Zeichen der Offenheit

Am 5. November wird in Schaffhausen die Aksa Moschee des Türkisch-Islamischen Vereins nach mehrjähriger Bauzeit offiziell eröffnet. Der Interreligiöse Dialog Schaffhausen (IRDSH) schenkt dem Verein zu diesem Anlass die Eingangstür. 

Die neue Moschee ist nicht zu übersehen. Allerdings trügt der Eindruck von der Fulachstrasse aus, denn das Gebäude verfügt über zwei Garagengeschosse, die von der stark befahrenen Strasse aus sichtbar sind. Die eigentliche Moschee befindet sich auf drei Stockwerken, die praktisch, aber von den Dimensionen her nicht grosszügig eingerichtet sind. Die lindgrüne Kuppel mit dem kleinen silbernen Halbmond ist nur von Weitem sichtbar, da sie nicht hoch in den Himmel hineinragt. Der Eingang liegt auf der dem Verkehr abgewandten Seite am Schalterweg. Links und rechts führt ein Treppenaufgang ins eigentliche Erdgeschoss. Dort befindet sich ein Aufenthaltsraum im Lounge-Stil und ein Raum mit Küche, Tischen und Stühlen für die Pflege der Gemeinschaft. Der linke Treppenaufgang dient den Frauen, die möglichst ohne Kontakt zu den Männern über eine Treppe in den ersten Stock gelangen möchten, als Eingang. Ein Lift führt in die verschiedenen Stockwerke: Im ersten Stock befinden sich die nach Geschlechtern getrennten Waschräume für die Reinigung vor dem Gebet. Auf demselben Stock hat der Imam seine Wohnung. Zuoberst liegt der Gebetsraum unter der Kuppel. Er bietet Platz für 200 bis 250 Gläubige. Der Frauenbereich wird durch verstellbare Holzwände abgetrennt. Der Raum wirkt wunderschön mit seinen vielen Fenstern und den dezenten Farben in Weiss, Gold und Blau. Der Kronleuchter unter der Kuppel ist ein Blickfang, ebenso der blaue Teppich mit goldfarbenem Muster (s. Titelbild).

Symbolisches Geschenk
Der Türkisch-Islamische Verein ist Mitglied des Interreligiösen Dialogs Schaffhausen (IRDSH). Mehrmals jährlich finden unter den verschiedenen Religionsgemeinschaften Gespräche statt. Zum zehnjährigen Bestehen unterzeichneten die Mitglieder 2016 die «Schaffhauser Erklärung zum interreligiösen Dialog». Dies als Zeichen, sich gegenseitig in Verschiedenheit zu respektieren, verbindlich miteinander zu reden und gemeinsam zum Frieden im Land beizutragen. Markus Sieber, ehemaliger reformierter Pfarrer der Steigkirche und engagiertes Mitglied des IRDSH, erzählt: «Ende des Jahres 2021 traf sich der IRDSH, um über ein passendes Geschenk zur Eröffnung der Moschee zu diskutieren. So entstand die Idee, die Eingangstür zu finanzieren.» Es folgte ein Aufruf an die Schaffhauser Bevölkerung für Spenden, und auch die reformierte und katholische Kirche haben zusammen 5'000 Franken beigetragen. Für den IRDSH ist die Tür ein Symbol: «Wir sponsern den Bau nicht. Diesen hat der Verein selbst gestemmt. Die Tür als Symbol steht für die Hoffnung, dass die Moschee weiterhin ein Ort der Begegnung und des Dialogs sein wird.» Dank Führungen soll sie ein Kennenlernen des Islam ermöglichen und so Misstrauen vorbeugen.

Gebete in der Tiefgarage
Da nach der Baubewilligung 2018 keine Bank den Kreditantrag des Vereins akzeptieren wollte, erstellten die Vereinsmitglieder die Moschee mit viel Eigenarbeit am Feierabend und finanzierten das Projekt über unzählige Spenden und Darlehen. Sieber unterstützte den Verein während der langen Bauzeit, indem er ihnen kirchliche Räumlichkeiten für die grossen Gebete an hohen Feiertagen vermittelte. Der Verein hatte nämlich sein gemietetes Ausweichlokal gekündigt, da die Eröffnung für den März dieses Jahres geplant gewesen war. «Der Innenausbau verzögerte sich aber, weil die türkischen Fachleute zuerst keine Arbeitsgenehmigung erhalten hatten. Deshalb fanden die Gebete während der wärmeren Jahreszeit in der Tiefgarage statt», erklärt Sieber. Schmunzelnd fährt er fort: «Dies hatte den Effekt, dass die Gläubigen mit dem Bus zum Gebet fahren mussten. Die Haltestelle befindet sich direkt neben der Moschee.» Sieber wünscht sich, dass die Schaffhauser Bevölkerung feststellt, dass da sehr freundliche Menschen in die Moschee gehen. Viele sind Schweizer und sprechen Schweizerdeutsch. «Ich fände es schön, wenn die Moschee ein Begegnungsort wird, wo Veranstaltungen stattfinden wie beispielsweise Gespräche über Bibel und Koran oder ein türkischer Kochkurs.»

Béatrice Eigenmann, forumKirche, 02.11.2022


Woche der Religionen in Schaffhausen
5.11., 14 Uhr: Moschee-Eröffnung, Schalterweg 10, Schaffhausen
10.11., 19 Uhr: Gesprächsrunde in der Moschee - Wie unser Glaube sich verändert hat, je nach Kultur, in der wir leben
Infos: www.integres.ch

Eingangstür
Quelle: Béatrice Eigenmann
Der Interreligiöse Dialog Schaffhausen schenkt der türkischen Moschee diese Eingangstür zur Eröffnung.

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