Ein Film zu den Hintergründen der KOVI

An über 300 Orten in der Schweiz wird in den nächsten Monaten der Dokumentarfilm «Der Konzern-Report» zu sehen sein. Darin soll anhand zweier Beispiele aufgezeigt werden, wie Aktivitäten Schweizer Grossunternehmen das Leben der Bevölkerung in Entwicklungsländern gefährden. Der Film wurde vom Verein Konzernverantwortungsinitiative (KOVI) produziert.

Seit fast drei Jahren debattiert das Parlament über die Konzernverantwortungsinitiative und einen allfälligen Gegenvorschlag. In der Frühlingssession muss das Parlament nun definitiv entscheiden, ob es verbindliche Regeln mit einer abgeschwächten Haftung will – wie es der Nationalrat vorschlägt – oder nur eine Berichterstattungspflicht einführen will, wie es der Ständerat vorschlägt. Sollte sich der Ständerat durchsetzen, kommt die Initiative höchstwahrscheinlich diesen Herbst zur Abstimmung. Nun möchten die Initianten ihr Anliegen in der Öffentlichkeit noch bekannter machen. «In den Lokalkomitees kam der Wunsch auf, dass die Betroffenen von Menschenrechtsverletzungen selber mehr zu Wort kommen», sagt Tom Cassee, Mitarbeiter des Initiativsekretariats. Dieses Anliegen wurde mit Hilfe eines Dokumentarfilmes umgesetzt, für dessen Produktion Tom Cassee zuständig ist.

Zwei Brennpunkte im Blick

Der Film richtet seinen Fokus auf zwei Fälle, die stellvertretend für viele andere Beispiele von ökologischem und sozialem Raubbau stehen. Zum einen werden die Probleme der heimischen Bevölkerung mit einer Kohlemine von Glencore in Kolumbien, zum anderen mit einem Zementwerk von LafargeHolcim in Südwest-Nigeria geschildert. «Die Menschen berichten im Film, wie sie und ihre Gesundheit geschädigt werden und warum sie keine Chance sehen, mit Hilfe der Justiz zu ihrem Recht zu kommen», sagt Tom Cassee. Dabei kommen vor allem zwei Protagonistinnen zu Wort, die Erfahrungen, Hoffnungen und Sorgen ihrer Dorfgemeinschaften zum Ausdruck bringen. Ergänzend dazu bewerten Expertinnen und Experten vor Ort die Situation aus rechtlicher, naturwissenschaftlicher und medizinischer Sicht, z. B. welche gesundheitlichen Folgen für die Bevölkerung zu erwarten sind. Das Filmmaterial ist sehr aktuell. Die unterschiedlichen Stellungnahmen hat ein Filmteam erst im Oktober und Dezember letzten Jahres ein geholt.
Komplettiert wird der Film mit Stimmen aus der Schweiz. So erklärt z. B. Dick Marty, Co Präsident des Initiativkomitees, darin, was die Initiative will und wofür sie sich einsetzt. Die Präsidentin des Schweizerischen Katholischen Frauenbundes (SKF), Simone Curau-Aepli, betont als Vertreterin der Kirche für Konzernverantwortung: «Es ist eine Selbstverständlichkeit, dass der Schutz der Menschenrechte und der Schöpfung weltweit gelten soll.»

Impuls zum Austausch

Tom Cassee ist mit dem Ergebnis zufrieden. Besonders betroffen macht ihn die rechtliche Situation in diesen Ländern: «Mich empört immer wieder, wie wenig die Menschen dort Zugang zur Justiz haben und damit der Willkür der Konzerne ausgeliefert sind.» Die Fertigstellung des Filmes steht kurz vor dem Abschluss. Dann soll er an über 300 Orten unter der Regie der lokalen Komitees einer breiten Öffentlichkeit gezeigt werden. «Ich freue mich besonders, dass nach den Aufführungen die Möglichkeit besteht, sich über die Anliegen der Konzernverantwortungsinitiative auszutauschen», so Cassee. Darüber hinaus ist vorgesehen, den Film auch interessierten Kinos zur Verfügung zu stellen oder ihn für Aufführungen in kirchlichen Einrichtungen und Pfarreien zu nutzen.

Detlef Kissner (3.3.2020)
 

Aufführungen des Filmes «Der Konzern-Report»

Kt. Schaffhausen: Schaffhausen (17.3.), Stein am Rhein (5.5.), Beringen (6.5.)
Kt. Thurgau: Frauenfeld (16.3.), Arbon (19.3.), Aadorf (21.3.), Weinfelden (22.3.), Amriswil (24.3.), Kreuzlingen (25.3.), Romanshorn (2.4.), Steckborn (14.4.)
Nähere Infos: www.konzerninitiative.ch/konzern-report/
 

 
Mari Luz Uriana, Mutter von vier Kindern aus
Kolumbien, fordert vom Schweizer Rohstoff -konzern Glencore, dass die riesigen Abraum -halden die Flüsse nicht länger vergiften.
 
Das Steinkohlebergwerk El Cerrejón im nördlichsten Teil Kolumbiens erstreckt sich über insgesamt 69'000 ha.
 
Bilder: © konzern-initiative.ch
 
 

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