Spirituelle Angebote für Demenzerkrankte

Im Thurgau hat sich eine Arbeitsgruppe zusammengefunden, die sich für eine spirituelle Begleitung von Menschen mit Demenz stark macht. Zu einem Angebot von besonderen Gottesdiensten am Welt-Alzheimertag (21. September) gingen bisher nur wenige Anmeldungen ein. Die Arbeitsgruppe möchte ihr Anliegen dennoch weiterverfolgen.

Das Programm, das in der Kartause Ittingen geplant ist, klingt interessant: Am Vormittag soll eine Fachtagung für Seelsorgende zum Thema «Spirituelle Begleitung von Menschen mit Demenz» stattfinden. Nachmittags sind Menschen mit Demenz und deren Angehörige eingeladen, miteinander Gottesdienst zu feiern. Sie können dabei zwischen vier Feiern wählen, die alle auf die Möglichkeiten und Bedürfnisse der Betroffenen abgestimmt sind. «Ihr Ablauf ist sehr schlicht», erklärt Thomas Bachofner, Leiter von tecum, der evangelischen Erwachsenenbildungsstelle, «weniger Worte, sondern Bilder, Symbole und sinnenhafte Erfahrungen stehen im Mittelpunkt.» Ausserdem knüpfen die Gottesdienste an tief verwurzelte Erinnerungen wie bekannte Kirchenlieder, Psalmen oder das Vaterunser an.

Trotz intensiver Werbung war die Resonanz auf die beiden Angebote bisher eher verhalten. «Wir mussten die Fachtagung absagen», so Bachofner. Von den geplanten Gottesdiensten wird einer auf jeden Fall stattfinden. Interessierte aus dem eingeladenen Personenkreis können sich gern noch anmelden.

Hausgottesdienste

Die Frage, wie es um die spirituelle Begleitung von Menschen mit Demenz bestellt ist, kam erstmals im Rahmen des Grundkurses «Besuchsdienst für Menschen mit Demenz» auf. Auf Initiative der Alzheimervereinigung Thurgau hin wurde eine Arbeitsgruppe gegründet, die sich eingehender damit auseinandersetzte. Ihr gehören Vertreterinnen und Vertreter der beiden Landeskirchen und der Alzheimervereinigung an. Man entwickelte miteinander verschiedene Ideen. Eine davon war, Demenzerkrankte daheim zu besuchen, um mit ihnen und ihren Angehörigen – vor allem in geprägten Zeiten wie Ostern und Weihnachten – im vertrauten Umfeld Gottesdienst zu feiern. «Ob diese Art ‹spiritueller Spitex› Anklang findet, muss noch erprobt werden», sagt Thomas Bachofner.

Ziel ist auf jeden Fall, dass Menschen mit Demenz, die durch normale Gemeindegottesdienste überfordert sind, nicht von jeglichem spirituellem Leben abgeschnitten sind, sondern dass man es ihnen auf andere Weise zugänglich macht.

Ausblick

Warum das Gottesdienstangebot in der Kartause bisher so wenig Beachtung fand, lässt sich aus Sicht von Thomas Bachofner schwer sagen: « Es könnte sein, dass Angehörige den grossen Aufwand oder die lange Anfahrt scheuen.» Die Arbeitsgruppe möchte auf jeden Fall nach anderen Wegen suchen, Demenzerkrankte in ihren spirituellen Bedürfnissen zu unterstützen. Angedacht ist, um den Welt-Alzheimertag herum Gottesdienste jeweils an verschiedenen Orten im Thurgau anzubieten. Ein weiterer Ansatzpunkt ist die Erstellung einer Handreichung für Seelsorgende, die ihnen Anregungen und Materialien für gottesdienstliche Feiern mit Menschen mit Demenz bietet.

Detlef Kissner (17.9.19)


Nähere Infos: www.tecum.evang-tg.ch


 

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Schauen, berühren, riechen – sinnliche Eindrücke führen nicht nur Menschen mit Demenz zum Staunen und Beten.

Bild: shutterstock.com

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