mehlschwalben haben die neuen künstlichen Nester akzeptiert.

Den Dialog suchen
Um weiteren Lebensraum für Pflanzen und Tiere zu schaffen, achtet das Team auch darauf, dass die Wiesen im Klösterligarten und bei den Friedhöfen weniger gemäht werden. Ausserdem wurden auf dem Friedhof in Gachnang einheimische Felsenbirnen gepflanzt, die mit ihren Beeren die Tiere mit Futter versorgen. 
Was für die Tiere idealen Lebensraum bietet, hat aber auch schon für negative Kommentare seitens der Bevölkerung gesorgt. Denn nicht gemähte Wiesen können schnell einen ungepflegten Eindruck hinterlassen. «Dann ist es wichtig, mit diesen Menschen in den Dialog zu treten und sie über die Thematik aufzuklären», sagt Markus Beerli. Auch werde unterdessen mit Hinweistafeln darauf hingewiesen, wie wichtig diese Ökowiesen für die Erhaltung der Biodiversität seien. 

Den Lebenskreislauf erhalten
Wer aufmerksam hinsieht, entdeckt auf dem Gelände des Klösterlis in Frauenfeld auch diverse Nistkästen für die verschiedensten Vogelarten, Asthaufen als Unterschlupf für Igel, rege genutzte Futterstellen für Vögel und Eichhörnchen, Bienenhotels und einen blühenden Blumengarten. Im vergangenen Jahr wurden beim Pfarreizentrum neue Nistkästen für Mauersegler aufgehängt. «Doch leider sind diese noch nicht besetzt», bedauert Markus Beerli. 
«Ein wichtiges Ziel bei den Projekten ist es auch, den Lebenskreislauf der Natur zu erhalten», ergänzt der leidenschaftliche Hobbygärtner. Deshalb wurden im Waldstück der Kirchgemeinde in Frauenfeld sogenannte Habitatbäume bestimmt. Diese Bäume werden besonders geschützt, denn sie sind alt, verfügen über grosse Astlöcher, die Nistgelegenheiten für Vögel bieten, oder sind wild von Efeu umrankt, der weiteren Tieren Lebensraum bietet und mit seinen Beeren für Futter sorgt. Sterben diese Bäume ab, werden sie als Totholz liegen gelassen, um sie dem Kreislauf des Waldes zurückzuführen. 

Kinder für Umweltschutz begeistern
Besonders stolz ist Markus Beerli auf das Projekt «Local Heroes». Vor einigen Jahren wurden auf einem Rundgang durch den Wald viele Neophyten (gebietsfremde und invasive Pflanzen) entdeckt. Mit dem Ziel, die nächste Generation an das Thema heranzuführen, entstand die Idee, die Neophyten-Bekämpfung sowie die Aufforstung der gerodeten Gebiete in den Projektunterricht der Religionsklassen einzubinden. «Dadurch lernen die Kinder, Eigeninitiative zu ergreifen und der Natur Sorge zu tragen», erklärt Markus Beerli. In Zusammenarbeit mit dem zuständigen Revierförster wird jeweils ein Waldstück in der Region Frauenfeld ausgewählt, das dann von den Kindern unter fachkundiger Anleitung bearbeitet wird. Das Projekt unter der Gesamtleitung des Religionsteams ist ein voller Erfolg und jeweils schon nach kurzer Zeit ausgebucht.
«Die Hoffnung ist, dass durch das Projekt ein Lerneffekt entsteht und die Kinder die Natur als schützenswerten Lebensraum wahrnehmen und verstehen, dass jede noch so kleine Tat etwas bewirken kann», sagt Markus Beerli. «Deshalb müssen wir mit gutem Beispiel vorangehen und Verantwortung übernehmen.»

Simone Ullmann, 16.08.2023
 

Ökowiese im Klösterligarten
Quelle: Simone Ullmann
Die Ökowiese im Klösterligarten wurde Anfang Juli gemäht. Nun blüht sie schon das zweite Mal diesen Sommer.

 

 

 

 

Markus Beerli
Quelle: Simone Ullmann
Markus Beerli überprüft, ob die Mauersegler schon in ihre Nistkästen gezogen sind.

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