Umwandlung eines kenianischen Bauernhofes in einen Biobetrieb 

Nora Vogel (29), Umweltingenieurin mit einem Master in Agrarökologie und Biologischer Landwirtschaft, war für ein Jahr in Kenia an einem Projekt von Comundo und Yarumal-Missionare beteiligt. Diese zwei NGOs haben eine Farm aufgebaut. Im Interview mit Kirche ohne Grenzen erzählt sie, was sie dazu motiviert hat, welche Schwierigkeiten sie hatte und welche Zukunft sie für solche Projekte sieht.

Was hat dich dazu motiviert mitzumachen?
Grundsätzlich verändere ich gern etwas und will mein Wissen anwenden. Zudem dachte ich, dass es eine gute Chance sei für mich, Neues zu lernen. Ginge ich in der Schweiz auf einen Bauernhof, würde ich nicht so viel lernen, weil ich die ganze Kultur – und wie man arbeitet – schon kenne. Ich finde es sehr spannend, in einem Land mit einem ganz anderen kulturellen Hintergrund zu sein. 

Was waren die Aufgaben, die du erledigen musstest?
Am Anfang musste ich mir zuerst einen Überblick verschaffen. Also habe ich überall mitgeholfen. Danach ging es darum, mit der Organisation herauszufinden, was für sie die Umstellung auf Bio bedeutet, und zu schauen, wie wir dieses Ziel erreichen. Ihr Ziel war es, eine Biofarm zu werden, die als Vorzeigebetrieb dient. Zudem musste ich mit meinem Chef über die nächsten Schritte sprechen. Er ist Priester der Yarumal-Missionare. Das ist eine katholische Missionarsorganisation, die ursprünglich aus Kolumbien kommt und seit 1982 in Kenia tätig ist. Die Farm ist auch ein Ausbildungs- und Wohnort für angehende Priester. Daher gibt es dort 23 junge Männer, die auf der Farm wohnen und jeden Tag an die Uni fahren, um Theologie zu studieren. Es war schwierig, mit dem Priester über Landwirtschaft und das Projekt zu reden, weil er nicht so viel Ahnung davon hat. 

Mit welchen Problemen hast du gerechnet? 
Meine Angst am Anfang war, dass ich nicht genug Wissen habe, um ihnen zu helfen. Das ist sicher nicht eingetreten, denn es ging ja darum, dass wir unser Wissen kombinieren und so gemeinsam eine Lösung finden. Ein Problem war, dass einer der Mitarbeiter nicht umstellen wollte. So stand ich vor der Situation, jemanden zu überzeugen, den man gar nicht überzeugen kann. Ich hätte eigentlich damit rechnen sollen, denn es gibt immer Widerstand bei Veränderungen. 

Hast du dein Ziel, die Farm auf Bio umzustellen, erreicht?
Ich wusste, dass ein Jahr nicht reichen würde, da in der Schweiz eine Umstellung drei Jahre dauert. Aber ein grosses Ziel, das erreicht wurde, ist die Mentalitätsumstellung. Der Chef hat mir gesagt, dass es eine grosse Hilfe gewesen sei, dass ich immer wieder erklärt habe, was bio ist. Dadurch haben alle gelernt, dass ihr bisheriger Anbau nicht bio war. Es motivierte sie umzustellen. Die von mir gewünschten Ziele – das Tierwohl zu stärken und die Farm als Vorzeigebetrieb attraktiver zu machen – habe ich leider nicht wirklich erreicht.

Siehst du eine Zukunft für solche Projekte in Ländern, die mit landwirtschaftlichen Problemen kämpfen? 
Das Problem ist, dass viele grosse Unternehmen Düngemittel und Chemikalien sehr billig verkaufen. Sogar Chemikalien, die in der Schweiz nicht mehr zugelassen sind. Viele Bauern wissen nicht, wie man Chemikalien richtig lagert. Ich habe schon giftige Chemikalien in einer Küche gesehen. Daher denke ich, dass ein Teil der Zukunft darin besteht, die Landwirte über die Gefahren dieser Produkte zu informieren. Viele Entwicklungsorganisationen bewegen sich im Moment weg von der Landwirtschaft und mehr in Richtung Bildung. Das verstehe ich, finde es aber schade, denn im Grunde genommen müssen die Menschen essen. Wenn man die Landwirtschaft beiseitelässt, dann gibt es einige grosse Unternehmen, die ein schlechtes Produkt sehr billig verkaufen, sodass die lokalen Bauern, deren Produkte etwas teurer sind, gar nichts mehr verkaufen können. Ich denke, dass Bildung wichtig ist, aber die Landwirtschaft nicht vernachlässigt werden sollte. 

Welche guten Erlebnisse hast du ausserhalb deines Projektes mitgenommen? 
Von anderen Kulturen lernt man immer sehr viel. In Kenia ist es die Einfachheit, mit der die Kenianer*innen ihr Leben führen. Sie haben keine Zeit, sich über viele Probleme Gedanken zu machen. Ihre einzige Sorge ist, was sie heute essen. Sie denken nicht über morgen nach, sondern fokussieren sich auf heute. Das ist sicher etwas, was ich versuche, häufiger umzusetzen. Denn ich finde, hier in der Schweiz denken wir immer an Zukünftiges und vergessen, im Jetzt zu leben. 

Interview & Übersetzung: Andrea Metzger, 26.12.2023


Siempre hay resistencia al cambio

Conversión de una granja keniana a la agricultura ecológica

Nora Vogel (29 años), trabajó un año en Kenia en un proyecto organizado por Comundo y los Misioneros de Yarumal. En su entrevista con Kirche ohne Grenzen, explica su motivo, las dificultades y el futuro para este tipo de proyectos.

Nora Vogel, siempre se interesó por realizar nuevas cosas y con este proyecto de convertir una granja keniana a la agricultura ecológica, vio una oportunidad para aprender y, a su vez, aplicar sus conocimientos. El estar en un país diferente, con un bagaje cultural completamente distinto al de ella, donde se tiene que aprender muchas cosas empezando desde cero, se convirtió en un reto.

Para integrar sus conocimientos en esta conversión, ayudó en todas partes de la granja y así presenció cómo se trabajaba. Los pasos a seguir los discutía con su jefe, un sacerdote perteneciente a la organización misionera católica de Yarumal, originaria de Colombia y activa en Kenia desde 1982. La granja también sirve de centro de formación y residencia para sacerdotes.

Nunca pensó en tener problemas, pero al principio un empleado se negaba a habituarse al cambio, por lo que debió primero convencerlo y posteriormente implementar lo nuevo. Cree que un gran objetivo logrado fue el cambio de mentalidad, dejando claro el significado de cultivo ecológico y la motivación a cambiar el antiguo sistema.

Considera que parte del futuro, consiste en educar a los agricultores sobre los peligros que tiene el uso de químicos y no descuidar la agricultura. «Los kenianos no piensan en el mañana, se centran en el hoy. Mientras que en Suiza siempre se piensa en el futuro y se olvida vivir el presente», dijo Nora Vogel.
 

Nora Vogel mit zwei Jungziegen der Farm
Quelle: zVg
Nora Vogel mit zwei Jungziegen der Farm neben dem Gebäude für die Viehzucht

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