Die Gründung der Vinzentinerinnen entstand aus der Liebe zu Findelkindern

Louise de Marillac war eine der starken Frauen, die trotz ihres grossen Engagements in der Kirche in den Schatten eines Mannes geriet. Sie arbeitete kompetent zusammen mit Vincent de Paul in der Fürsorge für Waisenkinder und Arme. Die beiden begründeten die neuzeitliche Caritas.

Louise de Marillac kam 1591 als unehe­liches Kind in den höchsten Kreisen Frankreichs zur Welt. Ihre Mutter lernte sie nie kennen. Ihr adeliger Vater, Chevalier Louis I. de Marillac, brachte sie in einem von Nonnen geführten Internat unter, wo sie eine umfassende Bildung erhielt. Mit 22 Jahren heiratete die sehr gebildetete junge Frau Antoine Le Gras, den Sekretär von Königin Marie, und bekam einen Sohn. Als ihrem Mann sieben Waisen­kinder aus der Verwandtschaft zur Erziehung anvertraut wurden, entdeckte sie ihre Berufung. Sie wollte Menschen zu einem würdigen Leben verhelfen. Da ihr Mann früh verstorben war, suchte sie in ihrer Trauer Hilfe in der Seelsorge. Dabei begegnete sie Vincent de Paul. Dies veränderte ihr Leben grundlegend. 

Vincent hatte mehrere Confréries des Dames de la Charité  (Bruderschaften der Damen der Nächstenliebe) gegründet. Diese unterstützten Arme und Kranke. 1628 setzte er Louise als Verantwortliche all dieser Gruppen ein. In ihrer Funktion reiste Luise de Marillac im Sommer jeweils über Land und besuchte die barm­herzigen Helferinnen und Helfer. Im Winter standen die Charité-Gruppen in den Städten auf ihrem Programm.

Bildung und Gemeinschaft
Entgegen aller Gepflogenheiten nahm Louise 1633 in ihrem Haus in Paris junge Bauern­töchter auf. Sie brachte ihnen Lesen und Schreiben bei. Das war unerhört, weil Bauern­mädchen – nach Meinung der damaligen Gesellschaft – ohne Bildung auszukommen hatten. Mit den ausgebildeten jungen Frauen betreute Louise in der Folge Findelkinder. Diese lebten in unbeschreib­lichem Elend in einem Haus in Paris, wo die Stadtherren sie – im wahrsten Sinne des Wortes – aufbewahren liessen, mehr nicht. Zuerst kamen zwölf von ihnen zu den Schwestern. Vincent de Paul liess danach in kurzer Zeit Häuser bauen, in denen 1’400 Kinder betreut wurden. Zudem vermittelte Louise Pflege­eltern auf dem Land für die Kinder.

Weil oft das Geld fehlte, musste sie ständig Geld zur Versorgung der Kinder zusammensuchen. Vincent de Paul seinerseits appellierte energisch an das Gewissen der adeligen Damen, von denen sich nicht wenige vor « Bastarden » ekelten : « Gibt es da nicht allerhand Luxus in Ihren Häusern, auf den man gut verzichten kann?», rief er sie an und betonte, es ginge um «Leben und Tod» von Kindern . Louise und Vincent führten einen nervenaufreibenden Kampf. Neben dem Engagement für die Kinder kam später ein Altersheim dazu, in dem Betagte umsorgt, aber auch zu einer Tagesstruktur angeleitet wurden. Louise und ihre Mitkämpferinnen versorgten dazu noch Kranke und Straf­gefangene. Dafür richteten sie eine Suppenküche ein.

Liebe, Glaube, Kompetenz
Aus der engagierten Gemeinschaft der Frauen entwickelte sich die Genossen­schaft der Töchter der christlichen Liebe vom heiligen Vinzenz von Paul, die Vinzentinerin­nen. Bis zu ihrem Tod 1660 leitete Louise das Mutterhaus der Kongregation.

Für diese Gemeinschaft wählte Vincent als Organisations­form nicht den geschlossenen Orden mit den « ewigen Gelübden ». Die Frauen verpflichteten sich für ein Jahr. Ihr Kloster und die Häuser standen für die Armen und Obdachlosen offen. Louise bezeichnete die Gemeinschaft daher als die der « Weltschwestern ». In den folgenden Jahren kam es zu Hunderten von Gründungen im Geiste der Vinzentinerin­nen, und die Kongregation wuchs zu einer der weltweit grössten Ordens­gemeinschaften.

Vincent de Paul schätzte Louise sehr. Er rühmte ihre Demut, ihre Liebe, ihre Sanftmut, ihre Geduld im Leiden, ihren Glauben, ihre Klugheit, ihr gesundes Urteilsvermögen und ihr stetes Bemühen, ihre Handlungsweise der unseres Herrn anzugleichen . Neben Liebe und tiefem Glauben lobte er ausdrücklich ihre Intelligenz und ihre Managementfähigkeiten. 1920 wurde Louise de Marillac selig- und 1934 heiliggesprochen. 1960 setzte Papst Johannes XXIII. sie als Patronin aller Tätigen in der Sozialarbeit ein.

Christiane Faschon, 29.4.25

Münzen
Quelle: WikiCom
Gedenkmünze aus dem 19. Jahrhundert : Vincent de Paul und Louise de Marillac

 

 

Zeichnung von Käthe Kollwitz
Quelle: WikiCom
«Brot ! »: Zeichnung von Käthe Kollwitz (1867–1945)

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