Vielseitige Nutzung kirchlicher Räume durch Entflechtung

In Aadorf genehmigte die Kirchgemeinde 2019 den Neubau eines Pavillons und den Umbau des alten Pfarrhauses. Liegenschaftsverwalter Markus Sax und Bruno Gerig, Präsident der Kirchenvorsteherschaft, erklären die Idee hinter diesem und anderen räumlichen Vorzeigeprojekten.

Die katholische Kirchgemeinde Aadorf-Tänikon ist im Besitz mehrerer operativer Räumlichkeiten, um das kirchliche Leben seelsorgerisch und liturgisch zu gestalten. Sie bewirtschaftet mit St. Alexander in Aadorf und St. Bernhard in Tänikon zwei Kirchen, zwei Pfarrhäuser und die St. Anna Kapelle in Tänikon. Dazu kommt in Aadorf das Pfarreizentrum, ein angrenzendes Haus, das in den Besitz der Kirchgemeinde überging und heute extern vermietet wird sowie der neue Pavillon, der im letzten August auf dem westlich gelegenen Pflanzgarten, gleich rechterhand des grossen Parkplatzes erstellt wurde. Im grössten Raum dieses Pavillons findet nun der Religionsunterricht statt, auch Sitzungen und Gruppenanlässe können dort abgehalten werden. Platz gab es unter dem frischen Dach ebenfalls für ein zentralisiertes Sekretariat beider Pfarreien und für zwei Seelsorge-Räume. «Durch den neuen Pavillon ist eine flexiblere Nutzung möglich. Die angegliederten Vereine umgehen so Terminkonflikte und auch Dritte können die Räumlichkeiten mieten», erklärt der für die Kirchgemeinde Aadorf zuständige Liegenschaftsverwalter Markus Sax. 

Platz für Religionsunterricht

Gerade dieser eingeschossige Bau stellt ein Vorzeigeprojekt in Sachen wünschbare Trennung zwischen der kirchlichen Nutzung einerseits und der privaten des alten Pfarrhauses dar. Letzteres befindet sich gerade im Umbau, um im Inneren drei grosszügige Mietwohnungen zu realisieren, die im Herbst bezugsbereit sein sollen. Der Umstand, dass das um 1630 erbaute Pfarrhaus inzwischen in die Jahre gekommen war und deshalb nicht mehr den erforderlichen baulichen und installationstechnischen Vorschriften entsprach sowie zudem die Raumaufteilung für eine effiziente Liegenschaftsnutzung schlecht geeignet war, legte den Grundstein für die Idee einer Entflechtung. «Der Auftrag der Landeskirche lautet, die uns anvertrauten Vermögenswerte zeitgerecht und soweit möglich gewinnbringend zu nutzen. Da das Pfarrhaus jedoch unter Denkmalschutz steht, kam eine Volumenvergrösserung nicht infrage und wir mussten eine andere Lösung finden», führt Markus Sax aus. Bruno Gerig, Präsident der Kirchenvorsteherschaft ergänzt: «Dies besonders im Hinblick auf den zukünftigen Platzbedarf für den Religionsunterricht, da die Population in der Gemeinde stetig zunimmt». Diesem Anspruch und weiteren – wie beispielsweise Diskretionsgesprächen in einer schalldichten Umgebung – kann nun der neue Pavillon gerecht werden, ebenso wie die neuen Mietwohnungen zusätzliche Einnahmen generieren, was umso wichtiger sei, «wenn irgendwann die Steuereinnahmen der juristischen Personen wegbrechen sollten», so Bruno Gerig.  

Den nächsten Morgen im Blick

Nicht minder zukunftsweisend ist die Installation einer Photovoltaikanlage auf dem Flachdach des Pavillonneubaus. Darüber hinaus werden zwei Erdwärmesonden unter dem Pfarrgarten mit einer Sole-Wasser-Wärmepumpe verbunden, die sich in der gemeinsamen Technikzentrale im Pfarrhaus befindet und mit dem erzeugten Solarstrom betrieben werden soll. «In Bezug auf die Klimapolitik, auf Energieeffizienz und Nachhaltigkeit wollten wir etwas unternehmen und haben erst über andere Ideen der Wärmegewinnung nachgedacht. Da sich in der Zwischenzeit aber das Energiegesetz verschärft hatte und vermehrt gefordert wurde, erneuerbare Energien einzusetzen, stand unser Entschluss schnell fest», so Markus Sax. «Die Anlage wurde von den Stimmbürger*innen mit einem grossen Mehr angenommen», sagt Bruno Gerig. Bei allen Überlegungen, die Räumlichkeiten effizient zu nutzen, stehe immer der Blick Richtung Zukunft im Vordergrund, fügt der Präsident der Kirchenvorsteherschaft hinzu. In Aadorf denke man deshalb positiv, was die Nutzung von Kirchenräumen in zehn oder fünfzehn Jahren betreffe, denn man fühle sich für die seelsorgerische Nachfrage gerüstet.  

Sarah Stutte, forumKirche 6.7.21
 


Liegenschaften in Zahlen

Die Gesamtkosten für den Umbau des katholischen Pfarrhauses sowie den Neubau des Pavillons belaufen sich auf 2,5 Millionen Franken. Für die zwei 4-Zimmer-Wohnungen sowie das Loft im Dachgeschoss fallen rund 1,4 Millionen Franken an. Der Pavillon schlägt mit rund 800'000 Franken zu Buche. Dazu kommt die Sanierung zweier Garagen für 45'000 Franken und die Kosten für die Stützmauer von 78'000 Franken. Im März 2019 wurde der Kredit an der Kirchgemeindeversammlung vom Stimmvolk genehmigt. Die Kirchenvorsteherschaft rechnet mit einem jährlichen marktgerechten Mietertrag aus den drei Wohnungen. Das Ziel wäre, schon mit dem Mietzins aus einer Wohnung den Unterhalt und die Amortisation des Pavillons zu refinanzieren. (sas)

Markus Sax (links) und Bruno Gerig vor dem sich derzeit noch im Umbau befindlichen alten Pfarreihaus in Aadorf.
Quelle: Sarah Stutte
Markus Sax (links) und Bruno Gerig vor dem sich derzeit noch im Umbau befindlichen alten Pfarreihaus in Aadorf.

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