Religionsneutraler Abdankungsraum eröffnet

Auf dem Friedhof Feldli in St. Gallen gibt es seit einigen Wochen einen neuen Abdankungsraum, der allen Religionsgemeinschaften offensteht. An diesem neutralen Ort können nun Christen, Hindus, Muslime, Buddhisten sowie Konfessionslose ihre Zeremonien abhalten und sich gemäss ihren Bräuchen und Wünschen von ihren Angehörigen verabschieden.

«Eine gestuhlte christliche Abdankungskapelle ist nicht für alle Menschen der ideale Ort für einen Abschied. Die Bedürfnisse an entsprechende Abschiedsräume sind gewachsen, gerade weil es durch die verschiedenen Religionen ganz unterschiedliche Trauer-Rituale gibt», erklärt Adrian Stolz, Leiter der Dienststelle Stadtgrün St. Gallen. Aus dem Wunsch nach vielfältiger Nutzbarkeit seien auch die beiden Abdankungskapellen nicht für alle Religionsgemeinschaften optimal gewesen. «An hinduistischen Abschiedszeremonien werden häufig Gemüse oder Früchte zubereitet – das geht in einer Kapelle schlecht», sagt Adrian Stolz. Um all diesen Anliegen Rechnung zu tragen, entschied sich der Stadtrat 2016 dafür, eine wertfreie Stätte ohne christliche Symbolik zu schaffen, die trotzdem eine festliche und würdige Ausstrahlung hat.

Platz durch Auszug

In der Folge wurden vier Millionen Franken für den Umbau auf dem Friedhof Feldli investiert. Durch den Neubau des Krematoriums wurden in der unmittelbaren Nähe des Friedhofgebäudes die Räumlichkeiten des alten Krematoriums frei. Ein Teil des Gebäudes wurde abgebrochen und ein neuer Aussenraum gestaltet. In einem anderen Gebäudeteil konnte der besagte Abschiedsraum realisiert werden. Im Friedhofsgebäude, wurden vier, durch Tageslicht erhellte Aufbahrungsräume sowie ein Raum für rituelle Waschungen realisiert. Letzterer ist vor allem für Moslems von Bedeutung.

Positive Aufnahme

Wenige Wochen ist der neue Abschiedsraum nun alt und die ersten Erfahrungen damit seien positiv, resümiert Adrian Stolz. Zukünftig wird sich noch zeigen, wie oft die verschiedenen Religionsgemeinschaften den Raum nutzen. Natürlich müssten die Menschen auch erst einmal wissen, dass es auf dem Friedhof Feldli ein solches Angebot gebe, sagt Stolz. Wichtig war der erste Schritt, die nötige Infrastruktur zu schaffen, um den Angehörigen unterschiedlicher Glaubensrichtungen sowie den Konfessionslosen ihre individuellen Abschiedsrituale zu ermöglichen.

Sarah Stutte (22.10.19)


 

«WOCHE DER RELIGIONEN»

2. bis 10. November

Für die Begegnung mit- und den Dialog untereinander, so dass Brücken zwischen den in der Schweiz ansässigen Religionsgemeinschaften und Kulturen entstehen können, macht sich das nationale, interreligiöse Netzwerk Iras Cotis mit Sitz in Zürich stark. Der Verein zählt rund 70 verschiedene Religionsgemeinschaften und Organisationen als Mitglieder und lädt jedes Jahr in der ersten Novemberwoche zur «Woche der Religionen» ein und somit zu rund 100 Veranstaltungen schweizweit. Das kann eine Ausstellung über interkulturelle Freundschaften sein, ein Besuch in der nachbarschaftlichen Moschee oder im Hindutempel, ein Referat über Hass und Hetze gegen religiöse Minderheiten in den sozialen Medien oder ein Austausch über das Judentum. Filmabende, Theateraufführungen, Lesungen oder Konzerte runden das Angebot ab und tragen vielerorts dazu bei, dass Menschen unterschiedlicher religiöser Zugehörigkeit sich kennenlernen und austauschen.

Die «Woche der Religionen» fördert eine offene Haltung gegenüber Andersreligiösen und macht die religiös-kulturelle Vielfalt in der Schweiz sichtbar. Sie hilft mit, Vorurteile und Ängste abzubauen, trägt zum sozialen Zusammenhalt in der Schweiz bei und leistet damit einen wichtigen Beitrag zum religiösen Frieden.

Auch der Interreligiöse Dialog Schaffhausen organisiert regelmässig zur «Woche der Religionen» Anfang November einen Anlass und betont die Vielfältigkeit dieser Veranstaltungen in den letzten Jahren: «In einem Jahr haben wir uns unter dem Titel ‹Was isst Religion?› mit der Rolle des Kochens und Essens in den Religionen beschäftigt. Dann hatten wir schon musikalische Anlässe, bei denen auch viele Kinder dabei waren oder wir haben uns den unterschiedlichen Bestattungsritualen anlässlich einer Friedhofsbegehung gewidmet», erklärt Bushra Buff-Kazmi, Koordinatorin vom Interreligiösen Dialog Schaffhausen. Am 10. November dieses Jahres organisiert die Vereinigung eine moderierte Gesprächsrunde mit Frauen aus verschiedenen Religionsgemeinschaften zum Thema: «Frauen. Leben. Religion». Der Anlass findet um 16 Uhr im reformierten Kirchgemeindehaus Ochseschüür an der Pfrundhausgasse 3 statt.


Übersicht aller Veranstaltungen: www.woche-der-religionen.ch


 

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Der neue konfessionsneutrale Abschiedsraum auf dem Friedhof Feldli in St. Gallen.

Bild: zVg

 

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Aussenansicht des neuen Abschiedsraums auf dem Friedhof Feldli in St. Gallen.

Bild: © Stadt St.Gallen

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