Neue berufliche Option für Christ*innen

Wie wird christliche Gemeinschaft in bestehenden Pfarreien gefördert? Wie neue Formen christlicher Gemeinschaft ausserhalb bestehender Gemeinden gegründet? Welche Kenntnisse werden benötigt, um nachhaltig lebendige Gemeinden zu bilden? Diesen und vielen weiteren sowohl theologischen wie pastoralen Fragen widmet sich die im Sommer 2021 neu in Luzern startende Ausbildung Institut im Reusshaus. Die Institutsleitung gibt Kirche ohne Grenzen einen ersten exklusiven Einblick in Idee, Struktur und Inhalt.

Institut im Reusshaus, so nennt sich die neue theologische Ausbildung, welche im Sommer 2021 in Luzern startet. Worum geht es dabei?

Das Institut im Reusshaus bietet sowohl für Personen der römisch-katholischen als auch der evangelisch-reformierten Kirche eine Ausbildung in Theologie und Gemeindebildung an. Dabei handelt es sich um eine dreijährige Berufsausbildung, welche Studium, Praxis und geistliches Leben miteinander verbindet. Zwei Tage die Woche finden jeweils Studientage vor Ort statt, ein Tag ist für das Selbststudium reserviert, an zwei Tagen arbeiten die Teilnehmer*innen in einer Pfarrei oder einer sonstigen kirchlichen Institution.

Was ist das Neue, das Andere, das Besondere an dieser kirchlichen Ausbildung?

An den beiden Studientagen im Reusshaus werden den Studierenden die theologischen Grundlagen sowie aber auch Kenntnisse aus Sozial- und Betriebswissenschaft und Psychologie vermittelt, welche es heute für die Tätigkeit in der Kirche braucht. Die Ausbildung befähigt dazu, eine Gemeinde zu bilden und dies in dreifacher Art und Weise: Die Absolvent*innen lernen, christliche Gemeinschaft in bestehenden Pfarreien oder Kirchgemeinden zu beginnen und zu fördern, sie lernen neue Formen von christlicher Gemeinschaft ausserhalb bestehender Gemeinden zu gründen und sie erhalten die Kenntnisse, um die Gemeinde zu bilden, d. h. den christlichen Glauben zu vermitteln und Menschen auf ihrem individuellen Glaubensweg zu begleiten. Im Reusshaus gibt es zudem täglich liturgische Feiern, damit wir nicht nur über Gott, sondern auch zu und mit Gott sprechen. 

Von welcher Sehnsucht wird dieses Projekt getragen, auf welcher Theologie, Vision gründet sie?

Die Bibel spricht auf vielerlei Weise vom Volk Gottes, in dessen Mitte Gott selber wohnen will. Die ersten Jünger*innen haben damals in Palästina genau diese Erfahrung gemacht, als sie Jesus folgten. Wir möchten mit unserer Ausbildung einen Beitrag leisten, dass Kirche als Gemeinschaft gelebt wird, wo Christus im Mittelpunkt ist und die Menschen aus der Kraft seines befreienden Geistes in der heutigen Welt zum Wohl der Menschen wirken.

Welchen Mehrwert erhoffen Sie sich für die Kirche, die Praxis vor Ort? Besonders, da Ihre Student*innen nicht primär nur für und in Pfarreien/Gemeinden ausgebildet werden?

Die Ausbildung soll beidem dienen: den bestehenden Gemeinden, aber sie soll eben auch, und das ist das, was uns von anderen Ausbildungen unterscheidet, explizit auch unterschiedlichste Neugründungen befördern. Mit der Ausbildung Institut im Reusshaus möchten wir eine Ergänzung zu den bestehenden, bewährten Formen der Ausbildung für diejenigen Personen anbieten, welche die Verbindung von Studium, Praxis und geistlichem Leben suchen.

Wir sprachen bisher von Institut im Reusshaus, aber welche Personen, Träger, Organisationen stehen als Initiator*innen und Leitung dahinter?

Mitglied der Steuerungsgruppe sind Abt Urban Federer, Martin Schmidt (Kirchenratspräsident der ref. Kirche St. Gallen, Anm. d. Red.), Walter Dürr (Direktor des Studienzentrums für Glaube und Gesellschaft, Anm. d. Red.), Christian Hennecke (Rat Bistum Hildesheim, Anm. d. Red.) und wir beide, Sabine Brändlin und Ruedi Beck, von der Institutsleitung. Diese Gruppe ist nach einer ökumenischen Reise nach London im Januar 2019 entstanden. In London haben wir zusammen das St. Mellitus College besucht. Dies ist eine Ausbildungsstätte der anglikanischen Kirche, die diese Form der theologischen Ausbildung entwickelt hat. Der Besuch in London hat uns so sehr inspiriert und begeistert, dass wir seither intensiv auf allen Ebenen an einer guten, adäquaten Ausbildungsform für Kirchenentwicklung arbeiten und uns freuen, nun im Sommer 2021 endlich starten zu können.

Interview & Text: Romina Monferrini, Kirche ohne Grenzen, 26.1.21
Übersetzung: Monika Freund Schoch


Back to Plan A: Community building

New professional opportunity for Christians
 

The institute in the Reusshaus (Lucerne) offers a three-year professional training in theology and community building for both Roman Catholic and Evangelical Reformed Churches, starting summer 2021. The institute management gave Kirche ohne Grenzen an exclusive insight into the idea, structure and content of this program.

What is special about this program? 

On the two days of weekly study in the Reusshaus, the students are taught not only the theological basics, but also gain knowledge in business and social sciences, inclusive psychology, which is very much needed for work in the church nowadays. The training enables the formation of congregations in three ways. The graduates learn to start and promote Christian fellowship in existing parishes, as well as to find and maintain new forms of Christian fellowship outside of existing congregations, and to convey the Christian faith and to accompany people on their individual path of faith. In the Reusshaus there are also daily liturgical celebrations so that we do not only talk about but also WITH God.

What is the basic idea and yearning of this project? 

The Bible speaks in many ways of God's people, in whose midst God himself wants to live. The first disciples in Palestine had exactly this experience when they followed Jesus. With our training, we would like to make a contribution to the church, so that it is lived as a community, where Christ is in the center and people work through the power of his liberating Spirit for the wellbeing of the humanity in today's world.

What added value do you expect for the local churches? 

The training should serve both: the existing communities, but it should also, and that is what distinguishes us from other programs, explicitly promote the most diverse start-ups. We would like to offer a supplement to the existing, proven forms of professional education for those people who are looking for a combination of study, practice and spiritual life. 
 

Sabine Brändlin (ref. Pfarrerin) und Ruedi Beck (kath. Pfarrer)
Quelle: Romina Monferrini
Sabine Brändlin (ref. Pfarrerin) und Ruedi Beck (kath. Pfarrer) teilen sich die Institutsleitung. Beide engagieren sich seit vielen Jahren im Bereich Kirchenentwicklung und bieten jungen Christ*innen nun eine neue berufliche Option.

Anerkennung der Ausbildung in Abklärung

Ruedi Beck teilte auf Nachfrage, inwieweit die neue Ausbildung in Theologie und Gemeindebildung anerkannt sei, mit, dass man sich dazu derzeit in Gesprächen mit den jeweiligen Bistumsleitungen befinde. Es käme dabei auf die Bereitschaft der einzelnen Bistümer an, in welcher Form die Ausbildung – ob Missio oder FortModula – dort anerkannt würde. (sas)

 

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