Wie Tanz und Glaube eine junge Frau formen

Ilaria Graci (20) ist eine ausgebildete Tänzerin und wohnt seit September 2017 in Neuhausen, um in der Cinevox Company Arbeitserfahrung zu sammeln und gleichzeitig Arbeit als Tänzerin zu finden. Kirche ohne Grenzen hat mit ihr über die Erfahrung als Christin im Tanzbusiness gesprochen.

Welche Werte hat Ihnen die Tanzlaufbahn mitgegeben?

Die Tanzschule erlebte ich als Lebensschule. Einerseits habe ich erfahren, dass Erfolg nur durch harte Arbeit zu erreichen ist. Ich habe aber auch gelernt, dass es gute und schlechte Momente gibt und dass beide genauso wichtig sind für die Entwicklung. Zurechtweisungen meiner Lehrer waren für mich frustrierend. Meine Schwächen und Grenzen müssen mich jedoch anspornen, weiterzugehen und nicht frustriert stehen zu bleiben. Es gibt Schwächen, welche ich in Stärken umwandeln kann. Ich bin beispielsweise sehr klein, was für eine Tanzkarriere schlecht ist. Meine Lehrerin motivierte mich jedoch, diese Schwäche zu einer Stärke zu machen. Ich kann zwar nicht in allen Gruppen tanzen, dafür aber als Solistin oder in Choreografien, in denen es leichte Tänzerinnen braucht, damit sie gut hochgehoben werden können. Gerade Schwächen können einzigartig machen.

Zudem hat mir meine Lehrerin aufgezeigt, dass Konkurrenz gut und wichtig ist. Die anderen zu beobachten und ihre Schwächen und Stärken zu studieren, um selber daran zu wachsen, ist ein sehr fruchtbarer Weg. Jeder soll das Beste geben und von den anderen lernen. Es ist also nicht a priori schlecht, auf die anderen zu schauen. Ich kann auch vom Verhalten der anderen vieles verstehen lernen, ohne Eifersucht und Zwietracht zu provozieren.

Haben diese Werte auch Ihren Glaubensweg beeinflusst?

Ja, absolut. Es gibt immer Leute, welche dich schlecht behandeln oder den Wettbewerb unfair bestreiten. In solchen Situationen überlege ich, wie Jesus gehandelt hätte. Viele meinen, freundlich, ehrlich und gut zu sein, bedeute schwach zu sein und nicht respektiert zu werden. Ich habe das nie so erlebt. Ich habe mich immer respektieren lassen, auch ohne meine christlichen Werte zu verleugnen. Ich glaube, dass Eltern ihren Kindern aus Angst einschärfen, anderen nicht zu vertrauen, vorsichtig und schlau zu sein. Das finde ich zwar richtig, aber genauso wichtig wäre, gleichzeitig zu betonen, selber nie das Vertrauen anderer zu missbrauchen, stets ehrlich und loyal zu sein. Was meine Tanz mit meiner Glaubenserfahrung zusätzlich verbindet, ist, dass ich sowohl im Tanz als auch in der Kirche mit anderen auf dem Weg zu einem genauen Ziel bin: Besser und glücklich zu werden. Mit den einen durch das Tanzen und mit den anderen in der Beziehung zu Jesus.

Finden Sie diese Werte auch bei den anderen Tänzern?

Die Werte wie Einsatz, Strebsamkeit, und Beharrlichkeit sicher. Was aber oft fehlt, ist das Konzept zu tanzen, um zu lieben und nicht, um geliebt zu werden. Im ersten Fall bist du als Tänzerin die Schenkende, im zweiten diejenige, die etwas von den anderen erwartet. Andere sind oft auf Applaus und Komplimente aus. Dies ist gefährlich, weil man schnell enttäuscht und frustriert sein kann, wenn man nicht in der ersten Reihe tanzen kann etc. So verliert man die Freude. Das gilt ebenso für diejenigen, die in der Kirche arbeiten, um gelobt zu werden.

Wie sehen Sie Ihre Zukunft?

Tanzen ist für mich ein Lebensstil. Ich hoffe, dass ich in Zukunft anderen von meinem künstlerischen und menschlichen Reichtum mitgeben kann. Ich möchte nie aufhören, andere zu beschenken und selber vom Tanz beschenkt zu werden, im Sinne, dass ich nicht aufhören möchte zu lernen und zu wachsen – genau wie im Glauben.

Interview und Übersetzung: Daria Serra (11.6.19)


Amare danzando

Come la danza e la fede formano una giovane donna

Ilaria Graci (20) è una ballerina di danza classica che da settembre 2017 fa parte della Cinevox Company di Neuhausen. Kirche ohne Grenzen ha parlato con lei della sua esperienza da cristiana nell’ambiente di danza.

Quali valori ha imparato dalla danza?

Dei valori che ho potuto sempre sfruttare nella vita quotidiana. Ad esempio ho imparato che si ottiene la soddisfazione più grande, lavorando duramente e che limiti ci devono spingere a superarli, non a restare fermi a compiangerli. Alcuni limiti e difetti possono persino renderci unici. Un’altra cosa importante è la scoperta che la competizione positiva è utile, nel senso che bisogna guardare gli altri, vedere le cose positive e negative e imparare. Insieme dobbiamo aiutarci a diventare migliori. Da sola non ho nessun paragone o sostegno, invece con gli altri sì.

Questi valori hanno influito sul tuo cammino di fede?

Assolutamente sì. Ci sono sempre delle persone che ti fanno del male. Mi chiedevo sempre come si sarebbe comportato Gesù, e ho scelto di non rispondere. Per tanti essere sinceri, gentili e buoni significa essere deboli e che tutti ti pestano i piedi. Io invece non l’ho mai vissuta così. Anche se non rispondevo con il male, mi sono sempre fatta rispettare. Un altro punto in comune è che sia nella danza sia nella chiesa si è in cammino con altri, verso una meta precisa: diventare migliori e felici. Solo che nella danza si raggiungono, diventando dei ballerini professionisti e nella chiesa diventando sempre più come Gesù.

Ausgabe Nr. 12/2019


 

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Ilaria Graci: «Ich bin immer Christin. In der Kirche sowie im Tanzraum.»

Bild: Ernst Müller

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