Daria Serra beschreibt die Erkenntnisse ihrer Doktorarbeit

Gerade einmal 30 Jahre alt, Mutter von drei kleinen Kindern und Trägerin eines Doktortitels in der Theologie – Daria Serra Rambone ist die Autorin des Buches «Migration als Herausforderung der Seelsorge». Die ursprünglich in Neuhausen Aufgewachsene, spricht mit Kirche ohne Grenzen über die Motivationsgründe für ihre Doktorarbeit, ihre italienischen Wurzeln und darüber, welchen Einfluss ihre eigene Biografie auf ihr Buch genommen hat.

Was führte dich dazu, eine Doktorarbeit zu schreiben? 

Seit meiner Jugend bin ich in der italienischen Mission sehr aktiv; es war damals mein zweites Zuhause. Glaubensfragen beschäftigten mich sehr. Aus diesem Grund habe ich mich für das Theologiestudium in Luzern entschieden, welches für mich eine sehr spannende Erfahrung war. Da ich immer mehr wissen wollte und sich mir neue Fragen eröffneten, ergriff ich die Möglichkeit, mich durch eine Doktorarbeit noch mehr in ein Themengebiet zu vertiefen.

Wie bist du auf das Thema gekommen?

Die Fragestellung hat mir nach einem Standortgespräch mein Professor vorgeschlagen, bei welchem ich ihm meine Interessensgebiete geschildert habe. Die konkrete Formulierung der Frage, die zum Leitfaden für meine Untersuchungen wurde, entstand aber erst während des Studiums selber. Er schlug dieses Thema vor, weil die Frage nach den Missionen bis heute vor allem aufgrund von finanziellen Aspekten entschieden wird und dies in einer Kirche nicht richtig ist. Aufgrund meines Migrationshintergrundes kenne ich die kritischen Fragen zur Existenz der Missionen auf persönlicher Ebene. Das war für mich auch der Motor. Endlich eine theologische und fundierte Antwort zu geben, wenn man mich fragt: «Warum braucht es eigentlich Missionen?»

Wie ist dein Buch aufgebaut?

Meine Arbeit habe ich in drei Teile aufgeteilt. Im ersten Teil beschäftige ich mich mit dem Traditionsbegriff der katholischen Kirche. Der zweite Teil beantwortet sowohl sozialwissenschaftlich als auch aus der katholischen Sicht, was man unter dem Begriff «Migration» versteht, während der dritte Teil eher praktisch orientiert und als Handreichung zu betrachten ist.

Wie lauten deine Erkenntnisse?

Jede Kultur lebt ihren Glauben anders. Genau das macht die katholische Kirche so reich, denn sie hat unzählige Glaubensschätze, die den verschiedenen Kulturen entspringen und uns so die unerschöpfliche Schönheit Gottes vor Augen führen. Die wichtigste Frage ist immer: «Was will Gott von uns?» Die Kirche hat Migration als «Zeichen der Zeit» erkannt. Deshalb sollte man Migration positiv als Herausforderung von Gott verstehen und konstruktiv mit den Problemen, die Migration verursacht, umgehen. Das bedeutet aber, Bereitschaft zur Veränderung zu zeigen. Der «Andere» ist immer ein Geschenk, auch wenn ich es als etwas Unbequemes empfinde. Kulturelle Vielfalt ist auf jeden Fall wichtig und zeichnet eine wahre Katholizität aus. Deshalb müssen Einheit und Vielfalt in Einklang miteinander gebracht werden.

Auf welche Resonanz ist die Arbeit bisher gestossen?

