Die Petrusbruderschaft und «Traditionis custodes»

Wer die Messe im alten Ritus liebt, ist in St. Pelagiberg an der richtigen Adresse. Dort feiern nämlich Priester der Petrusbruderschaft täglich Gottesdienst in dieser traditionellen Form –auf Latein, der Zelebrant ist dem Hochaltar (Orient) zugewandt. forumKirche sprach mit Pater Gabriel Baumann, einem der beiden Priester, über die Ausrichtung der Bruderschaft und ihre Reaktion auf den neuen päpstlichen Erlass zum Römischen Ritus (siehe unten). 

Pater Baumann gehört zu den zehn Priestern, die sich nach den illegalen Bischofsweihen von Erzbischof Marcel Lefebvre von der Piusbruderschaft abwandten und am 18. Juli 1988 die Petrusbruderschaft gründeten. «Ich bin zu den Piusbrüdern gegangen, um katholisch zu bleiben, und dann weggegangen, um katholisch zu bleiben», beschreibt er seinen Weg. Von Rom als Gesellschaft von Klerikern des apostolischen Lebens anerkannt, erfreuen sich die Petrusbrüder heute eines grossen Zulaufs. 330 Priester wirken in rund 14 Ländern. Die Priesterausbildung findet in Denton (Nebraska, USA) und Wigratzbad (D) statt. «Dieses Jahr haben wir bereits 49 Eintritte», freut sich P. Baumann.
Die Messfeier nach dem alten Ritus ist nach ihm «wie eine Fahne» geworden, ein Ausdruck einer theologischen Grundhaltung. Als junger Mann hatte er den Eindruck, dass elementare Glaubensinhalte verloren gehen, wie z. B. dass Gott der Vater von Jesus ist und nicht Josef. Deshalb suchte er nach einer Möglichkeit, die Tradition der katholischen Kirche weiterzuführen. Das Zweite Vatikanische Konzil möchte er nicht als Bruch verstehen: «Das Neue des Konzils muss im Alten integriert werden, als weitere Entwicklung», so Baumann.

Eher Opfer als Mahl

Im Mittelpunkt der Messe steht für ihn die Verherrlichung des Vaters durch das Kreuzopfer Jesu: Die Gemeinde mit dem Priester an der Spitze bringt dem Vater dieses Opfer des Erlösers zur Sühne der Sünden. «Der alte Ritus deutet das sehr klar, der neue Ritus hat diese Klarheit beseitigt», so der Theologe. Letzterer betone zu sehr den Mahlcharakter. Dazu passe es, dass der Priester sich der Gemeinde zuwende.
Dass ein kleiner Teil der Katholik*innen den alten Ritus bis heute schätzt, zeigt sich in St. Pelagiberg, wo derzeit unter Corona-Bedingungen vier Messen am Sonntag in der Pfarrkirche gefeiert werden. Manche Gläubigen nehmen dabei Autofahrten von einer halben Stunde und mehr auf sich. Manche lassen sich auch von den beiden Priestern trauen, andere kommen zur Taufe ihrer Kinder nach St. Pelagiberg. «Wir bereiten auch Kinder auf die Erstkommunion und Jugendliche auf die Firmung vor», erzählt P. Gabriel Baumann. Parallel dazu lädt das Team vom Pastoralraum Bischofsberg, zu dem die Pfarrei St. Pelagiberg gehört, zwei Mal pro Monat zu Gottesdiensten nach dem «ordentlichen» Messritus in die Pfarrkirche ein und bietet den Anwohner*innen die Möglichkeit, an den Feiern der Sakramente im Pastoralraum teilzunehmen. 

Gläubige beunruhigt

Der neue Erlass von Papst Franziskus, der die Feier des alten Ritus einschränkt, beunruhigt P. Baumann nicht: «Er betrifft vor allem Diözesanpriester, uns weniger. Daher können wir nahtlos weitermachen.» Papst Benedikt habe jedem Priester erlaubt, die Messe nach dem alten Ritus zu feiern, nun müssten diese sich die Erlaubnis vom Bischof holen. Die Forderung des Erlasses, die Schriftlesungen in der Landessprache vorzutragen, kann er im Unterschied zu manchem Mitbruder sogar befürworten: «Das habe ich immer schon so praktiziert.»
Das Signal, das von «Traditionis custodes» ausgeht, sieht er allerdings kritisch. Einige Gottesdienstbesucher*innen seien sehr beunruhigt gewesen. «Johannes Paul II. fördert uns, Benedikt XIV. öffnet das Ganze und plötzlich geht alles wieder zurück. Das mögen die Leute nicht», so P. Baumann. Er habe versucht, sie zu beruhigen. Was sich aus dem Erlass noch entwickle, wisse er nicht. Die Generaloberen der Gesellschaften apostolischen Lebens würden derzeit das direkte Gespräch mit der zuständigen Kongregation für Sakramente suchen.

Detlef Kissner, forumKirche, 13.9.21


Erlass zum alten Ritus

Laut dem Motu Proprio «Traditionis custodes» (Hüter der Tradition) vom 16. Juli 2021 ist der ordentliche Messritus die «einzige Ausdrucksweise» des Römischen Ritus. Der Ortsbischof darf für seine Diözese den Gebrauch des ausserordentlichen Ritus gestatten. Er allein bestimmt Kirchen und Wochentage für die Feier nach dem alten Ritus; zudem beauftragt er die Priester, die mit Gläubigen so die Eucharistie feiern wollen. Die Lesungen müssen laut neuer Regelung in der jeweiligen Landessprache vorgetragen werden. Nicht gestattet ist die Feier nach altem Ritus in Pfarrkirchen, auch dürfen dafür keine eigenen Personalgemeinden errichtet werden.
 

Pater Gabriel Baumann in der Kirche von St. Pelagiberg.
Quelle: Detlef Kissner
Pater Gabriel Baumann in der Kirche von St. Pelagiberg.

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