Dramatische Zustände an der polnisch-belarusischen Grenze

Papst Franziskus hat polnische Gläubige zu Grossherzigkeit aufgefordert. «Heute braucht Polen Menschen mit grossem Herzen, die mit Demut dienen und mit Liebe, die behüten und nicht verdammen», sagte das Kirchenoberhaupt bei seiner Generalaudienz. In der Zwischenzeit spitzt sich die Lage an der Grenze zu Belarus immer mehr zu.  

Obwohl von ihm nicht ausdrücklich angesprochen, dürfte sich der Appell des Papstes auch auf die aktuelle Situation an der polnisch-belarusischen Grenze beziehen. Dort nimmt die Zahl der Migrant*innen seit Wochen zu; Schätzungen gehen von mehr als 3'000 Menschen aus, die im einsetzenden Winter in Zelten im Grenzgebiet ausharren. Die EU wirft Belarus’ Machthaber Alexander Lukaschenko vor, gezielt Migrant*innen einzufliegen und an die Grenze zu bringen, um damit auf EU-Sanktionen gegen sein Land zu protestieren. An der Grenze weigert sich Polen indes, die Flüchtlinge ins Land zu lassen. Nach Regierungsangaben sind inzwischen rund 15'000 Sicherheitskräfte im Grenzgebiet im Einsatz. Auch wurde die Grenze von Migrant*innen zwischenzeitlich sogar schon durchbrochen. Hilfswerke sprechen von katastrophalen sanitären und humanitären Zuständen in dem Gebiet, erhalten nach eigenen Angaben aber keinen Zugang.

Kirche in Belarus ruft zu Gebet auf

Die katholische Kirche in Belarus ruft zu Gebeten für die Menschen an der Westgrenze des Landes auf.
«Lassen Sie uns in einer Zeit, in der sich an den Grenzen unseres Landes eine echte humanitäre Krise ausbreitet, für die Menschen beten, die zur verletzlichsten Gruppe gehören: Migranten und Flüchtlinge», schrieb die Kirche auf ihrer Internetseite catholic.by. Die polnische Caritas will unterdessen im Nordosten Polens nahe der Grenze zu Belarus in zunächst vier Pfarreien beheizte sogenannte «Zelte der Hoffnung» mit Betten errichten. In ihnen soll Ankömmlingen aus Belarus geholfen werden, wie der Vizechef der polnischen Caritas, Pater Cordian Szwarc, sagte. Demnach sollen die Zelte auch als Treffpunkt für engagierte Menschen dienen, die Unterstützung anbieten wollen. Die Bewohner in der polnischen Grenzregion befänden sich in einem schwierigen Dilemma. Sie wünschten sich Sicherheit und seien in Sorge um ihre Angehörigen. Andererseits spürten sie auch eine starke moralische Pflicht, den Menschen in Not zu helfen, so der Franziskaner, der sich seit Tagen in der Region aufhält.

Spenden für Hilfsangebote

Polens katholische Kirche hat eine landesweite Spendenaktion für die Migrant*innen an der Grenze zu Belarus gestartet. In allen polnischen Kirchen solle am 21. November Geld für Hilfsangebote der Caritas in der Grenzregion im Nordosten und die «langandauernde Integration» von Bleibewilligen gesammelt werden, kündigte der Vorsitzende der Polnischen Bischofskonferenz, Posens Erzbischof Stanislaw Gadecki, an. «Vor unseren Augen leiden und sterben Menschen», so der Erzbischof. Die Flüchtlinge seien Opfer unzulässiger Spiele der internationalen Politik.

kath.ch/Red.
 

Flüchtlinge harren bei Minustemperaturen in Grodno an der Grenze zu Belarus aus.
Quelle: Leonid Scheglov / Keystone SDA
Flüchtlinge harren bei Minustemperaturen in Grodno an der Grenze zu Belarus aus.

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