Die Arbeit des Jugendmissionsdienstes SERMIG

Alessia Margherito (33) kommt aus Süditalien und ist im Jahr 2014 mit ihrem Mann Paolo Russo (33) nach Schaffhausen gezogen. Im Mai 2019 nahm sie mit ihrer Familie in Bergamo am 6. Welttreffen der Jugend des Friedens teil, organisiert vom ursprünglich italienischen und heute weltweit agierenden Jugendmissionsdienst SERMIG. Kirche ohne Grenzen hat mit ihr über diese Erfahrung gesprochen.

Warum habt ihr euch entschieden, mit drei kleinen Kindern zum Welttreffen der Jugend des Friedens zu fahren?

Eine alte Bekannte hat mich dazu eingeladen. Sie gehört der Bruderschaft von SERMIG an, welche dieses Treffen jeweils organisiert und hat uns sehr überzeugend klargemacht, dass es eine unvergessliche Erfahrung ist. So haben wir entschieden, mit unseren Kindern im Alter von 1 bis 5 Jahren hinzufahren und es hat sich gelohnt!

Was ist euch aufgefallen?

Alles war durchdacht bis in kleinste Detail. Später erfuhren wir, dass ein Prinzip der Bruderschaft «das Gute gut tun» lautet (wenn man Gutes tut, soll man es auch gut, d. h. heisst korrekt, durchführen, Anm. d. Red.), was man bei diesem Treffen konkret sehen konnte. Wir haben berührende, aber auch aufrüttelnde Zeugnisse von Menschen gehört, die Gewalt, Ungerechtigkeit und Armut erlebt hatten und trotzdem den friedlichen Weg wählten. Alle Erzählungen hatten eines gemeinsam: die Vergebung als Wendepunkt. Es scheint unmöglich, Frieden zu schaffen, ohne zuerst zu vergeben. Es waren schwerwiegende Geschichten, die berührten und ein Feuer in uns entfachten, das wir weitergeben wollten. So lernten wir danach SERMIG kennen.

Was ist SERMIG?

Eine von Ernesto Olivero im Jahre 1964 in Turin gegründete Vereinigung. SERMIG steht für «Servizio Missionario Giovani» (auf Deutsch: Jugendmissionsdienst). Der Sitz befindet sich im «Arsenal des Friedens», einer ehemaligen Waffenfabrik, die im Jahre 1984 von Hunderten Freiwilligen in ein Metropolitan-Kloster umgebaut wurde. Das Haus ist jederzeit bei Tag und Nacht geöffnet. Es gibt eine Mensa und Schlafplätze für Bedürftige, Freiwillige sammeln und verteilen Kleider oder arbeiten als Ärzte in einer Praxis, in welcher sie Bedürftige kostenlos behandeln. Zudem gibt es dort eine Konditorei, in der Menschen mit Behinderungen beschäftigt werden. So viele Gaben kommen hier zum Einsatz! Es ist aber auch ein Ort des Dialogs, der Bildung, des Gebetes und des Spiels für Gross und Klein. Jesajas «Prophetie » über die Zeit ohne Gewalt und Hunger ist der Motor dieses Einsatzes. Jegliches Handeln zielt auf diese grosse Hoffnung: Dem Menschen die Erfahrung von Liebe und Frieden zu ermöglichen. Aktion und Kontemplation gehören zusammen, wobei mit den Gästen nie, ausser auf dessen Wunsch, direkt über Jesus gesprochen wird. Ein Haus, das alle aufnimmt, ohne Vorurteile oder etwas dafür zu verlangen. Es ist für mich immer wieder unglaublich davon zu sprechen, weil es unglaublich und eigentlich unmöglich ist, was dort alles an Freiwilligenarbeit geleistet wird. Niemand erhält einen Lohn. Alle Spenden werden eins zu eins weitergegeben.

Was ist daraus für euer Engagement in der Mission entstanden?

