Ökologische Vielfalt rund um die katholische Kirche Amriswil

Die Pfarrei St. Stefan ist seit knapp fünf Jahren mit dem Grünen Güggel unterwegs. Für die Biodiversität rund um die Kirche hat sie einiges unternommen. Am prominentesten ist die Wildblumenwiese. Mit ihr kann man auch spielerisch umgehen.

«Es gibt Blumen, sie sind gar nicht nützlich, sondern nur schön. Ist das nicht wunderbar und herrlich?», so schrieb einst Astrid Lindgren. Auch wenn die Biodiversität bezüglich Nützlichkeit der Blumen widerspricht, so ist die Schönheit der Blumen trotzdem einfach wunderbar und herrlich. Dies würden die Amriswiler, die in der Gegend der katholischen Kirche wohnen, oder die Pfarreimitglieder sicher unterschreiben.

Schöpfungsgottesdienste
Die Wildblumenwiese erfreut viele, beispielsweise Hundehalter, die auf ihren Spaziergängen den Fussweg durch die Wiese nehmen. Auch wird die Wildblumenwiese beobachtet. «Wenn eine Blume noch nicht auf unserer Anzeigetafel ist, werden wir darauf aufmerksam gemacht», erzählt Urs Hungerbühler schmunzelnd. Er ist Umweltmanagement-Beauftragter der Pfarrei St. Stefan und zugleich im Kirchgemeinderat für das Ressort Bauwesen zuständig sowie Vizepräsident. «Die ganze Sache mit der Biodiversität und dem Grünen Güggel ist bei uns erfolgreich, weil der Kirchgemeinderat von Anfang an mit im Boot war», sagt Urs Hungerbühler. Das Umweltteam hat pro Jahr ungefähr fünf Sitzungen und besteht momentan aus sieben Personen. Ein Glücksfall, dass ein ausgebildeter Gärtner dabei ist. Jedes Jahr organisiert das Team einen Schöpfungsgottesdienst, der meistens in der Zeit des Blühens stattfindet. Diesen Frühling rief eine Katechetin nach dem Gottesdienst einen Setzlingsmarkt ins Leben. Als passionierte Hobbygärtnerin zieht sie alte und seltene Tomatensorten auf. Sie verkaufte nicht nur Tomaten-, sondern auch Peperoni- und Auberginensetzlinge. Der Erlös ging an die Fastenopfer-Projekte der Pfarrei: «Primary School Uganda» und «una terra – una familia».

Insektenhotels und Trockenbiotope
Die Wildblumenwiese ist nur eine von verschiedenen Massnahmen für mehr Biodiversität auf dem Areal der katholischen Kirche. Es gibt Insektenhotels, ein Trockenbiotop, Steinhaufen für Insekten und Reptilien, eine wilde Hecke als Ort für Kröten sowie Holzbeigen als Versteck für Kleintiere. Eine Eidechse habe er mal gesehen, auf eine Ringelnatter warte er noch, sagt Urs Hungerbühler. Seine Freude an den Tieren ist hörbar.
Seit rund einem Jahr steht eine zweite Holzbeige neben der Kirche, damit der Komposthaufen nicht so gut sichtbar ist. Vor gut zwei Jahren besuchten der Mesmer Beat Köpfli und Urs Hungerbühler einen Kurs über das Kompostieren. Der Mesmer setzt nun das dort erworbene Wissen in die Tat um. Urs Hungerbühlers Vision ist es, dass aus dem Kompost gute Erde entstehen wird, die in kleine Säcke abgefüllt nach einem Gottesdienst verschenkt werden kann - fruchtbare Erde.

Miteinander auf verschiedenen Ebenen
Trotz der Umgestaltung des Areals zugunsten der Natur ist nach wie vor ein grosser Spielrasen da. Das Miteinander auf verschiedenen Ebenen ist der Pfarrei wichtig. Einerseits im Sinne von Natur und Mensch: Die Menschen sollen sich in der Natur bewegen dürfen, nicht nur von aussen Beobachter*innen sein. Andererseits ist die Spielwiese nicht nur für die Pfarrei da, sondern auch für Kinder in der Nachbarschaft sowie für die Kinder der evangelischen Freikirche Chrischona, die neben der katholischen Kirche steht. Zudem wird eine Ecke des Areals vom Hilfswerk der Evangelischen Kirchen der Schweiz (HEKS) für ihr Gartenprojekt genutzt, das für Menschen mit Migrationshintergrund und für Gartenfreunde ab 55 Jahren da ist. Und der neu angelegte Weg durchs Areal der Kirche wird gerne von den Bewohner*innen der angrenzenden Alterssiedlung benutzt, da er eine gute Route zum Einkaufszentrum ist.

Ökologische Putzmittel
Hinter der Kirche neben dem Pfarrhaus befand sich der Garten eines früheren Mesmers. Jetzt ist dort ein Rasen, der bei Bedarf durchaus wieder zu einem Garten umgestaltet werden dürfe, so Urs Hungerbühler. Er gehört zu den Menschen, die den Begriff Biodiversität weit auffassen. «Überall, wo man der Natur gut schaut, fliesst das letztendlich in die Biodiversität ein», ist er überzeugt. Und erwähnt das Beispiel, dass in der Pfarrei mittlerweile nur noch mit Putzmitteln geputzt werde, die aus nachwachsenden Rohstoffen hergestellt werden - produziert in Münchwilen. Ein kleines Stück der Biodiversität kann übrigens nach Hause genommen werden: Das Umweltteam hat Memory-Spiele mit Blumen «ihrer» Wiese gemacht.

Martina Seger-Bertschi, 21.06.2023
 

Urs Hungerbühler
Quelle: Martina Seger-Bertschi
Urs Hungerbühler wartet noch darauf, eine Ringelnatter in den Anlagen der Kirchgemeinde zu entdecken.

 

 

 

 

Urs Hungerbühler
Quelle: Martina Seger-Bertschi
Urs Hungerbühler präsentiert die Holzbeige und den dahinterliegenden Komposthaufen vor der Kirche.

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