Open Doors veröffentlicht neuen Weltverfolgungsindex

Die Verfolgung und Diskriminierung von Christ*innen hat sich weltweit verschärft - in Afrika mit hohem Tempo. Das wird im neuen Weltverfolgungsindex (WVI) deutlich, der die fünfzig Länder mit der stärksten Christenverfolgung auflistet. Afghanistan konnte Nordkorea – das seit 20 Jahren auf Rang 1 des WVI stand – inzwischen ablösen.

Weltweit sind aktuell mehr als 360 Millionen Christen einem hohen bis extremen Mass an Diskriminierung ausgesetzt. Christen wird in mehr als 76 Ländern das Recht auf die freie Ausübung ihres Glaubens – privat wie auch in Gemeinschaft – verweigert. Sie werden durch ihre Regierungen, extremistische religiöse und politische Gruppierungen diffamiert, schikaniert, inhaftiert, geschlagen, vertrieben und ermordet, weil sie sich zu Jesus Christus bekennen. Im Berichtszeitraum 1. Oktober 2020 bis 30. September 2021 des neuen Weltverfolgungsindex stieg die Zahl der wegen ihres Glaubens getöteten Christen auf 5'898, gegenüber 4'761 im Vorjahr. Von diesen dokumentierten Fällen sind 79% allein Nigeria (Rang 7) zuzurechnen, an zweiter Stelle folgt Pakistan (Rang 8). In China (Rang 17) wurden erneut die meisten Kirchen oder kirchlichen Einrichtungen entweder geschlossen oder zerstört, rund 3'000 von etwa 5'100 weltweit.

Afghanistan vor Nordkorea
Der Sieg der Taliban bestärkt extremistisch-islamische Gruppierungen in Afrika und Asien in ihrem Ziel, auch andere Regierungen zu stürzen und Länder einzunehmen. Christen in Afghanistan, die entdeckt werden, droht die Ermordung. Deshalb sind viele in Nachbarländer geflohen, wo sie als Christen mit muslimischem Hintergrund und nicht anerkannte Flüchtlinge derzeit unter schwierigsten Bedingungen und grosser Gefahr leben. Christliche Mädchen und Frauen drohen vergewaltigt oder zwangsverheiratet zu werden. Afghanistan nimmt somit die erste Position des WVI ein, während Nordkorea erstmals nach 20 Jahren auf Rang 2 fällt, ohne dass sich dort die Situation für Christen verbessert hätte. Vielmehr hat ein neues «Gesetz gegen reaktionäres Gedankengut» zur Entdeckung von Hauskirchen und Verhaftung von Christen geführt.

Zerstörte Lebensgrundlagen
In Afrika südlich der Sahara gibt es weiterhin die meiste Gewalt gegen Christen. In der Demokratischen Republik Kongo (Rang 40) führen die Allied Democratic Forces (ADF) seit Jahren Angriffe gegen Christen durch und haben sich mit der Gruppe Islamischer Staat verbündet. Das Land gehört zusammen mit der Zentralafrikanischen Republik (Rang 31) und Nigeria, das erneut die höchstmögliche Punktzahl für Gewalt aufweist, zu den zehn Ländern mit dem höchsten Gewaltaufkommen gegen Christen. Bei Angriffen auf Hochschulen, Schulen, Kirchen und ganze Dörfer sowie auf Gemeindeleiter*innen werden Christen entführt, verwundet oder getötet; zudem werden Lebensgrundlagen zerstört. Die Angriffe geschehen zumeist durch militante Fulani-Hirten, aber auch durch Islamisten. Mosambik (Rang 41) und Kamerun (Rang 44) gehören ebenfalls zu den zehn Ländern mit dem höchsten Gewaltaufkommen.

Bibeln verschwinden
In China sind durch immer striktere staatliche Regeln zahlreiche christliche Inhalte und nahezu alle Bibeln aus dem Netz verschwunden. Die Regierung gestattet den Verkauf von gedruckten Bibeln nur über die staatlich kontrollierte Drei-Selbst-Kirche, nachdem sie im Jahr 2018 den Kauf von Bibeln über das Internet verboten hatte. Chinas Christen hatten deshalb vermehrt Bibel-Apps genutzt, doch inzwischen sind auch diese sowie damit verbundene Online-Ressourcen blockiert worden. Mehrere Buchhändler*innen an verschiedenen Orten, die noch christliche Literatur angeboten hatten, wurden zu mehrjährigen Haftstrafen verurteilt.

Straffreie Täter
Das «chinesische Modell», jedoch verknüpft mit anderen Ideologien oder Religionen, wird in jüngster Zeit in so unterschiedlichen Ländern wie Sri Lanka (Rang 52), Myanmar und Malaysia (Rang 50) nachgeahmt, genauso aber auch in zentralasiatischen Staaten. In diesen Ländern wurden die Beschränkungen für Andersdenkende im Rahmen von «Ein Land, ein Volk, eine Religion» verschärft. Die hindu-nationalistische Regierung in Indien (Rang 10) propagiert mit ihrer Hindutva-Ideologie in ähnlicher Weise, dass Inder*innen auch Hindus sein müssen. Die Christen leiden in sehr hohem Mass unter Diskriminierung durch die Gesellschaft, die ihnen gegenüber immer misstrauischer wird, befeuert durch die Medien und sozialen Netzwerke. Die Regierung lässt Täter oft straffrei, was der Aufstachelung zu Hass und Gewalt gegen Christen zusätzlich Raum gibt.

Open Doors/Red., 26.01.2022

Weltkarte
Quelle: © Open Doors Schweiz
In Afghanistan (1) und Nordkorea (2) werden Christ*innen am meisten verfolgt.

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