Eine wunderschöne Zusammenarbeit! Der Pastoralrat der italienischen Mission hatte einen Kongress mit dem Gründer Olivero als Redner geplant – die Pandemie hat das verhindert. Aber nicht die Möglichkeit, SERMIG in dieser schwierigen Situation zu unterstützen. Das «Arsenal des Friedens» ist in Turin als einziges Haus für die Armen offen geblieben. Während des Lockdowns wurden 200 Personen aufgenommen und Kleider, Decken sowie Essen an Obdach - lose verteilt. Es war berührend, wie unsere Verwandten und Bekannten mitgemacht haben. Wir fuhren mehrmals nach Turin mit vollem Kofferraum oder Lieferwagen. Unsere Bekannte informierte uns immer, wenn sie Dinge weitergeben konnten. Wir wussten so, dass z. B. unsere verstaubte Winterjacke, jetzt einem Mann auf den Strassen Turins den Rücken warm hielt. Es ist konkrete Hilfe, die ankommt und die Gemeinschaft schafft zwischen den Gebenden und den Empfangenden – so viel, dass nicht mehr klar ist, wer gibt und wer empfängt. Aber auch Freundschaften oder Austausch und Mitwirkung bei einigen Online- Treffen konnten realisiert werden. Ich hoffe, dass immer mehr Menschen SERMIG kennenlernen und unterstützen. Und wer weiss, vielleicht können wir einmal Ernesto Olivero doch noch bei uns begrüssen!

Interview und Übersetzung: Daria Serra, Kirche ohne Grenzen, 27.4.21


Dall’arsenale di guerra all’arsenale della Pace

Il sogno di un giovane, che trasformò la realtà di migliaia


Alessia Margherito (33), una giovane mamma che nel 2014 si è trasferita con il marito dall’Italia in Svizzera, nel maggio 2019 partecipò insieme alla sua famiglia al 6. Appuntamento Mondiale Giovani della Pace a Bergamo. Questo viaggio ha portato frutto. Kirche ohne Grenzen ha parlato con lei di questa esperienza.

Perché vi siete decisi di partire con tre bambini piccoli?

Siamo stati invitati da una nostra amica, Veronica, che del Sermig ha fatto la sua casa. Ci ha presentato il progetto, dicendoci che sarebbe stata sicuramente una bella esperienza Sicuramente perché Veronica è stata tanto convincente. Pensavo e ripensavo alla sua proposta e dentro di me cresceva sempre più il desiderio di esserci, alla fine lo volevo con tutte le mie forze… tanto da non vedere le «difficoltà» di fare questa esperienza con tre bambini piccoli (1, 3, 5).

Cosa vi ha colpito?

Siamo stati subito colpiti dall’organizzazione impeccabile. Era stato pensato tutto nei minimi dettagli. Le belle testimonianze, la gioia e l’amore che si percepivano intorno a quella piazza ci hanno fatto incuriosire, tanto da voler conoscere da più vicino il Sermig.

Cosa è il Sermig?

La mia amica Veronica lo descrive così nel suo libro «Una vita tra le vite»: «È casa per chi non ce l’ha, è letto per chi dorme in strada, cibo per gli affamati, cure mediche per chi non può, scuola di formazione e di vita.» Sermig sta per «Servizio Missionario Giovani» ed è una fraternita fondata da Ernesto Olivero nel 1964 con sede nell’Arsenale della Pace a Torino. Si tratta di un monastero metropolitano di cui porta è aperta 24 ore su 24, 365 giorni all’anno.
 

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Paolo Russo (rechts) und der ebenfalls in das Projekt involvierte Mario Abatriatico bei der Abgabe von Hilfsgütern im «Arsenal des Friedens».
Quelle: zVg
Paolo Russo (rechts) und der ebenfalls in das Projekt involvierte Mario Abatriatico bei der Abgabe von Hilfsgütern im «Arsenal des Friedens».

 

Alessia Margherito (33): «Ausschlag - gebend ist nicht nur das Herz zu öffnen, sondern auch die Hände.»
Quelle: Daria Serra
Alessia Margherito (33): «Ausschlaggebend ist nicht nur das Herz zu öffnen, sondern auch die Hände.»

 

Familie Margherito-Russo
Quelle: zVg
Alessia Margherito mit ihrem Mann Paolo Russo und den drei Kindern.

 

Lieferwagen voll mit Hilfsgütern
Quelle: zVg
Ein Lieferwagen gefüllt mit Hilfsgütern.

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