Open Doors veröffentlicht neuen Weltverfolgungsindex

Der Weltverfolgungsindex 2021 (WVI) zeigt: Der Druck auf christliche Minderheiten hat weltweit zugenommen. Unter anderem durch verstärkte staatliche Überwachung in China, einem sich radikalisierenden Hindu-Extremismus in Indien, Islamismus in der Sahelzone sowie durch die Corona-Pandemie.

«Zum ersten Mal seit Bestehen des WVI in 1992 wird das Ausmass der Verfolgung in allen 50 Ländern, die auf dem Index ganz oben stehen, als ‹extrem› oder ‹sehr hoch› bewertet. Das zeigt leider, dass sich die Situation für Christen auf der ganzen Welt weiter verschlechtert», bilanziert Philippe Fonjallaz, Direktor von Open Doors Schweiz. Die Anzahl der aufgrund ihres Glaubens getöteten Christen hat sich von 2'983 im Vorjahr auf aktuell mindestens 4'761 erhöht. Nordkorea steht seit 20 Jahren auf Rang 1 des WVI.

Gesichtserkennungssoftware in Kirchen

Das Regime in China (von Rang 23 auf Rang 17) strebt die Kontrolle und Steuerung aller Bürger mittels eines «Social Scorings» an. Christen stehen im Fokus, weil sie Jesus anbeten, was der Doktrin der kommunistischen Partei zuwiderläuft. Die hat den Druck auf staatlich registrierte sowie nicht-registrierte Kirchen weiter verstärkt. Kameras mit Gesichtserkennungssoftware in Gottesdiensten sind Vorschrift, Kindern und Jugendlichen ist die Teilnahme verboten. Kreuze und die biblischen Zehn Gebote müssen den Bildern von Xi Jinping und Propagandasprüchen der Partei weichen. Kommunistische Funktionäre haben in mehreren Provinzen damit gedroht, Sozialleistungen, einschliesslich Renten, zu streichen, wenn Christen sich weigern, dies zu tun. Mindestens weitere 3'080 Kirchen und ihre Einrichtungen wurden geschlossen, attackiert oder zerstört. Seit 2013 sind dies rund 18‘000. Die Version einer nach sozialistischen Kernwerten «berichtigten » Bibel ist in Auftrag.

Religiöser Nationalismus als Programm

Unter der hindunationalistischen Regierung Indiens (Rang 10) bleibt die Gewalt gegen Christen extrem hoch, sie sind zudem in allen Lebensbereichen einem sehr hohen Druck ausgesetzt. Mobs greifen immer wieder Kirchen und in Dörfern christliche Familien an. Die Anzahl der jährlich gemeldeten gewaltsamen Übergriffe gegen Christen hat sich seit 2014 verfünffacht. Die Regierung hat die Finanzierung von Nichtregierungsorganisationen durch ausländische Geldgeber per Gesetz massiv eingeschränkt. Deshalb können die meisten christlichen Organisationen und Kirchen mit Schulen und Krankenhäusern aufgrund fehlender Spenden ihre Tätigkeiten nicht oder nur sehr begrenzt weiterführen. In Indien sollen nur Hindus beheimatet sein. Die öffentliche Verbreitung des christlichen Glaubens wird in acht der 28 indischen Bundesstaaten bestraft.

Ausweitung des politischen Islams

Unter der islamistischen Agenda von Präsident Erdogan hat die Türkei (von Rang 36 auf 25) mit ihrer Militäroffensive im Nordirak genau die Christen in der Region Dohuk erneut vertrieben, die einst vor dem IS aus der Ninive-Ebene dorthin geflohen waren. Das Erwachen des türkischen Polit- Islam zeigt sich zudem in der Umwandlung der Hagia Sophia sowie der Chora-Kirche in Moscheen. Im Nordosten von Syrien siedelt die Türkei syrische Flüchtlinge an und vertreibt zusammen mit islamistischen Söldnern aus Syrien sowohl alteingesessene Christen als auch Konvertiten unter den Kurden. Laut UN-Bericht wurden dabei Häuser und Eigentum von Christen mit einem «N» (für Nasrani = Christen) gekennzeichnet, so wie 2014 bei der Vertreibung der Christen aus der Ninive-Ebene durch den IS.

Morde und Kirchenzerstörung

Afrika verzeichnet die höchste Zahl ermordeter Christen. Tödliche Angriffe auf Christen haben insbesondere in Subsahara-Afrika stark zugenommen. Islamistische Gruppen kooperieren länderübergreifend, um Christen zu vertreiben und sie und ihre Kirchen zu vernichten. Zu Weihnachten 2019 veröffentlichte ein IS-Ableger ein Video mit der Enthauptung von zehn Christen, ein elfter wurde erschossen. Im Video wird gesagt, dies sei die Rache für den Tod des IS-Anführers Abu Bakr al-Baghdadi. In Nigeria (Rang 9) wurden mit 3'530 die meisten Christen getötet, der Grossteil von April bis August 2020, als das Land wegen der Covid-19-Pandemie ab - geriegelt war. Seit 2013 wurden Berichten von Open Doors zufolge mehr als 18‘430 Christen um ihres Glaubens willen ermordet und mehr als 1'600 Kirchen zerstört. Islamistische Gruppen attackieren in Nigeria, Burkina Faso, Mali, Niger und Kamerun Dörfer von Christen, um sie zu ermorden sowie ihre Kirchen und Häuser zu zerstören. 

Open Doors/Red. forumKirche, 26.1.21
 

In den dunkel eingefärbten Ländern ist die Gewalt gegen - über Christen am höchsten.
Quelle: © Open Doors Schweiz
In den dunkel eingefärbten Ländern ist die Gewalt gegenüber Christen am höchsten.

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