Ehrenamtliche Tätigkeiten in Organisationen nehmen ab

Gemäss der letzten Erhebung des Bundesamts für Statistik zur Freiwilligenarbeit 2016 engagieren sich jährlich rund 2,7 Millionen Menschen freiwillig oder ehrenamtlich in der Schweiz und leisten damit rund 700 Millionen Stunden unbezahlte Arbeit. Die Hausarbeit und Betreuungsarbeit wird laut den Zahlen des Satellitenkontos Haushaltsproduktion mit fast 9,2 Milliarden Stunden unbezahlter Arbeit beziffert, was einem Geldwert von 303 Milliarden Franken entspricht.

Das ist mehr als die Arbeitsleistung der Volkswirtschaft mit rund 8 Milliarden Stunden und entspricht einem Geldwert von 303 Milliarden Franken. «Diese Zahlen muss man sich erst einmal richtig bewusst machen. Sie verdeutlichen, dass Freiwilligenarbeit das Fundament unserer Gesellschaft ist. Ohne die Freiwilligenarbeit könnte sich der Staat die dadurch entstehenden Kosten gar nicht leisten», sagt Sabina Peter Köstli, Geschäftsführerin von benevol Thurgau.

Möglichkeiten aufzeigen

Die Fachstelle für Freiwilligenarbeit vermittelt und berät Ehrenamtliche im ganzen Kanton, unterstützt Organisationen und hilft bei Projektabwicklungen. Auch bietet sie Aus- und Weiterbildungen an und sensibilisiert die Öffentlichkeit für das Thema. Gerade deswegen erachtet Sabina Peter Köstli die «Aktion Care-Tage» des Schweizerischen Katholischen Frauenbunds SKF als überaus wichtig. «Laut der Studie ‹Die neuen Freiwilligen› des Gottlieb-Duttweiler-Instituts (GDI) von 2018, gibt es viele Menschen, die gerne Freiwilligenarbeit leisten würden, aber nicht wissen wie. Solche Aktionen sorgen dafür, dass die Hemmschwelle fällt und aufgezeigt wird, was alles möglich ist.»

Freiwilligenarbeit ist rückläufig

Die GDI-Studie geht der Frage um die Gestaltung der Freiwilligenarbeit von Morgen nach, denn die jahrhundertelange Schweizer Tradition des Engagements in Institutionen wie Vereinen und Organisationen befindet sich, laut den Verfassern, im Wandel. Die Bereitschaft, sich längerfristig in verbindlichen Strukturen zu verpflichten, nehme ab. Auch deshalb, weil unser Leben flexibler werde, durch unsere Mobilität und der daraus resultierenden Vielzahl an Optionen, das Leben frei zu gestalten. Die Autoren sind sich darin einig, dass sich beide Trends zukünftig noch verschärfen werden. Diese Erkenntnis bekräftigt auch Sabina Peter Köstli: «Die formelle Freiwilligenarbeit, also das Engagement in Vereinen, Organisationen und Institutionen, ist rückläufig. Engagierten sich auf diese Weise im Jahr 2006 noch 28 % der Freiwilligen, zählte man 2014 nur noch 25 %.» Tendenziell fände eine Verlagerung der formellen Freiwilligkeit zur informellen statt. Zu der Arbeit also, die ausserhalb von Organisationsstrukturen häufig im unmittelbaren sozialen, verwandtschaftlichen und nachbarschaftlichen Umfeld des freiwillig Tätigen geleistet wird. «Wer sich heute engagiert, will vor allem projektbezogen mithelfen, aber auch mitdenken und mitbestimmen können.»

Thurgauer Preis

benevol Thurgau würde sich künftig gerne für das riesige kantonale Engagement mit einer Auszeichnung bedanken und ist deshalb gerade auf der Suche nach einem Sponsor für die Lancierung und die Finanzierung des Preisgeldes. Zwar gibt es auf nationaler Ebene schon die «Held des Alltags»-Ehrung. Andere Kantone wie Schaffhausen oder St. Gallen vergeben aber jeweils noch eine spezielle Freiwilligen- Würdigung. «Mit einem Thurgauer Preis würden im Sinne der Nachwuchsförderung vor allem junge Menschen prämiert. Dies eröffnet nochmals neue Möglichkeit, die Öffentlichkeit für die Notwendigkeit zu sensibilisieren und gleichzeitig so vielleicht neue Helferinnen zu gewinnen», erklärt Sabina Peter Köstli.

Sarah Stutte (19.2.19)


Workshops für Vorstände

benevol Thurgau bietet, in Zusammenarbeit mit dem Departement für Erziehung und Kultur sowie dem Gewerblichen Bildungszentrum Weinfelden, ab Anfang März die Impulsworkshops «Vereinsschmiede» für Vereinsvorstände an. In vier Modulen sollen Vorstandspersonen hierbei Inputs für eine zukunftsgerichtete Vereinsarbeit erhalten. Thematisiert werden unter anderem auch die Mitgliedergewinnung und die Nachfolgeplanung. «Wir möchten damit aber nicht nur sportliche oder kulturelle Vereine, sondern genauso kirchliche Vorstandspersonen ansprechen, die dieses Thema auch betrifft», erklärt Sabina Peter Köstli. Um dies zu unterstreichen, wird die Geschäftsführerin der Fachstelle am Informations- und Weiterbildungstag für Kirchenvorsteherschaften, der am 2. März in Weinfelden stattfindet, über die Förderung von Freiwilligen berichten.


Weitere Infos:

Bundesamt für Statistik/Freiwilligenarbeit
https://www.bfs.admin.ch/bfs/de/home/statistiken/arbeit-erwerb/unbezahlte-arbeit/freiwilligenarbeit.html

GDI-Studie zum Gratis-Download:
https://www.gdi.ch/de/publikationen/studien/die-neuen-freiwilligen


 

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Sabina Peter Köstli möchte sich für die Freiwilligenarbeit im Thurgau gerne mit einem
kantonalen Preis bedanken.

Bild: zVg

 

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Bild: pixelio.de

 

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Bild: shutterstock.com

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