Jakobsoffiziere auf dem Pilgerweg

Armeeseelsorger Josef Bernadic hat den bekannten Pilgerweg für ein neues Publikum geöffnet: Er pilgert mit Angehörigen der Schweizer Armee nach Santiago de Compostela.

Ungewöhnlich ist es nicht, im Thurgau auf Pilger zu stossen, die mit der Jakobsmuschel am Rucksack auf dem Weg nach Santiago de Compostela sind. Ungewöhnlich ist hingegen, dass die Jakobsmuschel an einem Schweizer Militärrucksack baumelt und deren Träger Offiziere und Unteroffiziere der Schweizer Armee sind. Die Initiative zu diesem besonderen Jakobsweg stammt von Hauptmann Josef Bernadic, der seit 2001 als katholischer Armeeseelsorger tätig ist. Angespornt hat ihn sein evangelisch-reformierter Kollege und Armeeseelsorger Balthasar Bächtold. «Balthasar hat den Jakobsweg bereits absolviert und war mir als Katholik somit eine Erfahrung voraus», sagt Bernadic, der als Seelsorger und Diakon in Horgen tätig ist und im Juli die Vereinigung der Jakobsoffiziere gründete. Ziel des Vorhabens ist es, die Kameradschaft wie auch die Weg- und Diskussionsgemeinschaft zu pflegen. Elemente, die ihm als Armeeseelsorger wichtig sind.

Über Geschichte zur Theologie

Josef Bernadic ist eigentlich Historiker und arbeitete als Archivar beim damaligen Bischof Kurt Koch. Dieser riet ihm, Theologie zu studieren, um die liturgischen Texte zu verstehen. Bernadic absolvierte einen Laien-Theologiekurs und hängte voll motiviert das Universitätsstudium gleich an. Als Armeeseelsorger ist er gerne mit den Menschen auf verschiedene Weise «unterwegs». Deshalb kam ihm die Idee, sich als Jakobsoffiziere gemeinsam auf den Pilgerweg zu machen. Unterstützung erhielt er vom Schaffhauser Balthasar Bächtold, der als Pfarrer in Filisur tätig ist. Der dritte im Bunde, was auch den Vereinsvorstand betrifft, ist Ulu Karakiz aus Grenchen.

Emotionaler Moment im Münster

Diese drei sind es auch, die sich am 7. September zum Auftakt der ersten Etappe von Konstanz nach Märstetten eingefunden haben – diesmal noch in Zivilkleidern. In Uniform zu starten ist laut Bernadic im Ausland nicht möglich. Ihre Rucksäcke und die Schweizerfahnen mit einer Jakobsmuschel verziert verraten jedoch ihre Herkunft. Ein erster emotionaler Moment und zugleich Startschuss des Vorhabens ist der Stempeleintrag im Pilgerpass im Konstanzer Münster. Danach geht es los, quer durch Wohnquartiere von Kreuzlingen, entlang eines Baches mit Kreuzweg bis hin zum Kirchlein Bernrain. Ulu Karakiz erzählt von seiner Mutter, die den Jakobsweg absolviert hat und jedes Mal positiv verändert zurückkam. Sie habe ihn motiviert, es ihr gleich zu tun. Balthasar Bächtold war mit 20 Jahren auf dem Jakobsweg, mit 30 pilgerte er nach Rom und mit 40 lautete das Ziel Jerusalem. Für Josef Bernadic ist es erfreulich, dass die Reise endlich losgeht. Jeweils am ersten Samstag im Oktober und November wird der Pilgerweg durch den Thurgau fortgesetzt. Bei diesen und den nachfolgenden Schweizer Etappen, die im nächsten Jahr folgen, rechnet er mit mehr Teilnehmern. «Es ist eben der Anfang des Weges, aber das Interesse wird noch wachsen», ist Bernadic überzeugt.

Claudia Koch (17.9.19)

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Die Jakobsoffiziere (v. l.) Balthasar Bächtold, Josef Bernadic und Ulu Karakiz am Startpunkt ihrer Pilgerreise in Konstanz.

Bild: Claudia Koch

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