Die Entzweiung der reformatorischen Bewegung

Die Stadt Zürich erinnert im Mai und Juni mit verschiedenen Veranstaltungen an die Anfänge der Täuferbewegung. Auch im schaffhausischen Klettgau wird der Täufer gedacht, die aus Zürich geflüchtet waren.

Am 21. Januar 1525 fand in Zürich die erste Erwachsenentaufe statt. Entstanden ist die Täuferbewegung durch das Wirken des Reformators Huldrych Zwingli (1484–1531) und seiner Schüler. 1523 hatte der Zürcher Rat der Einführung der Reformation zugestimmt. Die späteren Täufer wollten die Reformen – allen voran die Abschaffung der Heiligenbilder und der katholischen Messe – rasch umsetzen, während der Kreis um Zwingli eher vorsichtig vorgehen wollte, um niemanden zu überfordern. Deshalb entzweiten sich die beiden Lager immer mehr. Der Zürcher Rat wollte neben dem Konflikt mit den katholischen Orten nicht noch eine weitere Front dulden und versuchte, durch Verbote den Täufern beizukommen. Da alles nichts nützte, wurde Felix Mantz am 5. Januar 1527 als erster Märtyrer der Täufer ertränkt. Heute erinnert eine Tafel bei der Schipfe daran. Die Täufer wurden verfolgt, eingekerkert, ihr Hab und Gut konfisziert und sie wurden des Landes verwiesen. Viele flohen ins Elsass, in die Pfalz oder gar nach Amerika, wo die amischen und mennonitischen Gemeinden entstanden.

Bauernunruhen und Reformation
Einige Täufer liessen sich nach der Vertreibung aus Zürich im Klettgau nieder. Die reformatorischen Bewegungen gingen einher mit Bauern­unruhen. So forderten 1525 die Rebleute, die eine schlechte Ernte eingefahren hatten, bessere Pacht­verträge, höhere Löhne, die Abschaffung der Zinsen sowie den Übertritt zum neuen Glauben. Am 9. August 1525 schlug der Schaffhauser Rat die Unruhen gewaltsam nieder. Unter der Vermittlung von Rottweilern und Baslern legten die Rebleute ihre Waffen nieder. 

Schleitheimer Bekenntnis
Schaffhausens Reformator Sebastian Hofmeister schien zu Beginn mit den Täufern sympathisiert zu haben. Aber im Laufe der Zeit distanzierte er sich von ihnen. Hofmeister wurde 1525 vom Rat verbannt, da er mit dem Rebleuten-Aufstand und mit den Täufern in Verbindung gebracht wurde. Auch nach Einführung der Reformation im Jahr 1529 durfte er nicht mehr nach Schaffhausen zurückkehren. Wie Zürich bekämpfte der Schaffhauser Rat die Täufer mit aller Schärfe. Trotzdem hielten sie sich in Schleitheim noch über 150 Jahre lang. Danach wurden sie zur Auswanderung gezwungen und zogen nach Mähren, später Böhmen und in die Pfalz.

Noch bevor in Schaffhausen die Refor­mation eingeführt wurde, verfasste der Benediktiner­mönch Michael Sattler am 24. Februar 1527 das sogenannte Schleitheimer Bekenntnis der Täufer. Dieses Büchlein ist heute im Täufer­zimmer des Museums Schleitheimertal ausgestellt. In Schaffhausen gab es am 13. November 1527 das erste Todesurteil gegen einen Täufer : Hans Rüegger wurde enthauptet. 

Schaffhauser Täuferweg
Zum 500-Jahre-Jubiläum von Luthers Thesen­anschlag, dem Beginn der Refor­mation, wurde am 25. Mai 2017 der Täufer­weg über den Randen eröffnet. Er führt von Merishausen über das Zelgli nach Schleitheim. Da er an einigen Stellen etwas steil ist, gibt es eine flachere Variante von Hemmental aus auf dem Fahrweg von der Chälle, dem geheimen Versammlungs­ort der Täufer, über den Täuferstein zum Zelgli. Bei der Chälle lebten zeitweise einige Täuferfamilien in Hütten.

Béatrice Eigenmann, forumKirche, 13.5.25


Weitere Infos

Erinnerungs-Tafel
Quelle: Wikimedia Commons / Roland_zh
Tafel bei der Schipfe in Zürich als Erinnerung an die getöteten Täufer

 

 

Täuferstein
Quelle: Doris Brodbeck
Täuferstein des Bildhauers Jürg Stäheli auf dem Zelgli: zum Gedenken an die Verfolgung der Täufer und als Versöhnungszeichen

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