Warum Jugendliche sich auf die Firmung vorbereiten

Im Herbst beginnt in vielen Pfarreien die Vorbereitung auf die Firmung. Was motiviert junge Menschen heute, sich auf diesen Weg einzulassen, und was verbinden sie damit? Diese Fragen stellte forumKirche zwei Schülerinnen, die sich in der Pfarrei Weinfelden firmen lassen möchten. Dort werden Jugendliche im Alter von 17 Jahren (Firmung 17+) zum Empfang dieses Sakramentes eingeladen. 

Ladina Brühlmann und Linn Koller kommen an diesem Abend direkt von der Pädagogischen Maturitätsschule Kreuzlingen, wo sie die zweite Klasse besuchen. Beide werden dieses Jahr noch 17 Jahre alt. Bevor es auf die Dachterrasse geht, um Fotos für diesen Artikel zu schiessen, checken beide erst einmal, ob die Kleidung und die Haare richtig sitzen. Stolz erzählen sie nach den Aufnahmen, dass sie in einer achtköpfigen Band als Sängerinnen mitwirken, die in Räumlichkeiten der Pfarrei regelmässig probt. Sie würden Coversongs zu Geburtstagen und anderen öffentlichen Anlässen spielen, aber auch Jugendgottesdienste in der Pfarrei musikalisch begleiten. 
Auf den Info-Abend zur Firmvorbereitung hätten sie sich gefreut, sagen beide übereinstimmend. Linn hat eine ältere Schwester, die schon gefirmt wurde. Von ihr hat sie einiges über das Firm-Weekend und die Gruppentreffen erfahren. «Mir war klar, dass wir bald eine Einladung erhalten.» Ladina weiss noch nicht so viel darüber. Nur ein Kollege hat ihr ein wenig davon erzählt. Sie will sich überraschen lassen. Früher hätten ihre Eltern sie zur Erstkommunion angemeldet. «Jetzt freue ich mich, dass ich das erste Mal selbst entscheiden kann», fügt sie hinzu.

Kolleg*innen interessieren sich 
Und was hat sie motiviert, sich für die Firmvorbereitung anzumelden? «Mit Gleichaltrigen in Kontakt zu kommen, sich auszutauschen, miteinander eine gewisse Zeit auf etwas hinzuarbeiten», antwortet Ladina, ohne gross überlegen zu müssen. «Es kommen Leute mit gleichem Interesse zusammen und man lernt neue Menschen kennen, das ist mega läss», ergänzt ihre Freundin. 
Ihr Umfeld reagiere sehr offen und wohlwollend auf ihre Entscheidung, erklären die beiden. Von ihren Schulkolleg*innen gehen manche gar nicht in die Kirche, manche gehören anderen Pfarreien an, andere sind reformiert, wieder andere sind Muslime. «Sie zeigen Interesse an dem, was ich da vorhabe, und sagen, dass ich ihnen davon erzählen soll», sagt Linn. 

Mitbestimmung wird geschätzt
Nach dem Info-Abend Ende September haben sich etwa 20 Jugendliche zur Firmvorbereitung in der Pfarrei Weinfelden angemeldet. Diese beginnt Anfang November mit einem gemeinsamen Firm-Wochenende, bei dem Firmanden und Firmbegleiter*innen sich näher kennenlernen, die  Firmgruppen gebildet und in Absprache mit den Jugendlichen Themen für die Gruppenstunden festgelegt werden. Bis zur Firmung am 17. März 2024 kommen die Gruppen dann zu etwa 3 bis 4 Treffen zusammen und nehmen an einem Tag mit sozialer Ausrichtung, wie einem Clean-up-Day, teil. 
Ladina findet dieses Konzept gut: «Wir können frei wählen, was wir an den Treffen besprechen wollen.» Wichtige Themen, die den Glauben und die Firmung betreffen, würden in diese Gespräche einfliessen. «Dass die Jugendlichen in die Planung einbezogen werden, macht die Vorbereitung für sie attraktiv», hebt Linn hervor.

In der Kirche zu Hause
Neben den Proben und den Auftritten mit ihrer Band engagiert sich Linn noch bei den Pfadis und Ladina beim Blauring. Dieses Jahr leiten die beiden auch das Weihnachtsmusical, an dem sie viele Jahre lang als Teilnehmerinnen mitgewirkt haben. Sie sind in dieser Pfarrei gross geworden, die Kirche und die Menschen hier sind ihnen vertraut. «Mich verbindet viel mit der Kirche. Mit der Firmung möchte ich sagen, dass ich bewusst Teil dieser Gemeinschaft sein möchte», sagt Linn. Ladina sieht dies ähnlich: «Für mich ist die Firmung eine persönliche Entscheidung für den Glauben. Ich möchte in der Kirche sein, zu ihrer Gemeinschaft dazugehören.»
«Kirche» ist für die beiden vor allem das, was sie vor Ort in ihrer Pfarrei erleben. Die Ereignisse im Bistum oder in der Weltkirche bekommen sie mit, aber sie betreffen sie nicht direkt. Sie sind froh, dass sie in einer Gemeinde zu Hause sein dürfen, in der jungen Menschen etwas geboten wird - wie z. B. Jugendgottesdienste mit ansprechenden Liedern. «Ich finde es auch cool, dass man auf dich zukommt, nach deiner Meinung fragt oder deine Hilfe annimmt», betont Linn. Nach dem Gespräch geht es für die beiden erst einmal ins Pfarreizentrum. Dort beginnt gleich ihre Bandprobe. 

Detlef Kissner, forumKirche, 01.11.2023
 

Linn (l.) und Ladina vor dem Kirchturm ihrer Pfarrei
Quelle: Detlef Kissner
Linn (l.) und Ladina vor dem Kirchturm ihrer Pfarrei

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