Andrew Bond gibt Einblicke in sein Schaffen

Was früher Mani Matter war, ist heute Andrew Bond: Jedes Deutschschweizer Kind singt seine Lieder und viele Erwachsene hören gerne zu oder singen sogar mit.

«Wenn ich es wüsste, würde ich es sicher nicht verraten», antwortet Andrew Bond lachend auf die Frage, wie genau er zu den Ideen seiner Lieder kommt. Über 1'000 Lieder hat er in seinen 25 Jahren als Musiker getextet und komponiert. Seine Texte leben oft von Wortspielen oder treffenden Wortbildern, wie zum Beispiel: «Wältwunder, Wunderwält, Erdegarte, Himmelszält». Die Ideen, das heisst die Inspiration, sei nur ein Teil der Arbeit. Dazu geselle sich «das Handwerk», gibt Andrew Bond einen Einblick in sein Schaffen. Manchmal bekommt er von Pfarreien oder Kirchgemeinden einen Auftrag für ein Lied. Die CD «Rägebogeziit» entstand, weil ihn eine Pfarrei angefragt hatte, Lieder für die Erstkommunion zu machen. «Ich bin wie ein Küchenbauer. Die Menschen bestellen etwas und ich führe es aus» sagt Andrew Bond dazu. 

Ausgangspunkt: Kind
Wie läuft denn so eine «Küchenbauphase» ab? Andrew Bond geht vom Kind aus, indem er sich fragt, wie alt die Kinder sind, für die das Lied sein soll, und was für sie in ihrem Leben relevant ist. Danach kommt die Arbeit am Text. Andrew Bond sucht den roten Faden, Wortbilder und Pointen. Besonders in dieser Phase kommen seine Inspiration und Wortjongleur-Begabung ins Spiel. Wenn diese Wörter stehen, geht er an den ganzen Text. «Sätze und Wörter haben eine Sprachmelodie. Wenn jemand spricht, hörst du eine Melodie – verschiedene Tonlagen und einen Rhythmus», sagt der Liedermacher. Daran orientiere er sich, wenn er im letzten Schritt der «Bauphase» die Liedmelodie komponiere. Der Musikgruppe ABBA sei dies übrigens besonders gut gelungen, darum seien diese Lieder sehr eingängig.

Keine Antworten für alle
Die Lieder auf seinen zwei Kinderkirche-CDs, «Himmelwiit» und «Rägebogeziit», lassen bewusst Fragen stehen. «Kindern zumuten, dass sie selbst Antworten finden», begründet der Theologe, und: «Es gibt keine schlüssigen Antworten für alle.» Er möchte sorgfältig sein, was er anderen mit seinen Liedtexten in den Mund legt. Die Lieder decken «die ganze Farbpalette» des Lebens ab. Da geht es um Ungerechtigkeiten, um Fröhliches, um Besinnliches, um Lustiges, um «Trääne und Truur». «Wir müssen die Kinder nicht schonen», sagt Andrew Bond. Seine Kinderkirche-Lieder werden konfessionsübergreifend gesungen. Dieses Verbindende freut ihn besonders. 

Ehrendoktorwürde
Seine Lieder sind «mehr als nur Unterhaltung», sagt er und spricht von verschiedenen «happigen» Momenten. Da war zum Beispiel der krebskranke Knabe, der im Spital seine Lieder hörte. Andrew Bond wurde zu seinem «Wieder-gesund-sein-Fest» eingeladen und nahm daran teil. Eineinhalb Jahre später hat er an der Beerdigung dieses Knaben gesungen.
Vor rund fünf Jahren hat der ehemalige Religionslehrer einen Anruf der theologischen Fakultät der Universität Basel erhalten, sie wolle ihm die Ehrendoktorwürde verleihen. Andrew Bond dachte im ersten Moment an ein Scherztelefon. Vielleicht zeigt das seine Leichtigkeit – trotz grossem Erfolg –, mit der er unterwegs ist. Es habe ihn berührt, dass gesehen und verstanden worden sei, was für eine grosse Arbeit hinter seinen Liedern stecke. In der Würdigung steht unter anderem, dass er christliche Glaubensinhalte und religiös-theologische Themen modern und kindgerecht vermittle.

Wie ein gutes Kinderbuch
Wenn er für Erwachsene nur einen Tipp zur Verfügung hätte, wie singen mit Kindern gelingen kann? «Die Freude ist wichtiger, als perfekt zu singen.» Musik sieht er als Breitensport und als Dienerin. 
Mitzuhelfen, dass Menschen miteinander singen, macht ihn glücklich. «Es ist ein schönes Gefühl, wenn Lieder fern von mir gesungen werden, sie ohne mich leben.» Wenn er an einem Konzert ein Intro spielen will und die Kinder bereits zu singen anfangen, «dann ist das schon ein Geschenk – ein gegenseitiges». Gute Kinderlieder sind übrigens wie gute Kinderbücher: Sie werden auch von den Erwachsenen geliebt, gesungen, gehört und gelesen. Insofern haben Andrew Bond und Astrid Lindgren eine Gemeinsamkeit.


Martina Seger-Bertschi, forumKirche, 18.10.2023


Andrew Bond erleben
Workshop für Erwachsene: Lieder zum Leben erwecken
Samstag, 4. November, 13.30 - 16 Uhr, Kath. Pfarreizentrum in Weinfelden.
Nach dem Workshop findet um 16:30 Uhr ein Mitsing-Konzert statt.
Nähere Infos
 

Andrew Bond
Quelle: © Janine Uhlmann
Andrew Bond mutet Kindern zu, dass sie selbst Antworten finden.

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