Schon während meines Promotionsstudiums wurde ich eingeladen an Konferenzen zu sprechen oder Artikel für Zeitschriften zu verfassen. Aber auch von Personen aus Pfarreien wurde ich oft gefragt, wann meine Arbeit fertig sein würde. Mir war bewusst, dass ich sowohl ihnen als auch mir Antworten schuldete. Deshalb wollte und konnte ich auch in schwierigen Arbeitsphasen nicht aufgeben. Diese standen nämlich mit der Geburt von drei Kindern immer wieder an der Tagesordnung. Die theologische Basis für die Frage habe ich nun erarbeitet. Ein konkretes Modell schlage ich jedoch nicht vor, sondern einen Prozess, der ein Konzept der Einheit in der Vielfalt zum Ziel hat. Die Antwort auf die Frage: «Braucht es Missionen noch?», lautet somit weder ja noch nein, denn die Institution Mission braucht es nicht unbedingt, dafür aber eine Struktur, die das Ausleben der verschiedenen Traditionen ermöglicht. Das bedeutet, dass nun auf den verschiedenen kirchlichen Ebenen der Dialog und das gegenseitige Kennenlernen gefördert werden soll. Secondos – wie ich – können in diesem Prozess eine wichtige Rolle spielen. Wir sind diejenigen, die sich in zwei Kulturen auskennen und ebenfalls zwei Sprachen beherrschen. Wir sollten Brückenbauer sein; richtige «Pontifexe». Mein grösster Wunsch ist es, dass wir Gläubigen einander in unserer Verschiedenheit anschauen und es schaffen, dabei Gott für diese Vielfalt zu loben und ihm zu danken.

Herzlichen Dank für das Interview!

Interview: Katarina Dujmović
Übersetzung: Daria Serra Rambone


 

Secondos come pontefici

Daria Serra parla dei risultati del suo dottorato di ricerca 30 anni, madre die tre bambini piccoli e portatrice del titolo di dottoressa in teologia – Daria Serra, l’autrice del libro: «Migration als Herausforderung der Seelsorge» (Migrazione come sfida pastorale). L’autrice, che è cresciuta a Feuerthalen, parla con Kirche ohne Grenzen dei motivi che l’hanno spinta a fare il dottorato, le sue radici italiane e dell’influsso che la sua biografia ha avuto sul suo libro. 

Come hai scelto il tema?

In realtà me l’ha proposto il mio professore, dopo che abbiamo parlato dei miei interessi nella teologia. Me l’ha proposto, perché fino ad oggi la domanda delle missioni viene trattata nell’ambito finanziario, mentre manca quasi completamente una visione teologica della questione. Per lui ero adatta in quanto a causa della mia biografia italo-svizzera avevo la capacità di comprendere bene l’urgenza e la serietà della situazione. In più conosco in prima persona le domande scettiche sull’utilità delle missioni, soprattutto italiane. Trovare una risposta evangelica a questa domanda, è stato il motore della mia ricerca.

Cosa hai scoperto?

Ogni cultura vive ed esterna la propria fede in modo diverso. Proprio questo rende la chiesa cattolica così ricca. Ogni cultura racchiude un tesoro che nasce dall’esperienza storica e concreta di un popolo con Dio rendendo la chiesa cattolica così ricca. Insieme diventa un immenso tesoro che mostra l’infinità bellezza e bontà di Dio. Non possiamo fare a meno di nessuno di questi tesori. In questa prospettiva la migrazione fa incontrare tutti questi tesori nel seno di una chiesa locale. Ed ora bisogna fare la domanda giusta: «Cosa vuole insegnarci Dio con la migrazione?» La chiesa ufficiale infatti ha riconosciuto la migrazione come un «segno dei tempi». I vari disagi creati dalla migrazione – che ovviamente sono reali – devono essere posti in questa luce teologica. Bisogna però anche essere disposti a cambiare. «L’altro» è sempre un regalo, anche se a volte un po’ scomodo. La diversità culturale, linguistica ecc. è una ricchezza e caratterizza proprio la cattolicità della chiesa. La sfida oggi è quella di costruire l’armonia tra diversità e unità ecclesiale. 


Ausgabe Nr. 20/2018


 

 

«Der Weltfrieden beginnt in der Weltkirche»,
sagt Daria Serra Rambone.
Bild: Tabea Mazzeo

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