Ein Interview mit dem neuen Weinfelder Stadtpräsidenten

Der zukünftige Stadtpräsident von Weinfelden, Simon Wolfer, engagierte sich mehr als ein Jahrzehnt in der Jungwacht. Was damals gar nicht sein Ding war, andere Rückblenden und was er aus dieser Zeit für sein neues Amt mitnimmt.

«Die Jubla schafft Lebensfreu(n)de!» - so steht es auf der Website von Jungwacht Blauring Schweiz. 
Das kann man so sagen. Der Götti unserer jüngeren Tochter ist ein Freund aus meiner Jungwachtleiter-Zeit. Und ich treffe mich mit etwa einem Dutzend ehemaliger Jungwachtleiter regelmässig.

Das heisst?
Wir sehen uns einmal im Frühling bei jemandem zu Hause und am WEGA-Freitagabend. Bei diesen Treffen fühle ich mich immer sehr wohl, wie es während der Jungwacht-Zeit bereits der Fall war – obwohl wir unterschiedliche Hintergründe haben und verschieden sind.

Verschieden?
Wir haben uns als Leiterteam gut ergänzt, die einen waren handwerklich begabt, die andern die Kopftypen und wieder andere kamen aus dem sozialen Bereich.

Zu welchen gehören Sie?
Ich bin ein Kopftyp, habe gerne organisiert und auch den Kontakt mit den Kindern geschätzt. Bei der Seilkunde jedoch musste ich jedes Mal wieder im Handbuch nachschauen, und beim Aufstellen der Lagercamps überliess ich den Handwerkern das Feld.

Sicher haben Sie viele Lager-Erinnerungen. 
Eine davon stammt aus meiner Primarschulzeit. Ich sehe den Hang bei Olivone noch vor mir, mit der von uns allen selbst gebastelten Murmelbahn aus Hölzern und halbierten Kartonrollen. Wir sind damit ins Guinness-Buch der Rekorde gekommen.

Wie hat Ihre Zeit bei der Jungwacht begonnen?
Das weiss ich nicht mehr genau. Wahrscheinlich haben meine Eltern gedacht, dass dies etwas für mich wäre, und haben mich in der dritten Klasse an einen Schnuppernachmittag geschickt. Da meine Mutter Katechetin war, hatten wir einen Bezug zur katholischen Kirche. Mir hat es in der Jungwacht gefallen, sodass ich nach der obligatorischen Schulzeit Leiter geworden bin und später die ganze Jungwacht Weinfelden co-geleitet habe - knapp 100 Kinder und 20 Leiter.

Das klingt nach viel Engagement.
Ja, das waren viele Stunden. Ich habe mich gerne für diese Gemeinschaft eingesetzt. Und – ich habe nicht nur viel gegeben, es kam auch viel zurück. 

Inwiefern?
Diese Zeit als Leiter hat mich sehr geprägt: Ich wollte und durfte Verantwortung übernehmen. Zudem hatten wir die Möglichkeit, vieles auszuprobieren und zu lernen, Sommerlager auf die Beine zu stellen, Abenteuer zu erleben sowie Jugend und Sport-Kurse zu besuchen. Vor allem war das Leitungsteam zugleich mein Freundeskreis. 

Was nehmen Sie aus Ihrer Jungwacht-Zeit mit für Ihr Amt als Stadtpräsident?
Ich würde es eher so sagen, dass ich dank der Jungwacht bereits als Jugendlicher gemerkt habe, dass ich mich gerne für andere einsetze, organisiere und mit unterschiedlichen Menschen zusammenarbeite. So war es ein fliessender Übergang von der Jungwacht in die Politik, als ich im Jahr 2003 für jung und aktiv ins Stadtparlament gekommen bin. 

Martina Seger-Bertschi, 01.03.2023


Zur Person
Simon Wolfer (43) ist mit zwei jüngeren Geschwistern in Weinfelden aufgewachsen, verheiratet und Vater von zwei Töchtern (8 und 10). Ab der dritten Klasse bis 24-jährig war er in der Jungwacht. Simon Wolfer ist bis Ende Mai als selbstständiger Anwalt und Mediator in Frauenfeld tätig und übernimmt ab 1. Juni das Stadtpräsidium von Weinfelden. 
 

 

 

Simon Wolfer
Quelle: Martina Seger-Bertschi
Simon Wolfer mit dem «Handbuch für Gruppenaktivitäten und Ferienlager», das während seiner Leiterzeit ständig dabei war.

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